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Höhlenforscher verlässt bald Intensivstation

Heute Redaktion
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Der schwer verletzte Höhlenforscher Johann Westhauser ist auf dem Weg der Besserung. Er könnte die Intensivstation der Klinik in Murnau schon in der kommenden Woche verlassen. Er hat bereits eine Videobotschaft gesendet, in der er sich bei allen Helfern bedankt. Einige von ihnen hatten ihn am Donnerstag nach elf Tagen aus der Riesending-Schachthöhle bei Berchtesgaden in Bayern getragen.

bei Berchtesgaden in Bayern getragen.

Wie die Unfallklinik am Samstag mitteilte, hat sich der 52-jährige weiter erholt und eine ruhige Nacht verbracht. "Er isst inzwischen mit gutem Appetit und konnte nach zwei Wochen erstmalig wieder auf eigenen Beinen mobilisiert werden." Für Montag sei eine "Stabilisierung der Augenhöhle" geplant. Danach werde Westhauser von der Intensivstation verlegt.

In der Klinik musste sich Westhauser mehreren Untersuchungen unterziehen. Laut Befunden hat der Höhlenforscher ein Schädel-Hirn-Trauma mit einer Blutung und außerdem einen leichten Schädelbruch und einen Bruch der Augenhöhle erlitten. Es sei ein "kleines Wunder", dass die Rettung funktioniert habe. Er soll die nun folgende Reha in drei bis sechs Monaten beendet haben und dann wieder gesund sein.

"Danke an alle Helfer"

Per Videobotschaft schickte Westhauser ein Dankeschön an alle an der Rettung beteiligten Personen (s. Video).

Westhauser wusste von WM

Derzeit hat Westhauser noch Probleme, deutlich zu sprechen. Ansonsten dürfte er sich den Umständen entsprechend in einem guten Zustand befinden. Der Höhlenforscher wusste beispielsweise sofort, dass derzeit die Fußball-WM läuft.

Höhlenforscher scherzte im Hubschrauber

Der Arzt Nico Petterich berichtete, dass Westhauser am Ende der Bergung sogar gescherzt hat. Beim Start des Rettungshubschraubers habe er den Ohrenschutz abgenommen und dem Arzt gesagt: "Könntest du den Piloten bitten, dass er noch zwei Mal über das Stöhrhaus fliegt?" Das ist die nächstgelegene Hütte. Dann habe er noch etwas höher liegen wollen, damit er beim Flug etwas sieht. Er war etwa zwei Wochen in der Höhle.

Rettung könnte mehrere 100.000 Euro kosten

Während sich der aus der Riesending-Schachthöhle in Bayern gerettete Höhlenforscher Johann Westhauser (52) auf dem Weg der Besserung befindet und sich am Freitag in einer Videobotschaft aus der Unfallklinik Murnau bei seinen Rettern bedankt hat, stellt sich die Frage nach den Einsatzkosten. Auch, wenn noch keine Zahlen vorliegen, so dürfte die Summe mindestens einige 100.000 Euro betragen.

Ursprünglich war die Ankunft der Retter mit dem Opfer an der Oberfläche für die Nacht oder Donnerstagfrüh erwartet worden. Aus Sicherheitsgründen haben die Retter aber mit dem 52-Jährigen noch einmal eine mehrstündige Pause eingelegt. Die Transporttrupps mit dem Verunglückten sind bereits . Die letzte Passage besteht aus mehreren senkrecht aufragenden Schächten, durch die der Verletzte händisch nach oben gezogen werden musste. 

Arzt: "Bin schwer beeindruckt [...] Er ist ein außergewöhnlicher Mensch"

Der österreichische Anästhesist Jacob Krammer (40) hat den verletzten Höhlenforscher im Untersberg 48 Stunden lang auf dem Weg von Biwak drei zu Biwak eins begleitet und medizinisch betreut. Insgesamt 60 Stunden war er selbst unter Tag, um den Verletzten zu retten. "Er ist auf jeden Fall ein Vollprofi seines Fachs als Höhlenforscher und eine robuste, intelligente und liebenswerte Persönlichkeit. Ich wünsche ihm jetzt alles Gute. Er ist ein außergewöhnlicher Patient und auch die Leistung des internationalen Bergetrupps war außergewöhnlich. Ich bin schwer beeindruckt von dem Patienten. Er ist ein außergewöhnlicher Mensch, und er hat die nötige psychische Konstitution mitgebracht", sagte der Höhlenrettungsarzt nach der schwierigen Rettung.

"Hat nicht aufgegeben und war zuversichtlich"

"Ich würde sagen, wenn jemand nicht diese Voraussetzung hat wie er, hätte er das über diese lange Zeit in der Höhle nicht überstanden. Es war auch körperlich sehr anstrengend für den Patienten. Da muss man extrem resistent sein, man musste mit wenig Schlaf auskommen. Er hat sich nicht aufgegeben und war zuversichtlich. Er hat auch, soweit er es konnte, aktiv bei der Bergung mitgemacht", erklärte der gebürtige Wiener, der seit 13 Jahren in Salzburg lebt. Doch körperlich durfte sich der Verletzte wegen seines Schädel-Hirn-Traumas nicht anstrengen, es hätte die Gefahr einer Steigerung des Hirndrucks bestanden.

Schädelhirntraum nach Steinschlag

Der Höhlenforscher aus Baden-Württemberg war am Pfingstsonntag in rund tausend Metern Tiefe durch einen Steinschlag am Kopf verletzt worden. Dutzende Höhlenretter sowie Ärzte aus Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und Kroatien sind seitdem an und in der Riesending-Schachthöhle nahe Berchtesgaden im Einsatz, um den Mann an die Oberfläche zu bringen.

Der Einsatz war wegen der widrigen Verhältnisse in der Höhle äußerst kompliziert. Die Riesending-Schachthöhle ist die tiefste und längste Höhle Deutschlands.