Wirtschaft

Der Todkranke, der gegen den Chemieriesen kämpft

Dewayne Johnson hat Krebs im Endstadium. Durch seine Klage verliert der Chemieriese Bayer zehn Milliarden Euro Börsewert.

Heute Redaktion
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Die frischgebackene Bayer-Tochter Monsanto ist in den USA zu einer Entschädigung von rund 290 Millionen Dollar verdonnert worden. Der Grund: Die Monsanto-Unkrautvernichtungsmittel enthalten Glyphosat, das Krebs verursacht haben soll.

Der Kläger

Geklagt hatte ein Mann namens Dewayne Johnson (46), ein ehemaliger Hausmeister aus San Francisco. Bei ihm war 2014 Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert worden, wofür er Monsantos Unkrautmittel Roundup verantwortlich macht. Jetzt liegt Johnson im Sterben, deshalb hatte er in Kalifornien ein Recht auf einen schnellen Prozessbeginn. Monsanto habe ihn nicht ausreichend vor den Risiken seines Produkts gewarnt, klagt der Todkranke.

Monsanto beruft

Die Monsanto-Mutter Bayer zeigte in einer ersten Reaktion kein Verständnis für das Urteil. Monsanto kündigte jedoch umgehend an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Das Unternehmen ist mit Tausenden ähnlichen US-Klagen konfrontiert.

Furcht vor weiteren Prozessen

Aus Furcht vor finanziellen Lasten durch solche Glyphosat-Prozesse zogen Bayer-Investoren am Montag die Reißleine. Die Papiere des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer brachen zum Handelsstart am Montag um rund 12 Prozent auf 83,86 Euro ein. Das war der tiefste Stand seit Mai 2016. Rund zehn Milliarden Euro Börsenwert sind mit einem Schlag vernichtet.

"Das Urteil steht im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, wonach kein Zusammenhang besteht zwischen dem Einsatz von Glyphosat und dem Non-Hodgkin-Lymphom", sagte ein Bayer-Sprecher am Wochenende der Deutschen Presse-Agentur. Als Non-Hodgkin-Lymphome werden bösartige Erkrankungen der Lymphgefäße bezeichnet. Der Konzern sei überzeugt, dass Glyphosat "sicher und nicht krebserregend ist".

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Regierung werkt an Aktionsplan

In mehreren Staaten ist Glyphosat mittlerweile verboten. In der EU wird seit Jahren um eine einheitliche Regelung gestritten. Bis 2022 darf das umstrittene Mittel noch eingesetzt werden. In Österreich arbeitet die Regierung seit längerem an einem Aktionsplan, um Glyphosat durch ein anderes Mittel ersetzen zu können.

(GP)