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Hier vergaß Hoeneß kurz seine Sorgen

Heute Redaktion
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Uli Hoeneß musste sich nach dem bekannt gewordenen Steuer-Skandal heftige Kritik gefallen lassen - sogar von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Hoeneß war auch kurzzeitig in Haft, wurde aber nach einer Kautionszahlung von 5 Millionen Euro wieder freigelassen. Am Dienstag konnte er nach dem 4:0-Triumph gegen Barcelona kurzzeitig alle Sorgen vergessen.

Uli Hoeneß musste sich nach dem bekannt gewordenen kurzzeitig alle Sorgen vergessen.

Hoeneß wirkte in der Allianz-Arena befreit. Zunächst hielt er bei der Choreografie ein rotes Blatt in die Höhe. Danach hüpfte er wie ein Rumpelstilzchen auf der Tribüne auf und ab, um über das 4:0 zu jubeln, das Bayern mit einem Bein in das Champions-League-Finale gebracht hat.

Bayern hält ihm die Stange

Im Umfeld des FC Bayern fühlt sich der Präsident noch immer wohl. Kein Wunder, steht doch auch die Führungs-Etage des FC Bayern geschlossen hinter ihm. Im Rahmen des Spiels verteidigte Franz Beckenbauer seinen langen Weggefährten: "Uli Hoeneß ist kein Betrüger, da ist ihm irgendein Fehler unterlaufen, das kann sein", sagte der Bayern-Ehrenpräsident am Dienstagabend beim Pay-TV-Sender Sky Sport.

Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge brach für den Präsidenten eine Lanze: "Uli Hoeneß ist für den FC Bayern wahnsinnig wichtig. Ich kann mir den FC Bayern ohne Wenn und Aber nur mit Uli Hoeneß vorstellen", sagte er ebenfalls dem TV-Sender Sky. Auch Trainer Jupp Heynckes verteidigte ihn: "Ich denke, dass alles, was auf ihn niederprasselt, aus meiner Sicht zu exzessiv ist", sagte der Coach. Er habe einen Fehler gemacht, meinte Heynckes: "Aber Uli Hoeneß ist ein ganz wertvoller Mensch."

Gegen fünf Millionen auf freiem Fuß

Wie die "SZ" in ihrer Mittwochsausgabe berichtet, soll sich Uli Hoeneß kurzzeitig hinter schwedischen Gardinen befunden haben. Am 20. März wurde er nach seiner Selbstanzeige inhaftiert. Eine Kautionszahlung von 5 Mio. Euro hat er es allerdings zu verdanken, wieder auf freiem Fuß zu sein. Verwunderlich sei, dass es bei einer Selbstanzeige überhaupt zu einem Haftbefehl gekommen sei.

Zum schwebenden Verfahren will der Bayern-Boss vorerst nichts mehr sagen. Über die Berichterstattung der Presse hat er sich bereits am Montag echauffiert und eine Klage gegen eine Zeitung ("Für die wird das richtig teuer") angekündigt. Nun hat Hoeneß erstmals dazu Stellung genommen, wie er persönlich über die Steuerrückzahlung denkt.

"Ich habe erkannt, dass ich einen schweren Fehler gemacht habe, den ich versuche, mit der Selbstanzeige zumindest halbwegs wiedergutzumachen", erzählte Hoeneß der "Sport Bild". "Ich will reinen Tisch machen. Das Gesetz bietet ja diese Möglichkeit."

Verbindung zu Adidas wird untersucht

Wegen der im Jänner von Hoeneß erstatteten Selbstanzeige ermittelt die Staatsanwaltschaft München II gegen den Bayern-Chef. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) vom Dienstag handelte es sich bei dem fraglichen Geld um insgesamt 20 Millionen Mark (gut 10,2 Millionen Euro), die Hoeneß im Jahr 2000 vom damaligen Chef des Sportartikelherstellers Adidas, Robert Louis-Dreyfus, erhalten haben soll. Fünf Millionen Mark seien von Louis-Dreyfus direkt überwiesen worden, 15 Millionen seien eine Bürgschaft für einen Kredit gewesen.

Die Zahlung ist dem Bericht zufolge auch deshalb brisant, weil Adidas sich nur ein Jahr später mit zehn Prozent am FC Bayern beteiligte. Laut "SZ" gibt es bisher aber keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen dem privaten Geschäft von Hoeneß und dem Deal. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft laufen die Ermittlungen gegen Hoeneß weiterhin nur wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung.

Partner schweigen

Die eng mit dem FC Bayern verbandelten Unternehmen und die Fußballklubs schweigen zum spektakulären Fall. Groß-Unternehmen wie Audi, die Telekom oder Adidas, alle Partner des FC Bayern, verzichten ebenso auf öffentlichen Druck auf Hoeneß wie die Spitzenfunktionäre von DFB und Bundesliga. Die Hypovereinsbank nahm zwar einige Werbevideos mit Hoeneß aus dem Internet, versicherte aber eilig, die Werbekampagne sei ohnehin bereits im vergangenen Jahr ausgelaufen.

Der frühere DFB-Präsident Zwanziger, einer von vielen Hoeneß-Widersachern, formulierte eine über "Schock" und "Privatangelegenheit" hinausreichende Warnung. "Dieser Fall dient nicht gerade unserer Wertschätzung und Glaubwürdigkeit", sagte das Mitglied der FIFA-Exekutive der "Bild"-Zeitung (Dienstag).