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Ist die Medizin zu sehr an Männern orientiert?

Heute Redaktion
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Ist die Medizin zu männlich? Damit befasst sich ein nach wie vor als Randgebiet geltender Forschungszweig der medizinischen Lehre: Die Gender-Medizin.

Frauen werden in der Medizin als "kleinere Version des Mannes" dargestellt - das betrifft auch die Lehre an den Universitäten und das Vorkommen in der Pflichtlektüre.

An den meisten Hochschulen gibt es kein Wahlfach oder eine Spezialisierung auf geschlechtsspezifische Merkmale. Bereits seit dem 1. Jänner 2010 hat die Uni Wien einen Lehrstuhl in Gender-Medizin. Forschungseinrichtungen in Berlin und Stockholm waren Anfang der 2000er Jahre die ersten, die so einen Zweig in die universitäre Ausbildung integrierten.



Bei Krankheiten und Medikamenten reagieren Frauen anders als Männer

Gender-Mediziner sind davon überzeugt, dass es für Frauen andere Behandlungemethoden bräuchte als für Männer und dass diese daher mehr die Ebene der traditionellen Schulmedizin erreichen müsste.

"Frauen und Männer sind anders krank. (Dr. Regitz-Zagrosek"



Frauen sprechen etwa ganz anders auf Medikation an. Aspirin wirkt bei Männern Herzinfarkt-vorbeugend, bei Frauen erhöht es jedoch das Schlaganfallrisiko. Sowohl Nebenwirkungen als auch Erkrankungen äußern sich anders. Das reicht von Depressionen bis hin zu Erkältungen. Schlaftabletten wirken beispielsweise bei Frauen langsamer. Am Tag nach der Einnahme können diese noch zu Verkehrsunfällen führen.

Die biologischen Unterschiede müssen mehr herausgearbeitet werden

Gender-Medizinerin und Kardiologin, eine Pionierin der Fachrichtung, Dr. Regitz-Zagrosek betont

im Gespräch mit "watson", dass der Mann in der Medizin weiterhin die Norm darstellt. Das geht so weit, dass selbst die Versuchstiere nur männlich sind.

Mentaler Stress schade Frauenherzen jedoch mehr. Frauen wiederum hätten bessere Abwehrkräfte und seien resistenter gegenüber Infektionen als Männer. Die Gender-Medizin möchte sich dafür einsetzen, dass diese Unterschiede beachtet und Gemeinsamkeiten herausgegriffen werden. Bisher habe man in der Medizin versucht geschlechtsneutral zu praktizieren, wie sie anmerkt.

Möglicherweise sei eine andere Dosierung nötig, nicht eine ganz andere Medikation.

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