Österreich

Glattauer: Lehrer-Feedback – Ja, aber nicht so!

Schuldirektor Glattauer gibt Noten. Heute: Lehrer-Feedback: Ja, aber nicht so! Besserungsanstalt namens Schule. Und: Warum nicht 400 von 400 Schulen?

Heute Redaktion
Teilen
Glattauer gibt Noten: Die Kolumne jeden Montag in "Heute".
Glattauer gibt Noten: Die Kolumne jeden Montag in "Heute".
Bild: heute.at

Lehrer-Feedback: Ja, aber nicht so!

Was soll der Unsinn mit dieser Lehrer-Bewertungs-App? Klares Ja zur Möglichkeit eines seriösen, anonymen Feedbacks von Schülern zur Arbeit ihrer Lehrerinnen. Und zwar dort, wo so etwas hingehört, nämlich in die Schule. Aber öffentlich Lehrerinnen per Namen ranken wie Hotels und Sternderl vergeben wie für neue Kinofilme? Nein! Wer kommt als nächstes dran – Eltern?

Note: Ungut

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer ist seit 20 Jahren Lehrer in Wien, aktuell Direktor des "SZ-FIDS" in Meidling. Dazu hat er 13 Bücher geschrieben.
Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.

Alle seine Artikel finden Sie hier!

Besserungsanstalt namens Schule

Ein Bub, 6, aus den fernen Ebenen des näheren Ostens, für den in Wien ein Schulplatz gesucht werden muss – und der in Wahrheit etwas ganz anderes braucht: nämlich eine psychiatrische Abklärung und endlich Erziehung! NICHTS tut er, was ihm die Vorschullehrerin sagt. Wenn umgekehrt aber die Lehrerin nicht tut, was er will, dreht er durch: spuckt, brüllt, schlägt, zieht sich aus, läuft weg. Deutsch redet er nicht. In seiner Muttersprache fast nicht. Angeblich ist der Bub von seinem Vater in dessen Heimat rauf und runter geprügelt worden, die Mutter pendelt für eine höhere Ausbildung quer durch Europa, die Oma ist überfordert.

Vier Schulen haben es seit September mit ihm probiert, vergeblich, er sprengt jede Klasse, bringt Lehrerinnen zum Heulen. Und ich sage: Natürlich MUSS diesem Kind DRINGEND jemand helfen, muss jemand Verantwortung übernehmen. Aber WARUM eine österreichische Lehrerin, warum überhaupt eine Lehrerin? Sind Lehrerinnen eigentlich noch Lehrerinnen oder nur noch Personal in Erziehungs- und Besserungsanstalten, genannt Schule?

Note: Ungenügend

Warum nicht 400 von 400 Schulen?

Jetzt soll es an weiteren 38 Wiener Pflichtschulen "administrative Unterstützung" geben. Das sind dann 55 von 400. Ich juble da nicht. Weil: Warum nicht an 400 von 400? Die Zuteilung wird nach Schülerzahl und Unterrichtszeit erfolgen. Womit die Sonderpädagogik, die zwar den höchsten Verwaltungsaufwand, aber naturgemäß am wenigsten Kinder hat, leer ausgehen wird.

:-(

Note: Unbefriedigend