Wirtschaft

Jeder Dritte (!) arbeitet in seiner Freizeit

Heute Redaktion
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Wer einen All-In-Vertrag hat, arbeitet öfter in der Freizeit, im Urlaub oder im Krankenstand. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich. Deren Präsident Johann Kalliauer kritisiert, dass die Unsitte All-In auch in Branchen und Berufen um sich greift, in denen es gar nicht nötig oder angebracht ist.

Etwa ein Drittel der Beschäftigten arbeitet demnach nach Dienstschluss weiter – mehr als zehn Prozent sogar häufig. Damit nicht genug: Im Urlaub arbeiten 18 Prozent der Beschäftigten und selbst im Krankenstand können 14 Prozent nicht loslassen. Am häufigsten verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit bei Männern, mit zunehmendem Alter und höherer Bildung.

Ein Hauptgrund für die Entgrenzung zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist die Zunahme der Personen mit All-in-Vertrag. Ende 2015 hatten bereits 24 Prozent der Befragten einen Arbeitsvertrag, der "alles abdeckt" – also über 800.000 Menschen in Österreich. Zusätzlich haben noch 16 Prozent eine Überstundenpauschale.

All-In-Verträge decken scheinbar alle arbeitsrechtlichen Ansprüche ab und bringen den Arbeitnehmern zumeist nur Nachteile. Neben dem fixen Grundgehalt zahlt das Unternehmen meist einen pauschalierten Überstundenzuschlag. Wenn die Beschäftigten mehr Überstunden machen als vertraglich vereinbart, bleiben diese oftmals unbezahlt. Sie arbeiten gratis für die Firma und auf Kosten der eigenen Gesundheit. "Darum ist es aus meiner Sicht erfreulich, dass es seit 1. Jänner 2016 eine Änderung im Arbeitsrecht gibt, für die sich die Arbeiterkammer lange eingesetzt hat und die All-In-Verträge transparenter machen soll. So muss nun am Dienstzettel oder im Arbeitsvertrag der Bruttolohn für eine 40-Stunden-Woche ausgewiesen sein", erklärt Kalliauer.

Ein weiterer Grund für die ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit vieler Arbeitnehmer/-innen sind Smartphone, Laptop & Co. Die Anzahl der Diensthandys steigt kontinuierlich: Hatte vor zwei Jahren noch jede/jeder zehnte Beschäftigte ein dienstliches Smartphone, so ist es heute schon jede/jeder Siebte. Zehn Prozent haben einen dienstlichen Laptop oder Tablet-Computer. Und jede/jeder Dritte nutzt diese Geräte in der Freizeit, um etwas für die Arbeit zu erledigen, 14 Prozent sogar jeden Tag.

Die ständige Verfügbarkeit für den Betrieb hat ihren Preis: „Immer mehr Beschäftigte schaffen die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit nicht. Weil sie noch schnell etwas fertig machen wollen. Weil sie die Kolleginnen und Kollegen nicht belasten wollen. Weil sie verantwortungsbewusst ihrem Job und ihrer Firma gegenüber sind. Oder weil einfach das Handy auch daheim klingelt und die Mails keine Rücksicht auf Dienstzeiten nehmen“, sagt AK-Präsident Kalliauer. Dieses permanente Aufopfern für den Beruf birgt große Gefahren, die oftmals in psychischen Erkrankungen wie Burn-Out münden. Menschen, die in der Freizeit arbeiten, können schwerer abschalten und leiden öfter unter Schlafstörungen. „Darum müssen beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – verantwortungsvoller mit ihren Ressourcen umgehen“, fordert der AK-Präsident.

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