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Hoeneß hat gut 27 Millionen Euro hinterzogen

Heute Redaktion
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Uli Hoeneß gerät immer weiter in Bedrängnis. Am zweiten Prozesstag gegen den Bayern-München-Präsidenten wegen Steuerhinterziehung wurde der 62-Jährige von einer Steuerfahnderin schwer belastet. Laut ihrer Aussage hielt Hoeneß wichtige Finanzunterlagen bis kurz vor Prozessbeginn verschlossen. Außerdem soll er dem Fiskus mehr als die am Montag gestandenen 18,5 Millionen Euro schulden.

Laut Aussage der Steuerfahnderin soll Hoeneß sogar 27,2 Millionen Euro zu wenig bezahlt haben. Dies und weitere Aussagen werfen vor allem ein anderes Licht auf die Selbstanzeige, die der Bayern-Präsident am 17. Jänner 2013 getätigt hatte. Einen Tag später erstellte nämlich die Bank PDF-Dateien mit Informationen über seine Schweizer Konten. Diese Unterlagen übergab sein Verteidiger erst mit über einjähriger Verspätung am 27. Februar 2014 den Finanzbehörden.

Alles in Allem 27,2 Millionen Euro

Die Neuberechnung seiner Steuern aufgrund dieser Unterlagen für die Jahre 2003 bis 2006 ergibt eine Steuerschuld von 23,7 Millionen Euro. Dazu kommen bereits in der Anklage aufgeführte 3,5 Millionen Euro aus Kapitalerträgen für die Jahre 2007 bis 2009, womit sich die Steuerschuld auf insgesamt 27,2 Millionen Euro beläuft. Das wäre eine "Best-Case-Rechnung" zugunsten von Hoeneß.

Neue Unterlagen erst kurz vor Prozess zugestellt

Wie die Steuerfahnderin schilderte, gab es nach der Selbstanzeige mehrere Gespräche und Treffen, bei denen Hoeneß über seine Steuerberater und Anwälte Angaben zur ursprünglichen Anzeige ergänzte oder das Nachreichen von Daten ankündigte - bis hin zur Übergabe eines USB-Sticks mit den vollständigen Bankunterlagen erst zwei Wochen vor Prozessbeginn.

Die Aussagen der Beamtin hätten ergeben, dass "über einen sehr langen Zeitraum gar keine Unterlagen nach Erstattung der Selbstanzeige eingereicht wurden", berichtete Gerichtssprecherin Andrea Titz. Zudem habe die Zeugin dargestellt, dass "immer wieder neue Fristen" gesetzt wurden und dass diese "jeweils wieder verstrichen sind, ohne dass Unterlagen eingereicht wurden", erklärte Titz.

Hoeneß ist wegen Steuerhinterziehung in sieben Fällen angeklagt, die Staatsanwaltschaft ging von einer Steuerschuld von 3,5 Millionen Euro aus. Zum Prozessauftakt am Montag legte Hoeneß überraschend ein umfassendes Geständnis ab, laut dem er mindestens 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen hat. Der Prozess war ursprünglich bis Donnerstag anberaumt. Aufgrund der neuen Unterlagen (70.000 Seiten!) dürfte sich das Verfahren aber weiter in die Länge ziehen.

Hoeneß wird wohl im Gefängnis landen

Experten halten mittlerweile eine Gefängnisstrafe für unumgänglich. "Eine Freiheitsstrafe ist für mich absolut zwingend", sagte der deutsche Steuergewerkschafts-Chef Thomas Eigenthaler dem Bayerischen Rundfunk. "Ob sie noch zur Bewährung ausgesetzt werden kann, daran habe ich ganz, ganz starke Zweifel."

"Ich war erschüttert, als ich dieses hohe Ausmaß an Steuerhinterziehung vernahm", so Eigenthaler. "Was mich ebenso entsetzt, ist, dass Hoeneß offenbar Steuerfahndung und die Staatsanwaltschaft ein Jahr im Unklaren gelassen hat, ja geradezu an der Nase herumgeführt hat."

Gerichtssprecherin rechnet mit Nachspielzeit

Das Gericht geht nicht mehr davon aus, dass der Prozess wie geplant am Donnerstag enden wird. "Es ist nicht mehr sehr wahrscheinlich, dass es so sein wird", so die Gerichtssprecherin. "Es ist durchaus davon auszugehen, dass weitere Termine erforderlich sein werden."