Welt

Hitler-Vergleich überschattet das letzte TV- Duell

In der Nacht fand die letzte TV-Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden statt. Das Duell verlief sachlich, aber es gab auch beidseitige Attacken.

20 Minuten
Teilen
1/10
Gehe zur Galerie
    Der US-Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, hat Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit umstrittenen Auslandsgeschäften seines Sohnes Hunter Biden entschieden zurückgewiesen.
    Der US-Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, hat Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit umstrittenen Auslandsgeschäften seines Sohnes Hunter Biden entschieden zurückgewiesen.
    Reuters

    Moderatorin Kristen Welker hatte in der Nacht auf Freitag keinen leichten Job beim letzten TV-Duell zwischen Trump und Biden vor den US-Wahlen. Für jedes Thema waren rund 15 Minuten Gesprächszeit vorgesehen. Beide Kandidaten durften jeweils zwei Minuten Stellung nehmen. Um gängige Unterbrechungen vorzubeugen, wurden dabei jeweils die Mikrofone des Gegners stummgeschaltet.

    Wie gehen wir mit der neuen Corona-Phase um, lautete die Startfrage von Welker. Trump: "Wir haben mittlerweile im Vergleich mit anderen Ländern eine tiefe Mortalität. Es gab zwar an verschiedenen Orten Spitzen, aber wir sind mittlerweile bereit." Trump sprach davon, dass in Kürze ein Impfstoff verfügbar sein werde. Und er sprach auch von seiner eigenen Erkrankung. Biden dagegen gab Trump die Mitschuld am Tod von über 220.000 US-Amerikanern. Er verglich die Infektionsrate der USA mit den Zahlen in Europa. Biden mit einem ersten Angriff: "Der Präsident hatte nie einen Plan gegen die Pandemie und hat auch jetzt keinen Plan." Laut Biden wären mit einer Maske viel weniger Menschen verstorben.

    "Und wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel."

    Die Moderatorin fragte bei Trump nach dem Impfstoff nach. Der Präsident könne nicht garantieren, dass der Impfstoff in wenigen Wochen verfügbar sein wird: "Ich glaube aber, meine Einschätzung wird ziemlich genau sein". Trump sprach auch wieder über eine Öffnung des Landes. Trump: "Wir können uns nicht alle im Keller verkriechen wie Joe das macht." Biden warf Trump vor, den Virus zu verharmlosen. Biden antwortete wie folgt: "Der Präsident sagte an Ostern ist alles vorbei. Jetzt behauptet er wir haben alles unter Kontrolle." Zum ersten Mal fiel Biden da dem US-Präsidenten ins Wort. Bislang hatte die Moderatorin die Debatte unter Kontrolle, auch weil sich Donald Trump und Joe Biden an die Regeln hielten.

    Die Moderatorin erwähnte auch die Einmischung von anderen Ländern in die US-Wahlen. Joe Biden sprach von möglichen Strafen gegenüber den Ländern. "Jedes Land das sich in unsere Wahlen einmischt, wird bestraft werden." Die Trump-Regierung habe nichts dagegen gemacht. Donald Trump warf Biden dagegen vor, Geld aus Russland erhalten zu haben und der Biden-Familie wegen Hunter Bidens Auslandsgeschäften unter anderem in China und der Ukraine Korruption vor. Biden wehrte sich dagegen. "Ich habe nie Geld aus Russland erhalten." Trump habe alleine in China deutlich mehr Steuern als in den USA bezahlt. Biden: "Seit 22 Jahren habe ich meine Steuererklärungen offengelegt."

    Trump wehrte sich gegen den Fakt, dass er in den letzten Jahren kaum Steuern bezahlt habe. "Ich habe Millionen Steuern im Voraus bezahlt. Ich wurde Opfer einer Hexenjagd." Er werde in Kürze seine Bücher offenlegen. Biden antwortete mit einem läppischen Kommentar: "Das sagen Sie doch schon seit Jahren." Der US-Präsident zog immer wieder Bidens Sohn Hunter in seine Vorwürfe. Biden antwortete jedoch konsequent, dass dieser bei seinen Auslandsgeschäften nichts falsch gemacht habe. Dies wurde mehrfach überprüft. Die Vorwürfe seien haltlos.

    Die Moderatorin fragte, wie Biden auf China und seinen Umgang mit dem Coronavirus antwortet. "Sie werden sich an die Regeln halten müssen." Als Maßnahme sah er Steuern und Zölle vor. Biden warf Trump vor, nichts gegen China gemacht zu haben. Diesem Vorwurf widersprach der US-Präsident. Er attackierte erneut Bidens Familie. Weiter ging es mit Nordkorea und seinen Raketentests. Trump: "Ich finde den nordkoreanischen Machthaber schwierig, er mich wahrscheinlich auch, aber ich habe eine Beziehung zu ihm." Laut Trump habe man mit Nordkorea ein gutes Verhältnis. Biden brachte Hitler ins Gespräch: "Und wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel." Trump sprach von einem Chaos, das Biden und Obama ihm hinterlassen habe. Trump: "Das war das größte Problem in unserem Land."

