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Handy-Anruf soll schuld an Zug-Katastrophe sein

Heute Redaktion
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Bis jetzt 79 Tote und 150 Verletzte forderte das Zugunglück bei Santiago de Compostela (Spanien) - jetzt glauben die Ermittler: Der Lokführer bremste den Zug nicht rechtzeitig, weil er telefonierte. Sonntagabend wurde er dem Haftrichter vorgeführt.

Bis jetzt 79 Tote und 150 Verletzte forderte (Spanien) – jetzt glauben die Ermittler: Der Lokführer bremste den Zug nicht rechtzeitig, weil er telefonierte. Sonntagabend wurde er dem Haftrichter vorgeführt.

"Ich habe alles vermasselt, ich will sterben", rief Francisco Jose Garzon Amo, Sekunden nachdem sein Zug entgleist war. Nur Tage nach dem verheerenden Crash erhärtet sich nun der Verdacht gegen den Lokführer.

Die Ermittler haben eine erste These, warum der 52-Jährige nicht rechtzeitig bremste, sondern mit Tempo 190 statt den erlaubten 80 in die Todeskurve einfuhr: Er soll durch ein Telefonat abgelenkt gewesen sein.

Unwahr ist hingegen, dass Amo schon vor Jahren auf Facebook mit einer Zug-Raserei ("200 Stundenkilometer, man

fühlt sich wie der Wind") prahlte. Das Foto vom Tacho war am Samstag bei Facebook tatsächlich zu finden, allerdings mit der Bemerkung "vor sechs Stunden eingestellt".

Lokführer vor dem Haftrichter

Der Lokführer selbst sitzt in Haft – und schweigt. Vier Tage nach dem verheerenden Zugsunglück in Nordspanien ist der Lokführer am Sonntagabend jedenfalls einem Richter vorgeführt worden. Nach Angaben eines AFP-Reporters wurde er in einem Polizeiwagen vor Gericht in Santiago de Compostela vorgefahren. Ihm wird fahrlässige Tötung vorgeworfen.

"Er sagte, dass er auf 80 Stundenkilometer hätte abbremsen müssen, aber dass er nicht konnte. Dass er zu schnell war", berichtete im Fernsehen Evaristo Iglesias. Der Anrainer hatte dem Lokführer nach dem Unglück geholfen und ihn von den Zugtrümmern weggeführt. "Er hat immer wieder gesagt: 'Ich will sterben, ich will sterben. Ich will das nicht sehen.'"

In Spanien muss ein Verdächtiger nach spätestens 72 Stunden Gewahrsam von einem Richter angehört werden. Der Lokführer war am Freitag erstmals von der Polizei vernommen worden. Nach Angaben der staatlichen Bahngesellschaft Renfe arbeitete der Mann seit 30 Jahren für sie, darunter 13 Jahre als Lokführer. Die Unglücksstrecke habe er gut gekannt, er sei sie zuvor 60 Mal gefahren.

I. Martens/Red.