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Grubenunglück: Verfahren gegen fünf Mitarbeiter

Heute Redaktion
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Bild: AP

Das Grubenunglück von Soma hat 301 Todesopfer gefordert. Nachdem am Sonntag 25 Verantwortliche des Bergwerksbetreibers festgenommen worden waren, wurde nun gegen fünf Mitarbeiter der Firma Soma Kömür ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Ein elektrischer Defekt als Ursache wird ausgeschlossen.

hat 301 Todesopfer gefordert. Nachdem am Sonntag 25 Verantwortliche des Bergwerksbetreibers festgenommen worden waren, wurde nun gegen fünf Mitarbeiter der Firma Soma Kömür ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Ein elektrischer Defekt als Ursache wird ausgeschlossen.

Die Bergungsarbeiten wurden am Sonntag eingestellt, gleichzeitig kam es zu den Verhaftungen in der Chefetage. Sechs der Festgenommenen wurden später wieder freigelassen. Die Übrigen wurden am Montag weiter verhört.

Gegen fünf der festgenommenen Personen - sie arbeiten für die Firma Soma Kömür Isletmeleri - wurden Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Darunter befindet sich auch Unternehmenschef Akin Celik, sowie zwei Ingenieure und zwei Abteilungsleiter.

Mittlerweile wird elektrischer Defekt ausgeschlossen

Der leitende Staatsanwalt in Soma, Bekir Sahiner, sagte, eine durch Strom ausgelöste Explosion werde als Unglücksursache mittlerweile ausgeschlossen. In einem vorläufigen Bericht werde vermutet, dass heiße Kohle in Verbindung mit Luft in der Grube eine große Menge von Kohlenmonoxid freigesetzt habe. Die meisten unter Tage eingeschlossenen Kumpel starben an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung.

Die Zeitung "Milliyet" verwies am Samstag unter Berufung auf einen vorläufigen Ermittlungsbericht zu den Ursachen des Unglücks auf zahlreiche Sicherheitsmängel in der Grube, etwa das Fehlen von Rauchmeldern oder Sicherheitskammern. Grubenchef Alp Gürkan hatte sich 2012 damit gebrüstet, die Produktionskosten von 130 Dollar (rund 95 Euro) auf 24 Dollar pro Tonne gesenkt zu haben.

Nachlässigkeit vorgeworfen

Die Festgenommenen würden der Nachlässigkeit verdächtigt, meldeten örtliche Medien. Damit ändert die Regierung erstmals seine Meinung. Bis zum Samstag hatte sie dem Bergwerksbetreiber öffentlich bescheinigt, alle Sicherheitsauflagen eingehalten zu haben.

Prügelvorwürfe gegen Erdogan

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan selbst sagte öffentlich, Grubenunglücke seien nicht zu vermeiden. Daraufhin kam es zu  wütenden Massenprotesten . Dabei haben, als sie ihn als "Mörder meines Vaters" bezeichnete. Auch gegenüber einem weiteren Demonstranten sei Erdogan handgreiflich geworden sein.

Helfer wurden verhaftet

Nach dem Stopp der Bergungsarbeiten riegelten Sicherheitskräfte die Stadt am Wochenende teilweise ab, um weitere Proteste gegen die Regierung zu verhindern. Auf mehreren Zufahrtsstraßen wurden Kontrollposten errichtet. Die Polizeipräsenz war massiv. Am Samstag wurden zudem mindestens 36 Menschen vorübergehend festgenommen, darunter acht Anwälte. Einige von ihnen, die die Angehörigen der Opfer beraten wollten, seien geschlagen und verletzt worden, teilte der Anwaltsverband CHD mit.

Wasserwerfer gegen Erdogan-Gegner

Am Freitag waren die Sicherheitskräfte in Soma mit Wasserwerfern, Tränengas und Gummigeschossen gegen mehr als 10.000 Demonstranten vorgegangen, die dem Grubenbetreiber und Erdogans islamisch-konservativer Regierung mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und Nachlässigkeit vorwarfen und diesen damit für die Tragödie mitverantwortlich machen.