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Glattauer: Wehe, wehe, wenn ich den September sehe

Schuldirektor Glattauer gibt Noten. Heute: "Schulpapst" für Streichen von Ferien. Und: Ärgerliches Ausländer-Bashing im 10ten.

Niki Glattauer
Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in "Heute" Noten.
Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in "Heute" Noten.
heute.at

Wehe, wehe, wenn ich den September sehe!

500.000 Kinder in Ostösterreich sind ab Montag in den Ferien – dazu 100.000 aus 700 Schulen und Kindergärten in OÖ, wo der Landeshauptmann nach dramatisch gestiegenen Corona-Zahlen die Notbremse zog. Stelzer: "In dem Cluster gibt es einige Großfamilien. Und nach all dem, was wir jetzt wissen und sehr konsequent nachverfolgen, sind es vor allem diese Familien und diese Kinder, die für eine Weiterverbreitung des Virus gesorgt haben."

Ist eh allen klar, die 1 + 1 zusammenzählen können. Danke, Herr Stelzer, für die ehrlichen Worte! Inzwischen hat Heinz Faßmann zugegeben, dass in den letzten Wochen österreichweit Schüler in 50 (!) Schulen an Corona erkrankt sind, in 15 Fällen wurden auch Lehrerinnen positiv getestet. Von wegen Kinder stecken nicht an! Gut also, dass jetzt für Herbst auf Hochtouren an Plan B und C gearbeitet wird. Wenn du mich fragst: Schule normal, das war einmal. Womit ich das Jahreszeugnis für Österreichs Corona-Schulpolitik vergebe:

Note: Gut

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer ist seit 20 Jahren Lehrer in Wien, aktuell Direktor des "SZ-FIDS" in Meidling. Dazu hat er 13 Bücher geschrieben.
Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.

Alle seine Artikel finden Sie hier!

"Schulpapst" für Streichen von Ferien

Der lustigste Vorschlag zum Ende des Corona-Schuljahrs kommt von "Schulpapst" Andreas Salcher, der im Sonntags-"Kurier" vorschlug, "aus pädagogischen Gründen" Ferien zu streichen (August(!), Herbst). Das ist, wie sich nach einer gerade noch geglückten, sehr harten Notlandung bei Piloten, Bordpersonal und Passagieren damit zu bedanken, dass man sie zu zusätzlichen Flügen in der zusammengeflickten Maschine verdonnert.

Gut, der Vergleich hinkt, aber man weiß, was ich meine. Eltern können jetzt erahnen, was es heißt, Kinder nonstop im Modus "Schule" zu halten, sprich meist allein 25 bis 30 gleichzeitig: Die, die universitätsfit gemacht werden sollen, genauso wie die, die abtauchen, sobald schulisches Lernen & Leisten angesagt ist. Corona-Schule, Herr Betriebswirt Salcher, war für 90 Prozent der Beteiligten – Schüler, Eltern, Lehrerinnen – NICHT Schule light, sondern Schule hardestcore. Aber das wissen halt nur die, die auch an Bord waren...

Note: Nicht genügend

Ärgerliches Ausländer-Bashing im 10ten

No na gibt es in einer Zwei-Millionen-Stadt mit 50 Prozent "Zuagrasten" "Parallelgesellschaften". Vor 100 Jahren hat man so gegen "die Tschechen" gehetzt, "die deutschfeindliche Lieder singen und sich nicht assimilieren, sie bleiben Vollbluttschechen. In einzelnen Schulen bildet das tschechische Lehrlingselement 76 bis 81 Prozent." ("Die Tschechisierung von Wien", Znaimer Wochenblatt, 1913) Hotspot war damals schon Favoriten, das wegen ein paar Idioten jetzt auch in Schulintegrationskritik geraten ist.

Dabei findet man im Favoriten 1A-Pädagogik, z. B. im "SZ Quelle" für Kinder mit Special Needs oder in der VS Bernhardtstal, drei 6er-Stationen vom Tichy entfernt. Ich wohne im 10ten. Und natürlich ist mein Sohn da in die Volksschule gegangen. Keplerplatz…! Jetzt 1. Klasse AHS und lauter Einser. Also. Damit SERVUS BIS HERBST!

Note: Alles ist gut!