Wien

Hernalser Gründerzeit-Block wird bewohnbarer Apfelbaum

In Hernals soll ein ganzer Häuserblock durch Sanierung zum "zukunftsweisenden Dorf in der Stadt" werden. Heute wurde das Projekt vorgestellt.

Louis Kraft
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    Visualisierung Stadterneuerungsprojekt "Apfelbaum"
    Visualisierung Stadterneuerungsprojekt "Apfelbaum"
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    Die Sanierung eines ganzen gründerzeitlichen Häuserblocks ist schon an sich ein Großprojekt, wenn es dann darum geht, die dichte Bebaung mit einem Dorfcharakter mitten in der Stadt zu versehen, erst recht. Für die Liv Gruppe, die dieses Vorhaben mit Unterstützung von Fördermitteln der Stadt Wien in Angriff nimmt, ist das aber ein Herzensprojekt. Denn bei dem Projekt "Apfelbaum" geht es nicht nur um die Sanierung und Modernisierung von bestehender Bausubstanz, im Block zwischen Ottakringer Straße, Helblinggasse und Geblergasse soll ein Wohn- und Lebensraum entstehen, in dem das gute Miteinander im Vordergrund steht. Geplant sind etwa Wohnformen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. 

    Projekt "Apfelbaum": "So vielfältig wie der Apfel selbst"

    "In einer Zeit, in der unsere Gesellschaft vor Herausforderungen wie Vereinsamung und Ausgrenzung steht, möchten wir mit dem Projekt 'Apfelbaum' einen Ort schaffen, der Menschen zusammenkommen lässt und verbindet. Verschiedenste Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, so divers wie eben der Apfel selbst, daher auch der Name 'Apfelbaum'. Ein Dorf in der Stadt, mitten in Hernals, in dem gegenseitige Unterstützung, das Miteinander und die Freude aneinander im Vordergrund stehen. Die Gemeinschaftsflächen als Begegnungszone spielen hierbei eine zentrale Rolle", erklärt Clemens Rauhs, Projektinitiator und Geschäftsführer der Liv Gruppe.

    "Die Stadt arbeitet schon heute intensiv daran, dass die Wienerinnen und Wiener auch morgen leistbar, hochwertig und am Puls der Zeit wohnen können. Das Projekt Apfelbaum vereint mehrere Qualitäten, die der Stadt sehr wichtig sind: innovative Wohnformen, ein aktives Miteinander aller Bewohnerinnen und Bewohner, Klima- und Umweltschutz, und nicht zuletzt einen Mix an Einrichtungen und Angeboten gleich vor der Wohnungstüre, die den Alltag erleichtern", erklärte Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) bei der Präsentation des Projekts.

    Voller Vorfreude ist auch die Hernalser Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer (SPÖ): "Ich freue mich sehr, dass ein so innovatives Wohnprojekt im 17. Bezirk verwirklicht wird. Das gesamte Grätzel wird von uns seit Jahren mit einer sanften Stadterneuerung kontinuierlich aufgewertet und das Projekt 'Apfelbaum' wird hier einen weiteren Beitrag zur Belebung dieses Bezirksteils nahe der Ottakringer Straße leisten".

    Vielfältiges und naturverbundenes Grätzel in der alten Gründerzeitstadt

    Im "Apfelbaum" soll jeder Bewohner die Möglichkeit haben, selbstbestimmt und gleichberechtigt in einer Gemeinschaft zu wohnen und zu leben. Mit diesem Anspruch wendet sich das Projekt gezielt an Menschen mit besonderen Bedürfnissen wie Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung, aber auch an Senioren, Studierende oder alleinerziehende Eltern.

    Entstehen wird das "Dorf in der Stadt" im Gründerzeitblock (Baujahr 1892-1900) zwischen Ottakringerstraße 44, Helblinggasse 5+7 und Geblergasse 39+42, in der Nähe von Brunnenmarkt und Yppenplatz. Der neue Gebäudekomplex erstreckt sich auf rund 12.500 m² Nutzfläche über mehrere Grundstücke. Das neue Projekt umfasst unterschiedliche Wohnformen für rund 280 Menschen, darunter finden sich klassische Single- und Familienwohnungen, Wohngemeinschaften sowie Apartments für Studierende, aber auch innovative Wohnformen wie Wohnen im Verbund oder betreutes Wohnen. "Somit wird eine bunte Durchmischung unterschiedlicher Gesellschaftsgruppen erreicht, die auch die Inklusion von Menschen mit besonderen Bedürfnissen zum Ziel hat", betont Gaal.

    Das Projekt zeichne sich außerdem durch großzügig gestaltete Allgemeinflächen mit Küche, Bewegungsraum, Waschsalon oder Bibliothek aus. Zudem wird es Gewerbeflächen, ein Gesundheitszentrum sowie Ateliers geben, die das Grätzel und die Erdgeschosszonen aufwerten und beleben sollen.

    In der Freiraumgestaltung setzt das Projekt auf Naturverbundenheit: viele Bäume, Sträucher und andere Pflanzen sollen die Luft filtern und kühlen. Ein großzügig angelegter, parkähnlicher Innenhof sowie Dachgärten, auf denen gemeinsam gegartelt werden kann, sind barrierefrei zugänglich. Zusätzlich zu den Gemeinschaftsflächen stellen sie Begegnungszonen dar und unterstützen den Gemeinschaftsgedanken des Projekts.

    Errichtet werden 103 (davon 101 geförderte und fünf betreute) Mietwohnungen für rund 280 Bewohner. Der Baubeginn ist für Frühjahr 2021 vorgesehen, die Fertigstellung ist Ende 2023 geplant. Das Projekt "Apfelbaum" wird bei der Internationalen Bauausstellung (IBA_Wien 2022) zu den besten Projekten der Stadt für das "Soziale Wohnen von morgen" zählen.