    "Mein Plan wird Millionen Menschen schützen."

    Von den Diktatoren ging es zu den Krankenversicherungen. "Obamacare ist nicht gut", so Trump. Seine Regierung werde die Krankenversicherung für die US-Bürger verbessern. Der Präsident: "Menschen mit Vorerkrankungen werden immer geschützt werden." Der Herausforderer wollte einen Wettbewerb bei den Krankenkassen einführen. Er möchte keine privaten Krankenkassen abschaffen, sagt Biden. "Wir werden sicherstellen, dass wir Menschen mit Vorerkrankungen schützen." Biden wolle Obamacare weiterentwickeln zu "Biden-Care". Biden warf Trump erneut vor, keinen Plan zu haben. "Trump hat das Land so einiges gekostet. Er will 22 Millionen Menschen die Obama-Care-Versicherung wegnehmen." Biden weiter: "Mein Plan wird Millionen Menschen schützen. Wir werden dafür sorgen, dass Krankenversicherungen bezahlbar sind."

    Trump warf Biden vor, in seinem 47 Jahren in Washington nichts erreicht zu haben. Seine Pläne zur Krankenversicherung seien sozialistisch. Biden antwortete kurz: "Menschen haben es verdient, eine Krankenversicherung bezahlen zu können." Trump warf Biden zudem vor, Medicare zu zerstören zu wollen. Dies habe Bernie Sanders schon versucht. Wie aus dem nichts sprach Trump dann über die Aktienmärkte nach den Wahlen: "Der Aktienmarkt wird boomen, wenn ich gewählt werde. Bei einem Präsident Biden wird er in den Boden fallen."

    Hatte keinen leichten Job: Moderatorin Kristen Welker.
    Hatte keinen leichten Job: Moderatorin Kristen Welker.
    Reuters

    Die Moderatorin beendete das Thema Krankenversicherung und ging auf die hohe Arbeitslosenquote ein. Trump lobte die US-Moderatorin für ihre Gesprächsführung. Der Präsident: "Sie machen ihren Job sehr, sehr gut!" Die Moderatorin warf Trump dagegen vor, Familien an den Grenzen getrennt zu haben. Welker: "Wie wollen sie die Kinder wieder zu ihren Eltern führen?" Trump: "Wir versuchen die Zusammenführung, viele Kinder kommen aber gar nicht mit ihren Eltern ins Land." Biden mischte sich ein: "Die Kinder wurden vor Ort getrennt. Das hat uns zum Gespött in der Welt gemacht. 500 Kinder wissen nicht, wo ihre Eltern sind." Trump: "Diese Kinder haben derzeit ein schönes Leben. Sie sind an sehr saubereren Orten."

    Immer wieder sprach Trump von Käfigen, die von der Obama-Regierung gebaut wurden, um Kinder an der Grenze festzuhalten. Biden ging nicht auf diese Vorwürfe ein, Trump gab jedoch nicht auf. "Viele Eltern haben den Eindruck, sie müssen ihre Kinder vorbereiten, dass sie wegen ihrer Hautfarbe Gewalt erleben. Verstehen Sie diese Eltern?", fragte Welker. Biden: "Ja ich verstehe diese Angst. Es gibt Rassismus in den USA. Wir haben nie was dagegen gemacht." Biden sprach über einen klaren Plan, den er habe, um farbigen Mitbürgern die Chance zu geben, ein erfolgreiches Leben zu führen.

    "Wenn sie nicht so schlecht regiert hätten, hätte ich mich nicht als Präsident beworben"

    Auch Trump verstehe die Angst der Eltern. Er warf jedoch sofort Biden vor, während seinen Jahren in Washington nichts dagegen gemacht zu haben. Seine Vorschläge wurden immer abgelehnt, klagte er. Biden ging auf die Vorwürfe ein, stritt sie jedoch ab und gab die Schuld weiter an Trump. Der Präsident wies die Idee, dass es in den USA strukturellen Rassismus gibt, zurück. Er sprach zum Beispiel bei Fällen von Polizeigewalt gegen Schwarze von bedauernswerten Einzelfällen. "Wenn sie nicht so schlecht regiert hätten, hätte ich mich nicht als Präsident beworben", so Trump. Er attackierte Biden: "Sie sind ein korrupter Politiker."

