Österreich

Imamin mit Leibwächtern zu Gast bei der ÖVP in Linz

Heute Redaktion
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Seyran Ates ist Anwältin und Imamin. Sie kam zu einem Gespräch über "Werte" und "Leitkultur" zur ÖVP nach Linz. Mit Personenschutz. Und harten Ansagen.

Als Seyran Ates im Heinrich-Gleissner-Haus in Linz in den großen Saal im dritten Stock tritt, sind mehrere Personenschützer immer in ihrer Nähe. Knopf im Ohr, der Blick aufmerksam auf der Umgebung. Kein Wunder. Die Rechtsanwältin, Autorin und Imamin nimmt sich kein Blatt vor den Mund, kritisiert radikale Strömungen innerhalb des Islam ohne Scheu (siehe Infobox).

Mitauslöser für die sehr kritische Haltung war ein Zwischenfall im Jahr 1984 in Berlin. Da war sie als Studentin nebenbei in einer Beratungsstelle für Frauen tätig. Während einer Beratung wurde ihre Klientin Fatma E. von einem Mann erschossen, Ates wurde lebensgefährlich verletzt. Der Täter soll aus dem Umfeld der "Grauen Wölfe" gekommen sein.

In Linz war Ates nun zu Gast, um gemeinsam mit LH Thomas Stelzer und Generalvikar Severin Lederhilger von der Diözese Linz über Leitkultur zu diskutieren. In einer anschließenden Pressekonferenz stellte sie sich den Fragen der Journalisten. Ates über...

Seyran Ate wurde 1963 in Istanbul geboren. Ihre Mutter ist Türkin, ihr Vater Kurde. Die Eltern zogen nach Berlin, im Alter von sechs Jahren kam Seyran Ates nach. Auf Wikipedia heißt es über diese Zeit: "In der sehr kleinen Berliner Wohnung hatte sie die herkömmliche Frauenrolle zu erfüllen. Sie musste ihren Bruder und die Eltern bedienen und durfte nicht alleine das Haus verlassen. Für Ungehorsam wurde sie geschlagen und beschimpft." Ates war eine der besten Schülerinnen, wurde Schulsprecherin, studierte danach Jura. 1984 wurde sie in einer Beratungsstelle bei einem Attentat auf eine Klientin schwer verletzt. Als Anwältin und Autorin setzt sie sich für Frauenrechte ein, kämpft in Vorträgen und Veröffentlichungen gegen ein falsches Islamverständnis. 2017 hat sie in Berlin eine liberale Moschee gegründet, in der Frauen und Männer nebeneinander beten. Dafür erhielt sie Morddrohungen. Kürzlich hat sie angekündigt, auch in Wien eine liberale Moschee gründen zu wollen.

Integrationsunwilligkeit, Gegenkulturen:

> Wenn sich jemand nicht integrieren wolle, wenn jemand aktiv Gegengesellschaften aufbaut, dann müsse man sagen: "Tut uns leid, dann musst du in das Land zurückkehren aus dem du kommst." Sie erwartet von der EU mehr "Selbstachtung".

Rassismus:

> Wenn man über Rassismus spreche, müsse man auch über Rassismus innerhalb der Türkischen Community sprechen, so Ates. "Alleine der Rassismus von Türken den Kurden gegenüber ist ja so offensichtlich, das kennt inzwischen ja wirklich jeder". Und: "Es gibt auch viel Rassismus von der anderen Seite. Ich bin damit aufgewachsen, dass man über Deutsche und über Europa schlecht spricht".

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Steilvorlage für die Rechten?


> Auf die Frage, ob sie mit solchen Aussagen nicht Rechten eine Steilvorlage liefere, sie bediene, meint Ates: "Als ich 1995 diese Diskussion geführt habe, hat man schon gesagt, dass ich damit Rechte bediene. Ja aber irgendwann müsst ihr das Thema doch behandeln, damit die Rechten nicht stark werden. Das ist mein Argument. Wenn die Rechten klatschen, muss man ja nur auf die Motive achten. Wer klatsch warum?" Wegen der Angst, ins rechte Eck gestellt zu werden, dürfe man nicht schweigen.



LH Stelzer: "Integrationsleitbild ist Grundkonstruktion"


LH Stelzer betonte, das Land OÖ habe mit dem neuen Integrationsleitbild eine "Grundkonstruktion, wie wir zusammenleben können" geschaffen. Seiner Meinung nach gebe es beim Islam teilweise noch Hürden, weil es für die Politik – anders als bei der katholischen Kirche – keine so klare Hierarchie und keinen eindeutigen Ansprechpartner gebe.

(rep)

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