Politik

Im Wolfsrudel

Heute Redaktion
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Die Stimme fest, keine Träne, am Ende ein dosiert emotionales "Alles Gute". Als Faymann gestern hinschmiss, hatte er schon abgeschlossen mit Amt und Partei. Er wirkte nicht enttäuscht oder gedemütigt. Er spielte seine letzte Karte aus, wählte den Zeitpunkt seines Abschiedes selbst und ging.

Die Stimme fest, keine Träne, am Ende ein dosiert emotionales "Alles Gute". Als Faymann gestern hinschmiss, hatte er schon abgeschlossen mit Amt und Partei. Er wirkte nicht enttäuscht oder gedemütigt. Er spielte seine letzte Karte aus, wählte den Zeitpunkt seines Abschiedes selbst und ging.

Die letzten Wochen müssen eine Tortur gewesen sein. Aufgerieben im Koalitionskampf, die Asylkrise auf den Schultern, musste der Leitwolf erleben, wie seine Partei begann ihn zu zerfleischen. Faymann biss und packte nicht zu, weil er nicht mehr konnte oder wollte und weil es immer mehr wurden, die ihm um den Bart gingen, aber hinter seinem Rücken die Zähne fletschten. Am Ende sogar die Schwächsten.

Was bleibt? Vielleicht in fünf Jahren die Sicht auf einen Kanzler mit Fehlern, aber einen, der die Finanzkrise gut meisterte, den die Fluchtwelle (über-)forderte wie alle. Vor allem aber das letzte Bollwerk seiner Partei gegen blaue Gelüste. Was auch bleibt: die Erkenntnis, dass Kanzler etwas für Masochisten ist, jeder der 21.000 Euro im Monat ist Schmerzensgeld. Kommt Kern, wird er halb so viel verdienen wie jetzt, aber sich manchmal fühlen, als hätte ihn ein Zug überrollt.