Politik

"Glaube, das ist notwendig" – das wird bei AMS-Geld neu

"Heute" hatte den neuen "Superminister" im Interview. Martin Kocher über Arbeitslosengeld, Preiserhöhungen, Maskenpflicht und mehr. 
Christian Nusser
17.05.2022, 23:08

Im ersten "Heute"-Interview nach seiner Angelobung als "Superminister" für Arbeit und Wirtschaft spricht Martin Kocher (48) über:

Ob er nun ÖVP-Mitglied wird

"Nein, das war beim Eintritt in die Regierung kein Thema, ist für mich weiter kein Thema und war auch für die ÖVP nie ein Thema."

Warum er dann am Parteitag war

"Weil ich eingeladen war und weil es üblich ist. Bei den grünen Parteitagen gibt es auch parteifreie Minister und Staatssekretärinnen. Dasgebietet der Respekt, auch der Informationsaustausch gehört dazu."

Ob er sich mit der ÖVP identifizieren kann

"Ich hätte nicht ein Ticket in der Regierung angenommen, wenn ich mich nicht grundsätzlich mit der Ausrichtung der Partei identifizieren könnte, auch mit dem Regierungsprogramm natürlich."

Die Bezeichnung Superminister

"Das gefällt mir nicht so gut, wenn ich ehrlich bin. Ich finde das übertrieben. Ich glaube, dass im es Moment auch andere große Ministerien und Verantwortungen gibt und es das immer gab. Es ist ein ganz normales Ministerium, es ist größer als mein früheres, mit einer zentralen Rolle in einernicht ganz einfachen Zeit, aber es gibt auch ganz große Herausforderungen zu stemmen."

Wie er sonst genannt werden will

"Das Ministerium wird nach der Novelle Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft heißen. Martin Kocher reicht auch."

Ob er bisher unterfordert war

"Nein, ich muss aber meinen Terminkalender anpassen, es könnte etwas dichter werden."

"Heute"-Chefredakteur Christian Nusser und Martin Kocher
Denise Auer

Interessenskonflikte zwischen Arbeit und Wirtschaft

"Ich verbürge mich als Person, dass dies gut gelöst wird und dass alle Interessen berücksichtigt werden."

Reform des Arbeitslosengeldes

"Ich hoffe, dass wir das Gesamtpaket noch vor dem Sommer schaffen, wir führen derzeit intensive, konstruktive Gespräche. Es geht um aktive Arbeitsmarktpolitik, die Frage von Qualifizierung, um Zuverdienst."

Fällt Arbeitslosengeld unter 55 Prozent des letzten Lohnes?

"Ich habe immer gesagt, dass das Arbeitslosengeld und die Notstandshilfe nicht viel unterdas jetzige Niveausinken können."

Aber es kann weniger werden?

"Es kommt aufs Gesamtpaket an und welche Leistungensonst nochdazukommen,deswegen kann man nicht ausschließen, dass es Anpassungen gibt. Ich glaube persönlich, dass Zuverdienst, aktive Arbeitsmarktpolitik, andere Aspekte der Vermittlung bei weitem wichtiger sind als die Tatsache, obes einige Prozentpunkte mehr oder wenigerErsatzrate gibt. Wichtig ist: Jede Person, die Arbeit sucht, soll ein Angebot bekommen."

Ob der Zuverdienst eingeschränkt wird

"Ich glaube, dass dies notwendig ist. Wir wissen aus Studien, dass der Zuverdienst manchmal zur Verlängerung von Arbeitslosigkeit führt, er aber in gewissen Bereichen wirklich notwendig ist. Wir werden eine differenzierte Lösung finden müssen."

