Wirtschaft

Griechen sollen ihr Vermögen verscherbeln

Heute Redaktion
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Uneinigkeit über die Griechen-Rettung. Nationalbankchef und EZB-Rat Ewald Nowotny glaubt an die Aufstockung des Euro-Rettungsschirms. Experten meinen, die Griechen sollen ihre Schätze verkaufen. In Athen herrscht indes Streik-Stimmung.

Ein Experten-Streit tobt um die Lösung von Athens Schuldenproblem: Liegt das Heil der Hellenen im Austritt aus der Eurozone? Liegt es in einer geordneten Pleite mit Schuldenschnitt oder soll die Eurozone den Griechen mit Eurobonds aus der Patsche helfen?



Nationalbankchef und EZB-Rat Ewald Nowotny hält eine Aufstockung des Euro-Rettungsschirms EFSF für wahrscheinlich. "Wir diskutieren derzeit über eine Ausweitung dieses EFSF", sagte Nowotny am Montag. "Es ist mehr, als es jetzt ist, aber es dürfte nicht eine Billion sein", erklärte Nowotny bei einer Veranstaltung an der Harvard-Universität in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts.

Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) trat noch am Montag den Spekulationen um eine Aufstockung entgegen. Es gehe jetzt darum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, den EFSF effektiv einzusetzen, sagte Schäuble und unterstrich: "Aber wir haben nicht die Absicht, ihn aufzustocken"



"Project Eureca"

Nun kommt ein weiterer Plan hinzu, «Project Eureca – a solution for Greece and Europe», ausgeheckt von den Strategieberatern von Roland Berger aus München: Nach nicht betriebsnotwendigen oder schlecht genutzten Vermögensbestandteilen suchen und diese verscherbeln.
Fündig wurde Roland Berger in griechischen Autobahnen, Häfen, Flughäfen und Immobilien. Der Vorschlag: Die Hellenen sollen Staatsvermögen im Wert von 125 Milliarden Euro in eine Treuhandgesellschaft auslagern und diese einer europäischen Institution verkaufen. Mit dem Erlös würde die Staatsschuld Griechenlands von aktuell rund 145 Prozent (350 Milliarden Euro) der Wirtschaftsleistung auf 88 Prozent reduziert.
Finanzausschuss tagt zum Thema Rettungsschirm

Diese sollen nun auf 22 Milliarden Euro erhöht werden. Das ist am Dienstag Thema beim Finanzausschuss des Parlaments. Vor zehn Tagen wurde das schon einmal diskutiert. Damals legten sich die Grünen quer, diesmal wollen sie mitziehen. FPÖ und BZÖ bleiben ihrer Linie treu und lehnen eine Aufstockung ab.
In Österreich besteht die Sorge, dass die 1,5 Milliarden Euro, die Österreich Griechenland überwiesen hat, für immer verschwunden sind. Denn mittlerweile schließt auch Finanzministerin Maria Fekter
Obama: Euro-Krise "versetzt Welt in Angst"

US-Präsident Barack Obama kritisierte erneut das Krisenmanagement der Euro-Staaten. Die Euro-Krise versetzte die Welt in Angst. "In Europa haben sie sich nie ganz von der Krise von 2007 erholt und sich nie wirklich um die Schwierigkeiten gekümmert, denen ihr Bankensystem ausgesetzt war", so Obama. Die Euro-Staaten versuchten nun, "verantwortlich zu handeln", doch geschehe dies "nicht so schnell, wie es notwendig wäre".



Athen streikt

Während der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou in Berlin um weitere Hilfen und Investitionen für sein Land wirbt, herrschte in Athen abermals ein Verkehrschaos. Die meisten U-Bahnen und die Busse der Vier-Millionen-Metropole wurden bestreikt. Am Mittwoch und Donnerstag wollten auch die Taxifahrer streiken. Auf den Straßen Athens entstanden wie in den vergangenen Tagen lange Staus, weil viele Beschäftigte mit dem eigenen Wagen zur Arbeit fuhren.