    Immer wieder drifteten die beiden Politiker vom ursprünglichen Thema Rassismus ab. Die Moderatorin gab jedoch nicht auf. Trump: "Ich bin die am wenigsten rassistisch denkende Person im Raum." Biden läppisch: "Er springt auf jeden rassistischen Zug auf. Er gießt in jedes einzelne rassistische Feuer Öl", sagte Biden. Trump verglich sich mit Abraham Lincoln. "Ich habe nach Lincoln am meisten für die schwarzen Bürger gemacht." Trump richtete sich auch direkt an Biden: "Warum hast du in den acht Jahren in der Regierung nichts gemacht?" Biden mit einer kurzen Antwort: "Wir hatten einen republikanischen Kongress. Die haben alles blockiert." Trump antwortete: "Dann hätte man mit denen reden können."

    Kurze Angriffe, aber zivilisierter als in der ersten Debatte: Trump und Biden.
    Kurze Angriffe, aber zivilisierter als in der ersten Debatte: Trump und Biden.
    Reuters

    Danach ging es um die Umwelt. Trump sei aus dem Pariser Klimaabkommens ausgestiegen, weil sonst tausende US-Unternehmen gelitten haben. Außerdem: "So eine saubere Luft wie unter meiner Regierung hatten wir noch nie." Biden sah den Klimawandel als großes Problem für die Welt. Seine Regierung würde neue umweltfreundliche Prozesse und somit Arbeitsplätze schaffen. "Wir hätten eine deutlich bessere Wirtschaftsleistung." Noch einmal sagte Trump, dass Biden keinen Plan habe. Seine Pläne seien nicht umsetzbar. Er sprach von viel höheren Ausgaben als Biden. Der Herausforderer konterte: "Trump arbeitet mit falschen Zahlen." Bei den Alternativen für Strom merkte Trump an: "Schauen Sie, was in China und Deutschland passiert. Vögel sterben wegen den großen Rädern."

    Laut Biden muss die Öl-Industrie durch umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden. Trump warf Biden vor, die Öl-Industrie zu zerstören. Biden reagierte: "Er nimmt alles aus dem Kontext heraus." Donald Trump warf seinem Herausforderer Joe Biden außerdem vor, sich gegen die umstrittene Ölfördertechnik Fracking zu stellen. Biden wies dies zurück und sagte, er sei zwar dagegen, neue Genehmigungen für Fracking-Projekte auf bundeseigenem Land zu erteilen. Bei bestehenden Projekten werde es aber darauf ankommen, Emissionen aus dieser Art der Förderung einzufangen. Biden zum Abschluss des Themas: "Wir werden dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten und China zwingen, sich an die Regeln zu halten."

    "Wir müssen ein absolutes erfolgreiches Land haben wie vor der Pest."

    Die Moderatorin wollte wissen, was die Kandidaten den Leuten sagen, die sie nicht gewählt haben. Biden: "Ich bin ein amerikanischer Präsident. Ich repräsentiere sie alle. Ich werde sicherstellen, dass alle Interessen vertreten sind. Wir werden uns auf die Wissenschaft fokussieren. Wir werden den systematischen Rassismus bekämpfen und unsere Wirtschaft in Richtung saubere Energie geführt wird. Es geht bei der Wahl um den Charakter dieses Landes. Ich werde sicherstellen, dass jeder Mensch eine faire Chance auf Erfolg hat." Trump: "Wir müssen ein absolutes erfolgreiches Land haben wie vor der Pest." Damit meinte Trump die Corona-Pandemie. "Es gab vor der Pandemie großartige Zahlen. Dieser Erfolg wird uns einen. Wir sind auf dem Weg des Erfolges. Wenn Biden ins Amt kommt, wird es eine Depression geben. Das wäre ein trauriges Erlebnis für das Land."

    Moderatorin Kristen Welker schloss daraufhin die Debatte. Im Gegensatz zum ersten Event, konnten beide Kandidaten ihre Meinung äußern, ohne sofort unterbrochen zu werden. Eine CNN-Moderatorin fasste die Debatte wie folgt zusammen: "Das war tatsächlich eine Debatte". Die Kandidaten ließen einander ausreden und folgten weitgehend den Fragen der Moderatorin Kristen Welker. Ihre Missbiligung füreinander drückten sie eher mit einem Grinsen oder einem Kopfschütteln aus. Nach rund einer Stunde bröckelte allerdings die Geduld des 74-jährigen Präsidenten – er ließ sich mehrfach nicht von der Moderatorin stoppen, wenn sie ihn zur aktuellen Frage zurückbringen oder zum nächsten Thema übergehen wollte. Deutlich in der Debatte wurden die unterschiedlichen Ansätze zum Weg aus der Corona-Krise. Trump: "Die Medizin darf nicht schlimmer als das Problem selbst sein", Amerika lerne, mit dem Virus zu leben. Biden mit scharfem Konter: "Die Leute lernen, damit zu sterben!"