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Ideale Limousine für den Bankraub - aber nicht nur

Heute Redaktion
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Der Cressida war robust, startete stets zuverlässig, wies ein genügend agiles Fahrverhalten auf und verfügte über einen 400-Liter-Kofferraum für 463 kg Zuladung.

Zeuge 1: "Der Wagen war blau."

Zeuge 2: "Na, der war doch anthrazit."

Zeuge 3: "Es war eine Limousine."

Zeuge 4: "Ein Mazda oder Datsun war's."

Zeuge 5: "Vielleicht ein Subaru?"

Zeuge 6: "Es war ein großer Wagen mit vier Türen."

Zeuge 7: "Ich glaube, das Fahrzeug war kompakt, auf jeden Fall unauffällig."
Der Kommissar, der besagten Banküberfall aufklären musste, war nicht zu beneiden. Denn die Zeugen waren nicht in der Lage, das Fluchtfahrzeug übereinstimmend zu beschreiben. Und genau dies hatten die Bankräuber bezweckt, als sie in den 1980er-Jahren zum Toyota Cressida als Einsatzfahrzeug griffen.

Dabei sprachen neben der Unauffälligkeit auch viele andere Qualitäten für den Japaner:

Die Beute in kleinen Scheinen jedenfalls stellte keine Probleme, die drei Komplizen fanden ebenfalls Platz und an den Fahrer stellte der Wagen nur geringe Ansprüche, dank Automatik und übersichtlichem Cockpit.

Doch der Toyota Cressida war auch für andere Berufsstände eine interessante Alternative zu 5er-BMW, Opel Rekord und Ford Granada, denn er war vergleichsweise günstig und wies eine vollständige Ausstattung auf.

Zwischen 1977 und 1981 gab es die erste Version, dann kam im Jänner 1981 ein neuer Cressida. Er kam deutlich "gestreckter" daher und wirkte harmonischer als sein Vorgänger.

Als Motor diente ein Vierzylinder mit 1972 cm3 und 105 PS. Fahrwerkstechnisch basierte das neue Modell auf dem Vorgänger, vorne sorgten McPherson-Federbeine, hinten zunächst eine Starrachse für die Radführung. Gebremst wurde mit Scheiben vorne, Trommeln hinten.

Der Toyota Cressida überzeugte durch ausgewogene Eigenschaften, aber vor allem durch den günstigen Preis von umgerechnet etwa 16.000 Euro für die luxuriöse GL-Ausstattung, bei der sogar eine Waschanlage für die Scheinwerfer und ein Dreiwellenradio serienmäßig waren.

Zudem überzeugten die Fahreigenschaften und die vergleichsweise guten Fahrleistungen (0-100 km/h in 12,3 s, Höchstgeschwindigkeit 173,9 km/h) der handgeschalteten Variante. Für einen Aufpreis gab es auch eine Automatik, die den Wagen aber deutlich durstiger machte.

Wer sich heute in den – typischerweise unrestaurierten – Toyota Cressida 2000 GL von 1982 setzt, hat einen typischen Japaner der Achtzigerjahre um sich. Übersichtliche Instrumente, ein serienmäßiges Mehrwellen-Autoradio, weiche Sitze mit nicht allzu viel Seitenhalt, viel Kunststoff und eine insgesamt schlichte Atmosphäre lösen nicht unbedingt die große Begeisterung aus, aber die Käufer wollten damals ja auch keinen Charakterdarsteller kaufen, sondern ein zuverlässiges Auto, das sie von A nach B brachte.

Vorne wie hinten bietet der Viertürer genügende, für eine Länge von 4,64 Metern allerdings nicht gerade opulente Platzverhältnisse. Auch in der Breite wirkt der Toyota kompakter, als es die 1,69 Meter Außenbreite vermuten lassen.

Der Toyota Cressida ist ein Auto, das man ohne Gewissensbisse einmal ausleihen kann und dem man fast jede Aufgabe zutraut. Notfalls auch die Rolle eines Fluchtfahrzeugs in einem Banküberfall. Auch heute noch, über 30 Jahre nach seinem Bau.

Weitere Informationen, viele Bilder und ein Tonmuster finden sich auf .