Spieletests

"Hubris" im Test – Grafikwunder mit VR-Misstönen

"Hubris" gilt als eines der bisher schönsten VR-Games überhaupt. Im Test zeigt sich aber, dass beim Gameplay mehr möglich gewesen wäre.

Rene Findenig
Grafisch sieht "Hubris" streckenweise fantastisch aus. Das Gameplay hätte es aber besser machen können.
Grafisch sieht "Hubris" streckenweise fantastisch aus. Das Gameplay hätte es aber besser machen können.
Cyborn B.V.

Kaum ein Game setzt so sehr auf grafische VR-Pracht wie das der neue Virtual-Reality-Shooter "Hubris" für SteamVR und Oculus. Und auch die Story aus dem Entwickler-Hause Cyborn kann sich sehen lassen. "Hubris" versetzt euch in die Rolle eines Weltraum-Rekruten, der ein Geheimagent der mächtigen Organisation Order of Objectivity (OOO) werden soll. Im Rahmen seiner Ausbildung bekommt er die Raumschiff-Pilotin Lucia zur Seite gestellt und wird zum System der Zwillingsplaneten ausgesendet, um die mysteriöse Agentin Cyanha zu suchen. Dabei geht allerdings einiges schief.

Das Schiff unseres Protagonisten wird zur Notlandung gezwungen, der angesteuerte Planet zeigt sich extrem lebensfeindlich und alles, was zum Überleben gebraucht wird, muss fortan selbst eingesammelt und hergestellt werden. Von der Grafikpracht des Games abgesehen spielt sich "Hubris" allerdings recht linear – Kampf-, Kletter-, Schieß- und Schwimm-Passagen wechseln sich vorgegeben miteinander ab. Für etwas mehr Abwechslung sorgen einige Geschicklichkeits- und Rätsel-Passagen sowie ein recht simples Upgrade-System für die Waffe, mit der man sich gegen die Feinde wehrt.

Der grafisch bisher eidnrucksvollste VR-Titel überhaupt

Dass grafisch hier alles bombastisch abläuft, ist auf die Erfahrung der Entwickler zurückzuführen. Bevor die Macher sich an ihren ersten großen VR-Shooter wagten, beschäftigten sie sich vor allem mit beeindruckenden Filanimationen. Und optisch ist "Hubris" tatsächlich der bisher eindrucksvollste VR-Titel überhaupt. Das gilt aber nicht für alle Bereiche. Während die Planeten-Umgebung und so gut wie alles unter freiem Himmel Spielern wegen der Schärfe, dem Panorama und den Details die Kinnlade herunterfallen lässt, zeigen sich manche Korridore und Rohrsysteme als dunkler und detailarmer Grafik-Brei.

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    Kaum ein Game setzt so sehr auf grafische VR-Pracht wie das der neue Virtual-Reality-Shooter "Hubris" für SteamVR und Oculus. Und auch die Story aus dem Entwickler- ... 
    Kaum ein Game setzt so sehr auf grafische VR-Pracht wie das der neue Virtual-Reality-Shooter "Hubris" für SteamVR und Oculus. Und auch die Story aus dem Entwickler- ...
    Cyborn B.V.

    Dennoch: Wogen leichte Wellen über die Seen des Planeten und spiegelt sich darin die Sonne, wird man für alles andere komplett entschädigt. Und türmen sich in der ferne auch noch gigantische Bauten sowie monströs erscheinende Terraforming-Maschinen, die die Planeten lebenswert machen sollen, auf, kommt man aus dem Staunen beinahe nicht mehr heraus. Toll gelungen ist auch das Waffendesign, denn neben der klassischen Pistole darf man auch zu ausgefalleneren Instrumenten wie einer Hightech-Harpune greifen. Aber vor Mankos ist das Gameplay schließlich nicht wirklich gefeit.

