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Ist eine pflanzliche Ernährungsweise besser?

Nie wurde mehr über Ernährungsweisen diskutiert als heute: Aber wie findest du heraus, welche am besten zu dir passt?

Heute Redaktion
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Mitte der 1960er-Jahre gab es einen alarmierenden Anstieg an Herzattacken, was in den darauf folgenden Jahren zu einer der größten Debatten in der Geschichte der Ernährungswissenschaften führte. Über die Ursachen stritten sich hauptsächlich zwei Parteien: die Wissenschaftler Ancel Keys und John Yudkin. Der Amerikaner Ancel Keys stützte sich auf seine "Sieben-Länder-Studie", in der er zum Schluss kam, dass Fett die Ursache für überhöhtes Cholesterin und somit für Herzkrankheiten sei. Der Brite John Yudkin hingegen versuchte mit seinem 1972 erschienenen Buch "Pur, weiß und tödlich" zu zeigen, dass Zucker, nicht Fett, reduziert werden müsse, um Krankheiten vorzubeugen. Was dann folgte, ist eines der größten Irrtümer in der Geschichte der Menschheit: Die Befürworter der "Fett ist schlecht"-Theorie, hauptsächlich US-Wissenschaftler der weltweiten Ernährungselite, konnten sich durchsetzen. Daraufhin riefen die amerikanischen und europäischen Regierungen auf, fett- und cholesterinhaltige Nahrungsmittel zu vermeiden. John Yudkins Forschung wurde als Lüge abgestempelt und geriet in Vergessenheit.

Margarine anstatt Butter?

Wer alt genug ist, weiß, wie diese Empfehlung sich damals auf unseren Alltag auswirkte: Plötzlich fand man im Supermarkt fettreduzierte Lebensmittel: Margarine anstelle von Butter, und statt Eiern gab es zuckerreiches Müsli zum Frühstück. Doch anstatt gesünder zu werden, wurde die westliche Bevölkerung dicker. In den darauf folgenden Jahren stieg die Zahl von Fettleibigen vor allem in Amerika und Großbritannien, aber auch in anderen Ländern dramatisch. Erstmals gab es auf der Welt mehr Über- als Untergewichtige ("Lancet": NCD Risk Factor Collaboration, 2016), und die mit Übergewicht zusammenhängenden Erkrankungen nahmen ebenfalls rasant zu. Heute, im Zeitalter von Social Media, ist es viel einfacher, sich über Alternativtheorien zu informieren, bevor man einer Empfehlung oder Theorie glaubt. Die totale Vernetzung erlaubt uns die Zugänglichkeit zu mehr Wissen aus allen Ecken der Welt. Jedoch stehen wir vor dem Problem der Informationsüberflutung: Wir hören und lesen von mehr Theorien und Erfahrungen denn jemals zuvor. Wie wissen wir, wem wir Glauben schenken sollen?

Verbesserung der Cholesterinwerte

Im Film "The Game Changers" wird unter anderem an amerikanischen Feuerwehrleuten gezeigt, wie eine rein pflanzliche Ernährung deren erhöhtes Cholesterin signifikant reduziert, und das innerhalb nur einer Woche. Was jedoch nicht gezeigt wird, ist, wie sich die Feuerwehrleute vorher ernährt haben. Bestand ihre Ernährung hauptsächlich aus Donuts, Pizza und Cola? Wir wissen es nicht. Doch wenn dem so war, so darf man davon ausgehen, dass auch eine andere strikte Diät, mit oder ohne Fleisch, hauptsächlich ausgewogener und natürlicher als vorher, zu einer signifikanten Verbesserung der Cholesterinwerte geführt hätte. Welche Vorteile kann eine pflanzlich orientierte Ernährung mit sich bringen? Der Konsum von zu viel säurebildenden Lebensmitteln wie Fleisch, Milch, Zucker oder Alkohol kann laut Experten zu einem Ungleichgewicht in unserem Säure-Basen-Haushalt führen. Die Folgen sind beispielsweise Müdigkeit, schwere Muskeln, Magen-Darm-Beschwerden oder ein geschwächtes Immunsystem. Obst und Gemüse, aber auch Kartoffeln oder Mandeln sind hingegen basisch. Eine rein pflanzliche Ernährungsweise könnte also dazu führen, dass wir leistungsfähiger werden, weil wir unter anderem viel mehr basenbildende Lebensmittel zu uns nehmen. Viele Ernährungswissenschaftler sagen hingegen, dass der Körper imstande ist, den Säure-Basen-Haushalt zu regulieren, sodass

wir nicht übersäuern. Schlussendlich kommt es immer noch auf die individuelle Situation drauf an, denn es wäre falsch, davon auszugehen, dass jeder Körper die gleiche Ausgangssituation hat.

Probieren geht über studieren

Anstatt sich zu streiten, welche Theorie stimmt und welche nicht, gibt es nur eines, das uns wirklich weiterbringt, nämlich auszuprobieren. Was wir von der Geschichte mit Ancel Keys und

John Yudkin lernen können, ist, dass wir unser Leben selbst in die Hand nehmen können, indem wir lernen, auf unseren Körper zu hören. Dabei muss man sich als Fleischesser nicht unbedingt dafür entscheiden, vollkommen auf Fleisch zu verzichten. Es reichen am Anfang auch nur ein, zwei fleischlose Tage pro Woche, um zu beobachten, ob man eine positive Veränderung spürt, anstatt sich für einen "Ganz oder gar nicht"-Ansatz entscheiden zu müssen. Und wenn man positive Veränderungen spürt, ist man dann meist offener, noch mehr auszuprobieren und zu entdecken, was einem besser tut.

Wie ernährst du dich? Erzähl es uns im Kommentarfeld.

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