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Pokémon werden nun mit echtem Ball gefangen

Heute Redaktion
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Junichi Masuda ist dafür verantwortlich, dass viele einen großen Teil ihrer Jugend vor dem Gameboy verbracht haben. "Heute.at" erklärte er, wie die Pokemon-Zukunft aussieht.

Er hat viele Kindheiten weltweit geprägt. Es gibt kaum Jugendliche, die die kleinen Monster aus Japan nicht kennen. Auch deren Eltern mussten sich gezwungenermaßen mit den Tierchen beschäftigen. Zu einem großen Teil ist Junichi Masuda dafür verantwortlich. Er ist seit 1996 am Werk seit dem allerersten Titel.

20 Jahre später sitzt er noch immer am Hebel und sorgt dafür, dass einerseits die nächste Generation die kleinen Taschenmonster kennenlernt, andererseits wirft er die Spieler der ersten Stunde immer wieder in eine Zeit zurück, die noch um Einiges unbeschwerter war. Als es einst das größte Problem war, wie man unbeschadet durch den Felstunnel nach Lavandia gelangt. Als es einst das größte Ziel war, die Top Vier zu besiegen und sich selbst zum Pokémon-Meister zu krönen.

Zurück zum Ursprung

Mit dem neuesten Streich setzt Masuda genau da an, wo er angefangen hat: In Alabastia. Wer sich vor "Pokémon: Let's Go, Pikachu!" oder "Pokémon: Let's Go, Evee!" setzt, verspürt ein kleines Déjà-vu-Erlebnis: Keine Sorge. In diesem Fall gibt es eine sehr einfache Erklärung dafür. Höchstwahrscheinlich hat man vor rund 20 Jahren einfach viel Zeit mit Pokemon Blau, Rot oder Gelb verbracht.

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Masuda war seit Tag eins an den Spielen beteiligt

Man wacht in demselben Haus auf, in dem man auch vor 20 Jahren aufgewacht ist. Aber: Es zeigen sich deutliche Unterschiede zu damals. Der Protagonist sitzt nun nämlich vor einer Nintendo Switch. Dass man diese so deutlich erkennt, wäre vor zwei Jahrzehnten wohl auch undenkbar gewesen. Das Kinderzimmer wirkt plastischer und lebendiger denn je.

Für diese neue Welt ist Kensaku Nabana verantwortlich. Der junge Japaner arbeitet seit 2013 bei Game Freak und war bei den neuen Spielen vorrangig für die 3D-Maps zuständig. Bei den aktuellen Editionen durfte er sich komplett austoben. Nabana übernahm nämlich die Leitung des Designs.

Neue "alte" Welt

"Heute.at" besuchte den jungen Mann im Nintendo-Büro in Frankfurt. Als wir einen Raum betreten, sitzt neben ihm auch Junichi Masuda, jener Mann, der uns schon damals vor den Gameboy gelockt hat. Beide sitzen auf einem Sofa voller Plüsch-Pokémon.

Wir fragen bei Nabana nach, was es für ihn bedeutet, die "alte Welt" neu gestaltet zu haben. "Ein Traum, der wahr wurde", erklärt er. Er selbst spielte die ersten Editionen in der Volksschule. Schon damals stellte er sich eine viel fantastischere Welt vor als jene, die auf den kleinen Gameboys abgebildet werden konnte. Als er schließlich gefragt wurde, ob er für "Pokémon: Let's go" das Design übernehmen wolle, verspürte er plötzlich einen ungeheuren Druck.

Masuda nimmt dann aber den Druck von seinem jungen Kollegen: Er sei mehr als zufrieden mit der Welt, die Nabana kreiert hat. Dabei verweist er besonders auf den Vertania-Wald. "Er wirkt so lebhaft und fantastisch", schwärmt der Poké-Chef.

Auf die Frage, ob er nun mit dem Ergebnis zufrieden sei, erwidert Nabana wie aus der Pistole geschossen: "Natürlich!" Genau so habe er sich die einzelnen Orte damals vorgestellt. Nun gab es endlich die Möglichkeit, seine Vorstellungen auf die Bildschirme zu projizieren. Nervös sei er aber dennoch, ob "seine Welt" dann auch von den Fans akzeptiert wird.

Werfen statt drücken

Neben der neuen Welt gibt es einen weiteren, sehr deutlichen Unterschied: Gespielt wird mit einem Pokéball. Das heißt, statt mit einem klassischen Controller, bewegt man den Protagonisten tatsächlich mithilfe eines echten Pokéballs. Auch "heute.at" durfte den sogenannten "Pokéball Plus" testen. Dieser ist mit einem kleinen Analog-Stick und Knöpfen ausgestattet, die man auf den ersten Blick aber nicht erkennt. Klar ist: Die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig. Vor allem, weil man üblicherweise andere Controller gewöhnt ist und nun mit einem simplen Ball spielt.