    Spielerisch wäre so viel mehr möglich gewesen

    Die Probleme beginnen schon bei den erwähnten Waffen und ihrer Benutzung. So zeigen sich viele der Schießprügel beim Ballern ohne großes Feedback und selbst große Kaliber fallen mit einer recht geringen Reichweite auf. Das nimmt schnell die Lust am Experimentieren und zwingt Spieler fast dazu, einfach auf die Standard-Pistole zurückzugreifen und diese immer weiter aufzurüsten. Ähnliches Bild bei den Feinden: Die zeigen zwar eine gute Abwechslung von flinken Alien-Wesen bis hin zu schweren Kampf-Drohnen, sie verfügen allerdings nur über wenig fordernde Standard-Angriffe und überraschen kaum.

    Schnell zeigt sich auch, dass einer der höheren Schwierigkeitsgrade das Game nicht unbedingt anspruchsvoller macht – wer die Routinen der Gegner mal erlebt hat, findet schnell einen leichten Weg, sie zu besiegen. Lob wiederum gibt es dann für die eingestreuten Passagen, mit denen es unseren Protagonisten ins Wasser treibt. Beim Schwimmen darf man sich wie im echten Leben mit Kraul- und Brustschwimm-Bewegungen nach vorne stoßen, was sich sehr natürlich anfühlt. Hier haben die Entwickler auch eine hervorragende Balance zwischen Zeitdruck, Rätselspaß und Action-Passagen umsetzen können.

    Sprung- und Kletter-Passagen als Frustmomente

    Leider gilt das nicht für die Kletter- und Sprung-Passagen von "Hubris", denn die können schnell zu den größten Frustmomenten des Games ausarten. Springt man über Schluchten oder versucht, eine Kante mit den Händen zu erwischen, schlägt das in sehr vielen Fällen vollkommen unlogisch fehl – und man fliegt in den Spieltod, obwohl man eigentlich alles richtig gemacht hat. Das ärgert, weil viele der wertvollen Ressourcen des Games in schwer zugänglichen Bereichen versteckt wurden. Stürzt man am Weg dorthin mehrmals ab, lässt man die Erkundungstouren im Spiel irgendwann einfach bleiben.

    Mehr Motivation bringt da die Herstellung von Waffen-Upgrades und anderen Materialien an den 3D-Druckern des Spiels. Dort lassen sich mit gesammelten Rohstoffen nicht nur die Waffen-Upgrades vornehmen, sondern auch Batterien für den Zugang verschlossener Spielbereiche und Heil-Items für die Kämpfe herstellen. Meckern müssen wir allerdings trotzdem, denn das Crafting läuft langsam und mühsam ab – viele Rohstoffe müssen einzeln aus dem Inventar herausgepickt werden und obwohl man dauernden Zugriff auf das Inventar-System braucht, schließt sich dieses immer wieder im Crafting-Prozess.

    Nette Rätsel und gute Abwechslung durch die Nebenfiguren

    Vom Schatten wiederum zum Licht: Eine nette Abwechslung ist unsere KI-Begleiter-Pilotin, die uns einfach per Kontakt über eine Drohne unterhält – außerdem trifft man im Spielverlauf auf den einen oder anderen NPC, die jeweils nur Kurzauftritte haben, aber schön umgesetzt wurden. Puzzle-Freunde aufgepasst: Die Rätsel sind recht kreativ ausgefallen, richtiggehende Kopfnüsse sind allerdings nicht dabei. Bei Laune hält auch die Story, die sich zwar nicht zur neuen Sci-Fi-Sensation aufschwingt, dank herausragender Sprecher aber ein hohes Niveau bietet und bis zum Ende hervorragend unterhält. 

    Mit rund fünf Spielstunden bei moderatem Spieltempo und ausgebiebigem Anschauen der Handvoll Zwischensequenzen ist "Hubris" recht kurz ausgefallen. Dafür bleiben VR-Übelkeitseffekte dank flüssiger Wiedergabe vollkommen aus. Wichtig für Gamer: Bei der Hardware muss es schon ein etwas besserer PC sein. Die Macher nennen als Minimum  einen Core i5-7500 oder Ryzen 5 1600 Chip, 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und eine GTX 1080 oder RX 580 Grafikkarte mit 6 GB Video-Arbeitsspeicher. Fazit: "Hubris" ist ein VR-Grafikwunder, das beim Gameplay viele Chancen auf eine Top-Bewertung vergibt.