Wien

Initiative will Mühlgasse zum "Garten für Alle" machen

Enge Gehsteige und ein echter "Hot Spot" im Sommer: Die Mühlgasse (Wieden) ist weit von einer Wohlfühloase entfernt. Das wollen Anrainer nun ändern.

Louis Kraft
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    Enge Gehsteige, zu wenig Grün und im Sommer kein Schatten: Eine Bürgerinititiave will die Mühlgasse in Wieden zur Fußgängerzone machen. Auch die kleine Anrainerin Lilia (9) und Kellner Dragan sind dafür.
    Enge Gehsteige, zu wenig Grün und im Sommer kein Schatten: Eine Bürgerinititiave will die Mühlgasse in Wieden zur Fußgängerzone machen. Auch die kleine Anrainerin Lilia (9) und Kellner Dragan sind dafür.
    Denise Auer

    Wien soll "raus aus dem Asphalt": Um die Stadt grüner und klimafit zu machen, startete die Stadt im März einen großen Ideenwettbewerb. Über 500 Ideen für begrünte Straßen, Plätze und Grätzel sind eingelangt, noch bis Sonntag können die Wiener nun über die vorgeschlagenen Projekte auf der Webseite von "Wienwirdwow" abstimmen.

    Parkplätze sollen Platz für grüne Wohlfühloase machen

    Ein Projekt: die "Gärten Mühlgasse". Rund 500 Menschen wohnen in der engen Gasse in Wieden. Von Grünraum vor der Tür oder dem oft beworbenen "coolen Wien" können sie im Sommer nur träumen. Daher will die Bürgerinitiative Mühlgasse nun die 42 Parkplätze aus der Gasse verbannen und stattdessen im Bereich zwischen Preßgasse und Schikanedergasse eine grüne Wohlfühloase samt Fußgängerzone umsetzen. 

    Passanten gehen auf engen Gehsteigen unfreiwillig auf "Kuschelkurs"

    Aus Sicht der Anrainer und der Menschen, die hier jeden Tag durchmüssen – darunter Kinder und Eltern, die in einen der beiden Kindergärten wollen oder bis zu 300 Schüler und Studierende des hier ansässigen Musikquartiers (unterrichtet und musiziert wird hier etwa durch die Musik Uni Wien, die Vienna Piano Academy oder das Jazz Music Lab) – sind vor allem die engen Gehsteige ein Problem. "Sie sind maximal einen Meter breit und entsprechen dadurch nicht den Vorschriften", klagt die Sprecherin der Bürgerinitative Mühlgasse Sabine Oppolzer gegenüber "Heute". "Selbst wenn man wollte, könnte man hier nicht ohne Körperkontakt aneinander vorbeikommen oder gar die Corona-Abstandsregeln einhalten. Daher nutzen die Menschen die Gasse bereits jetzt wie eine Fußgängerzone", erklärt sie. 

    "Gärten Mühlgasse" als öffentlicher Erholungsraum für alle

    Durch die geplanten "Gärten Mühlgasse" soll die Gasse nun zu einem öffentlichen Erholungsraum für alle werden. Dafür gebe es aus Sicht der Anrainer viele Gründe, aber nur ein Argument dagegen: Das Aus für die Parkplätze. Doch auch dafür hat die Bürgerinitiative eine Lösung gefunden: "Geparkt werden kann in der Garage am Kühnplatz, hier sind ständig Stellplätze frei", wird argumentiert. 

    Durch den Wegfall der Parkplätze entstünde ein rund 1.000 Quadratmeter großer Lebensraum, der Luft zum Atmen mitten in die Stadt bringe, argumentiert die Bürgerinitiative. Ganz raus müssten die Autos mit den "Gärten Mühlgasse" aber nicht: Die Zufahrt zu den Häusern soll für Anrainer erhalten bleiben, der Fahrradverkehr in einer Fußgängerzone bleibt erlaubt. Auch die Ladezone vor dem Reifengeschäft, die für die ganze Gasse gilt, bleibe aufrecht. 

    Durch die Entfernung von Asphalt, dem Aufschütten von Erde und der Neupflanzung von Bäumen und Büschen, soll die Mühlgasse offen und "cool" werden. Um dem Namen Mühlgasse gerecht zu werden, soll auch das Element Wasser inkludiert werden, etwa durch einen Trinkbrunnen. Neben Sitzgelegenheiten sollen nach Idee der Anrainer die Studenten des Musikquartiers für die kulturelle Bespielung sorgen. 

    Unterstützt wird das Projekt auch von den ansässigen Unternehmen, wie etwa dem Restaurant oder einem Frisörladen.  

    Stadt will "Wienwirdwow"-Siegerprojekte umgesetzen

    Noch bis Sonntag, 23.59 Uhr kann für die "Gärten Mühlgasse" oder die anderen eingereichten Projekte abgestimmt werden. Für jedes Projekt können die Wiener zwischen einem und fünf Sterne vergeben. Parallel dazu prüft eine Fachjury im Auftrag der Stadt die Projekte hinsichtlich der Kriterien Umsetzbarkeit, Wirksamkeit/Problemlösung, Innovationsgrad, Betreuungsintensität/Pflegeleichtigkeit und Nachahmbarkeit/Beispielwirkung. Noch im Juni soll die Präsentation der Gewinner erfolgen. "Die Siegerprojekte werden umgesetzt und sollen auch als Vorbild für weitere Begrünungsaktionen in der Stadt dienen", so Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ).