72 Stunden ohne Kompromiss
Hier wird vermessen, wie barrierefrei Wien wirklich ist
Zum 11. Mal findet heuer die Aktion "72 Stunden ohne Kompromiss" statt. Die Caritas Wien prüft heuer per "Wheel Mapping", wie barrierefrei Wien ist.
Mit Maßband und App bewaffnet, strömen Schüler der HLW 10, Klienten aus Caritas-Wohngemeinschaften und auch betroffene Rollstuhlfahrer und ihre Betreuer aus. Das Ziel der Aktion: per "Wheelchairmapping" soll überprüft werden, wie barrierefrei Wien wirklich ist.
Teilnehmer auf Barrieren im Alltag sensibilisieren.
Denn Alltagsdinge, die für viele Menschen "normal" sind, werden für mobilitätseingeschränkte Personen zur Herausforderung. Egal ob Kino, Theater, Einkaufszentrum, Lift oder einfache Stufen. Viele Dinge sind auf jene Menschen angelegt, die fit zu Fuß sind. Durch die Aktion sollen die Teilnehmer auch auf die Barrieren sensibilisiert werden, die noch im öffentlichen Raum existieren.
"Bei der letzten Prüfung des UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen wurde Österreich ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die Menschenrechte von ca. 1,4 Millionen Menschen mit Behinderung im Land werden nicht klar eingehalten. Vor allem im Bereich der Bildung, der Persönlichen Assistenz und beim chancengerechten Zugang zum Arbeitsmarkt gibt es viele Versäumnisse. Hier gilt es rasch, nachzubessern!", betont Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien.
Schülerinnen setzen Wissen in die Praxis um
Dabei sind etwa auch Klaudia (20), Nina (19), Teodora (19), Sarah (19) und Marlene (18). Sie gehen in die HLW 10 in Wien-Favoriten, hatten die vergangen Schuljahre einen sozialen Schwerpunkt. "Da haben wir schon viel in der Theorie über Barrierefreiheit gelernt. Jetzt wollen wir das in die Praxis umsetzen", erklärt Sarah.
"Ich denke, es ist immer ausbaufähig und wir sollten uns nie zufrieden stellen, mit dem was wir haben. Man sollte Leute in Not nicht im Stich lassen. Wien ist sicher schon barrierefrei, aber man kann immer mehr machen", meint Teodora.
"Wichtig, dass wir diese Stellen finden"
Um die Barrierefreiheit festzulegen, messen sie etwa Stufenhöhen aus, prüfen die Größe von Eingangstüren oder kontrollieren auch Toiletten auf ihre Barrierefreiheit. Die Ergebnisse tragen sie in eine App ein. "Die heißt 'Wheelmap' und funktioniert ähnlich wie Google Maps. Die Leute können zum Beispiel ein Café, in das sie gerne gehen wollen, auswählen und sehen dann direkt, wie barrierefrei es ist. Das funktioniert via Ampelsystem, die Sachen werden dann in Grün, Orange oder Rot eingezeichnet", erklären die Schülerinnen.
"Ich glaube, die Stadt ist nicht überall barrierefrei. Aber deshalb find ich es wichtig, dass wir diese Stellen finden und Leute eben darauf aufmerksam machen", schildert etwa Marlene. "Genauso wie die App. Ich finde es wichtig, dass sie auch Leute benutzen, die eben nicht betroffen sind, weil es das für die anderen leichter macht", fügt Klaudia hinzu (20).