Kampf gegen die Teuerung

"Wir haben im Laufe der ersten Monate des Jahres schon Maßnahmen gesetzt,höheresPendlerpauschale,Reduktion beiÖkostrompauschale, die Einmalzahlungen. Wir diskutieren mit dem Finanzminister über mögliche weitere Maßnahmen, etwa dieAbschaffung derkaltenProgression, mir als Arbeits- und Wirtschaftsminister ist strukturell das Thema Lohnnebenkosten wichtig. Ich glaube es ist wichtig, hier auch eine Entlastung zustandezubringen. Wir werden auch über Steuern sprechen, also den Zeitpunkt derTarifsenkungen bei der Einkommensteuer. Es gibt weitere Ideen, Mitarbeiterbeteiligungen, Prämien…"

Vorziehen der Steuersenkung heißt?

"Das sie noch dieses Jahr wirksam werden soll."

Die hohen Energiepreise

"Wir müssen den Anstieg in Grenzen halten und ich als Minister muss zudemein Interesse daran haben, dass diese zusätzlichen Gewinne der Unternehmen richtig investiert werden, also etwa die Energiewende unterstützen."

Die kalte Progression

"Die Forderung der Abschaffung ist plakativ,weil das Thema sehr komplex ist.Ich kannEinzelmaßnahmen setzen, oder einen Automatismus finden, ich denke es könnteeine Mischung sein. Ein reiner Automatismus erschwert in Zukunft Steuerstrukturreformenund den sozialen Ausgleich. Ich freue mich auf die Gespräche mit dem Finanzminister über dieses Thema."

CO2-Bepreisung verschieben

"Ich glaube, wir dürfen in dieser Phase überhaupt nichts vorschnell ausschließen. Man muss pragmatisch bleiben, keiner weiß, wo wir im September stehen. Aber ich glaube, dass wir jetzt einen Einstieg in die CO2-Bepreisung brauchen."

Schmerzen als Wirtschaftswissenschafter, weil der Kanzler Gewinne abschöpfen will

"Es ging um die Frage, wie man mit dieserwahrgenommenenUnfairness umgeht. Es gilt, eine pragmatische Lösung zu finden und wir werden mit den Betreibern darüber sprechen."

Das neue Büro von Martin Kocher ist noch eher ein Witz.
Denise Auer

"Abschöpfung" via Sonderdividende

"Es macht keinen großen Unterschied, ob Sie die Dividende jetzt oder in einem halben Jahr bekommen. Es geht eher darum, dass man jetzt die unterstützt, die große Schwierigkeitendurch die Preiserhöhunghaben."

Weitere Bonuszahlungen

"Wir müssen den Fokus jetzt auf die Menschen setzen, die einen großen Anteil ihres Einkommens für Energie und Lebensmittel ausgeben müssen. Da werden wir auf jeden Fall weitere Maßnahmen setzten müssen, weil die Entwicklung der Preise auch die Mitte der Gesellschaft stark belastet."

Deckelung der Strom und Gaspreise

"Die Einführung von Höchstpreisen führt in der Regel zu Versorgungsengpässen."

Notplan für Gas

"Wir haben die Aufstockung der Speicherkapazitäten beschlossen, das wird im Laufe des Sommers passieren. Es gibt Vorbereitungen, aber esisteine strategische Frage, ob man alles ganz öffentlich machen sollte, weil man damit die eigenePositionvergibtund wären erpressbar durch Russlandwird."

Gaslieferungen

"Im Moment kommt das Gas im vollen Umfang."

In seinem Büro hängt das Bild "Breaking myself" von Arnold Reinthaler.
Denise Auer

Erbschaftssteuer

"Sie steht nicht im Regierungsprogramm."

Maskenpflicht im Handel

"Ich halte mich aus dieser Diskussion raus, am Ende muss es eine Entscheidung derExpertinnen und Experten im Gesundheitsbereichsein."

Sonntagsöffnung

"Ich glaube die Möglichkeiten sind jetzt schon sehr weit gefasst, die Frage ist, wie man das umsetzt. Ich werde keine Ersatzvornahmen durchführen."

Kurzarbeit

Die Kurzarbeit steht nach wie vor zur Verfügung, aber nur noch für ganz spezifische Einzelfälle. Wir werden künftig strenger kontrollieren, weil es nicht sein kann, dass die Kurzarbeit unternehmerische Schwankungen ausgleicht.

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