Das ist zugleich das Stichwort: Masuda erklärt, dass Simplizität auch das Ziel war. Ebenso wie bei "Pokémon Go" soll das Spiel für alle Menschen zugänglich sein. Er war bereits bei der App der Überzeugung, dass es nicht förderlich sei, wenn man beim Spazieren gehen sich bis zu zehn Minuten mit einem Pokémon auseinandersetzen muss, bevor man es fängt. Aus diesem Grund fehlt in den neuen Teilen auch die Kampf-Sequenz, wenn man auf wilde Pokémon trifft. Zusätzlich schwirren die Tierchen auch ziemlich sichtbar auf der Map herum. Will man sie fangen, muss man also in sie hinein rennen. Überrascht wird man nicht mehr, wenn man durch das hohe Gras geht.

Anstatt die Pokémon nun mit seinem eigenen Team zu schwächen, kommt nun wieder die Einfachheit des Pokéballs Plus zum Zug: Mit einer Handbewegung, die darauf hindeutet, dass man den Ball tatsächlich auf das wilde Pokémon werfen will, versucht man das wilde Taschenmonster einzufangen. Auch hier zeigen sich erneut deutliche Parallelen zu "Pokémon Go". Denn vor dem Tierchen erscheint der bereits bekannte Ring, der immer kleiner wird. Nun ist Timing gefragt. Man muss den Pokéball im richtigen Moment werfen, um seine Chancen auf einen Fang zu erhöhen.

Ganz ohne Kampf geht es aber in der neuen Edition nicht. Gegen Trainer, die wieder in der ganzen Welt verteilt herumstehen und auf uns warten, muss man dann sein komplettes Können unter Beweis stellen.

Evoli, du bist dran!

Ein weiterer Unterschied findet sich noch in der Anfangssequenz: Bei der damaligen gelben Edition bekam man von Professor Eich noch ein Pikachu als Starter-Pokémon. Dieses ist auch in diesem Spiel wieder an unserer Seite, wenn man sich das gleichnamige Spiel zulegt. Bei der "Evoli-Edition" bekommt man ebenjenes Taschenmonster als Partner. Wieso Masuda dem kleinen Fuchs ein eigenes Spiel gewidmet hat, ist schnell erklärt: "Evoli ist sehr süß und beliebt bei den Fans."

Auch wir haben uns beim Test für Evoli entschieden. Der kleine Fuchs folgt uns das ganze Spiel über auf Schritt und Tritt. Zwischendurch kann man mit seinem Partner spielen und ihn pflegen. Das stärkt die Beziehung. Außerdem ist Styling sehr wichtig! Man kann Evoli nämlich einkleiden. Mit einer coolen Kappe und gefährlich wirkenden Lederjacke kämpft es sich eben doch besser.

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"Heute.at" durfte die Macher des Spiels treffen und das Game selbst testen.

Alles hat ein Ende...

Masuda hat in den nächsten Jahren noch einiges vor. "Pokémon entwickelt sich immer mit der Hardware", gibt er zu verstehen. Je nach Konsole versucht er immer die volle Möglichkeit auszuschöpfen. Seine Priorität ist es immer, dass die Spiele so real und glaubhaft wie nur möglich wirken. Das Ziel: "Ich will sie zum Leben erwecken."

Irgendwann wird es aber wohl kein nächstes Level mehr geben. Was dann passiert? Für Masuda ist klar, dass irgendwann die Zeit des Abschieds kommen wird. Gegenüber "heute.at" erklärt er, dass es immer eine Herausforderung sei, sowohl die jahrelangen Fans glücklich zu machen als auch Neueinsteiger anzusprechen. Wenn das Spiel diesen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird? "Dann wird Pokemon wohl sterben", so Masuda.

Bis dahin ist es aber hoffentlich noch ein langer Weg. Zuvor darf man sich erst auf "Pokémon: Let's Go" freuen. Hartgesottene Fans werden die bereits bekannte Kanto-Region neu erleben und werden wohl genauso wie Neueinsteiger jeden Fleck der Map erkunden wollen - obwohl man wohl jeden Winkel der Welt bereits kennt. Auch der Controller, in der Form eines Pokéballs, sorgt für ein neues Erlebnis und bringt die Spieler ein Stück näher zum Traumberuf Pokétrainer.

Es steht auf jeden Fall schon mal fest, dass es nach "Pokémon: Let's Go" eine weitere Edition geben wird. Diese wird wieder traditionell dort anknüpfen, wo Pokémon Sonne und Mond aufgehört haben. Damit können wir uns auf wieder auf neue Monster und Tierchen freuen, die uns etliche Stunden versüßen und manchmal auch den letzten Nerv rauben werden. Aber man will schließlich der Allerbeste sein.