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Italiens neuer Premier lernte Deutsch in Wien

Heute Redaktion
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Giuseppe Conte soll nach dem Willen der 5-Sterne-Bewegung neuer Premier werden. Der Quereinsteiger studierte Jus auf Elite-Unis in der ganzen Welt - er machte auch einen Abstecher nach Österreich.

Die 5-Sterne-Bewegung und die Rechtsaußen-Partei Lega Nord wollen eine Regierung bilden. Premier soll ein Quereinsteiger ohne politische Erfahrung werden: Giuseppe Conte ist ein hochdekorierter Jurist und Universitätsprofessor, Erfahrungen in der Politik hat er bisher jedoch keine. Genau deshalb will ihn die 5-Sterne-Bewegung von Luigi Di Maio zum Premier machen.

Die Rechtsaußen-Partei Lega Nord von Matteo Salvini hat keine Einwände gegen den Wunschkandidaten und will dafür das Innenministerium für Salvini. Auch die andere Parteien des Mitte-Rechts-Blocks um die Lega Nord, Silvio Berlusconis Forza Italia und die Fratelli D'Italia von Giorga Meloni, gaben ihre Zustimmung.

Dem Staatspräsidenten Sergio Mattarella wurde Conte bereits vorgeschlagen. am Di Maos Wunschkandidat Conte bringt viel theoretische Expertise mit, daran wird Mattarella nichts aussetzen können. Jedoch soll der 76-jährige Staatspräsident sehr skeptisch sein, da Conte jegliche politische Praxiserfahrung fehlt, will der "Corriere della Sera" aus Kreisen des Quirinalpalastes erfahren haben.

Premierminister-Kandidat lerne Deutsch in Wien

"Null Politik, dafür viel Lebenslauf" titelt der "Corriere" über Giuseppe Conte. Der Werdegang des Süditalieners ist tatsächlich beeindruckend. Sein Jus-Studium absolvierte der 53-Jährige zunächst in Rom. Es folgten Auslandsaufenthalte an den Universitäten in Yale und Duquesne, anschließend an der renommierten Sorbonne in Paris, am Girton College in Cambridge und an der New York University. Zwischendurch lernte er ein Jahr lang Deutsch am Internationalen Kulturinstitut in Wien.

Auf Anfragen soll Conte üblicherweise ganz professoral antworten: "Schreiben Sie mir so, als würde eine Nachricht 10 Euro kosten: Das hilft, die Gedanken zu präzisieren".

"EU-Verträge im Dialog neu verhandeln"

Der Koalitionsvertrag aus 30 Punkten wurde sowohl von Anhänger der Lega als auch der 5-Sterne-Bewegung abgesegnet. Die Pläne der 5-Sterne-Bewegung, die EU-Verträge "im Dialog" neu zu verhandeln, lösten in der EU Besorgnis aus. Die Mailänder Börse verzeichnete seit der Bekanntgabe bereits Kursverluste um zwei Prozent.

Gegen 18 Uhr, darf dann die Lega Nord die Kandidatenliste für ihre Minister vorlegen. Dann erst entscheidet sich, ob Mattarella den Auftrag zur Regierungsbildung gibt oder im äußersten Fall Neuwahlen ausruft. Das liegt durchaus im Machtbereich des italienischen Staatspräsidenten.

(hos)