Tirol

Ischgl-Bars blieben trotz Corona offen, Polizei sah zu

Der Skiort Ischgl gilt in ganz Europa als Corona-Schleuder. Ein neuer Bericht enthüllt eine weitere, bizarre Facette.

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Eine U-Kommission untersucht derzeit die Vorgäng in Ischgl.
Eine U-Kommission untersucht derzeit die Vorgäng in Ischgl.
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Die Betreiber von Après-Ski-Lokalen in Ischgl ignorierten zu Beginn der Corona-Maßnahmen die behördliche Schließung, Polizeistreifen schritten nicht ein. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Profil" unter Berufung auf Akten aus dem 1000-seitigen Zwischenbericht, den das Landeskriminalamt Tirol im Auftrag der Staatsanwaltschaft Innsbruck erstellt hat.

Am 10. März erging die Verordnung der Bezirkshauptmannschaft Landeck: "Bei allen in der Gemeinde lschgl bewilligten Après-Ski-Lokalen ist der Après-Ski-Betrieb unverzüglich einzustellen." In einigen Lokalen wurde weiter Party gemacht. Fotos und Videos deutscher Urlauber, die "Profil" vorliegen, bnelegen, dass ein Lokal am 10. März um 21.31 Uhr gesteckt voll war.

Einhaltung der Verordnung "nahe legen"

Auch am nächsten Tag hielten einige Lokale die Verordnung nicht ein, berichtet das Magazin. Das gehe aus einem Aktenvermerk der Polizeiinspektion Ischgl vom 11. März um 16 Uhr hervor. Eine Bar hatte die Ausschank kurzerhand ins Freie verlegt. Die Eigentümerin gab an, den Betrieb als "Restaurant" zu führen, nicht als Après-Ski. Die Beamten schritten nicht ein.

Der BH Landeck wurde berichtet, dass eine "zwangsweise Durchsetzung der Verordnung aufgrund des wetterbedingt starken Personenverkehrs und dem Umstand, dass damit lediglich eine Verlagerung der Menschenansammlungen erzielt würde, nicht verhältnismäßig erschien". Die Polizisten regten lediglich an, dass den Betreibern am nächsten Tag "nochmals die Einhaltung der Verordnung nahelegt wird". Das Land Tirol beantwortete auf mehrfache "Profil"-Anfrage nicht, ob und wie viele Après-Ski-Bars sanktioniert wurden.

Opposition empört

"Ob Kleinwalsertal, Corona-Partys in Ischgl oder bei Kurz-Freunden wie Gastronom Ho: Wo ÖVP draufsteht, wird weggeschaut", kritisiert SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher. "Die Causa Ischgl ist ein Sittenbild von einer giftigen Mischung aus hoffnungsloser Überforderung der Tiroler ÖVP-Freunde Platter, Tilg und Hörl und den Scheuklappen von Bundeskanzler und Innenminister."

FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz: "In Ischgl hat man es anscheinend billigend und sehr locker in Kauf genommen, dass ganz Europa mit Infizierten aus diesem Skiort überschwemmt wird. Aus wirtschaftlichen Gründen und Profitgier die Gesundheit vieler Menschen aufs Spiel zu setzen, ist unentschuldbar."