Szene

Interstellar

Matthew McConaughey reist ins All, um die Menschheit zu retten.

Heute Redaktion
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"The last one to die please turn out the light" ("Wer zuletzt stirbt, bitte das Licht ausmachen"), lautete der Plakatslogan von "Children of Men" (2006). In Alfonso Cuaróns genialem Endzeitdrama droht der Homo Sapiens durch in globalem Ausmaß auftretende Unfruchtbarkeit auszusterben. Konfrontiert mit der endgültigen Ausweglosigkeit beginnt sich die Menschheit selbst zu zerfleischen.

"Interstellar" präsentiert ein ähnlich tristes, jedoch ungleich utopischeres Zukunftsszenario: Waffen, Armeen und Kriege gehören der Vergangenheit an; die Menschen kämpfen gemeinsam gegen den kollektiven Exodus. Auch hier ist Fruchtbarkeit das Problem - allerdings jene von Getreide- und Gemüsesorten, die im stetig unwirtlicher werdenden Klima der Erde langsam aussterben.

Der (geheime, weil sündteure) Plan zur Rettung der Menschheit: Durch ein Wurmloch in eine ferne Galaxie reisen, um drei Planeten auf ihre vermutete Bewohnbarkeit zu überprüfen. Ex-Pilot und Neofarmer Cooper (Matthew McConaughey) stößt durch ein unerklärliches Phänomen (von seiner Tochter Murphy als Geist bezeichnet) auf das NASA-Projekt. Sein Eintreffen wird als Wink des Schicksals gedeutet, das ehemalige Flug-As vom Fleck weg für die Mission engagiert. Gemeinsam mit drei Wissenschaftlern (Anne Hathaway, Wes Bentley, David Gyasi) begibt er sich auf die gefährliche Reise.

Epochal, durchwachsen, überlang

In Anbetracht der letzten fünf Regie-Arbeiten von Christopher Nolan - "Batman Begins", "Prestige", "The Dark Knight", "Inception" und "The Dark Knight Rises" - verwundert es nicht, dass die Erwartungen an "Interstellar" überaus hoch ausfielen. Mit seinem Sci-Fi-Drama, dessen Drehbuch er zusammen mit Bruder Jonathan verfasste, verhaspelte sich Nolan allerdings ein wenig.

Zu viel Zeit widmet Nolan dem familiären Background Coopers, zu viel Zeit den Staubstürmen, die die Menschen der Zukunft heimsuchen. Dann, endlich, nimmt "Interstellar" Fahrt auf. Nolan füttert das Publikum mit opulenten Bildern, spendiert ihm einen Ritt durchs Wurmloch, auf Wellen hoch wie Gebirgsketten und vorbei an gefrorenen, zerklüfteten Wolken (siehe Trailer). Die Spannung nimmt dabei stetig zu. Die menschliche Komponente leider ebenfalls.

Als schließlich Liebe, Gravitation und Ralativitätstheorie (quasi) in einem Atemzug genannt werden, ahnt der sorgsame Zuseher schon, dass das Ende des Films über die Strenge schlagen könnte. Diese Befürchtungen werden leider nicht entkräftet. Nolan kann es einen (so unnötigen wie lächerlichen) Abschluss-Twist leider nicht verkneifen. Nach teilweise großartigem Mittelteil, versandet "Interstellar" in diesem fast schon peinlichen Finale.

Licht und Schatten

Es ist der eben erwähnte Mittelteil, der "Interstellar" trotz allem zu einem sehenswerten Science-Fiction-Streifen macht. Die Bilder sind überwältigend, der Sound ehrfurchtgebietend, der Plot plötzlich mitreißend. Die meisten Pluspunkte sammelt Nolan aber durch seinen Roboter TARS, der durch sein simples, doch innovatives Design besticht und dem ernsten Grundtenor des Films eine Note trockenen Galgenhumors hinzufügt.

Bleibt nur noch anzumerken, dass das zugrunde liegende Konzept des Films ein höchst unrealistisches ist. Anstatt um die letzten Ressourcen auf Erden zu kämpfen, sattelt die Menschheit lieber gemeinschaftlich auf Landwirtschaft um. Weniger düster als bei "Children of Men" gestaltet sich daher auch der Plakatslogan des Films: "Die Menschheit wurde auf der Erde geboren. Sie war nie dazu bestimmt, hier zu sterben." (lfd)

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