Österreich

Jedes zweite Kind kann nicht schwimmen!

Selbst die verpflichtenden Schulschwimmkurse verbessern die Quote nur minimal. Laut Expertin Elisabeth Kellner besteht starker Nachholbedarf.
Heute Redaktion
14.09.2021, 00:04

Wie jedes Jahr müssen Schüler der dritten Volksschulklasse zum verpflichtenden Schwimmkurs antreten. Ein Pflichtkurs, den es so österreichweit nur in Wien gibt. 16.000 waren es im vorigen Schuljahr. Vor dem Kurs stellte man fest, dass nur 8.000 von ihnen als Schwimmer durchgehen. Die Zahlen nach dem Kurs fallen ebenfalls nicht positiv aus: 30 Prozent können sich nach dem Kurs nach wie vor nicht sicher über Wasser halten. Das ist eine besorgniserregende Zahl, wenn man bedenkt, wie Kleinkinder ertrinken: Lautlos. Sie schreien nicht um Hilfe wie Erwachsene es tun würden. Sie gehen einfach unter, warnen Experten.

In einem Interview mit wien.ORF.at erklärt Elisabeth Kellner, Koordinatorin für Schulschwimmkurse beim Wiener Stadtschulrat, was einen Nichtschwimmer ausmacht: Kinder, die keine 15 Meter problemlos frei schwimmen können, werden als solche eingestuft. Die Kinder von heute könnten mit Schwimmen wenig anfangen. Die bedauerliche Entwicklung hätte aber, laut der Expertin, kaum etwas mit mangelndem Interesse der Kinder zu tun. Die Eltern seien oftmals zu beschäftigt und hätten kaum Zeit. Wenn die Familie ins Freibad geht, dann in Freizeitbäder, wo die Kinder den ganzen Tag auf Wasserrutschen verbringen oder im kniehohen Wasser rumtoben. Vor 20 Jahren war es selbstverständlich, dass sie von den Sprungbrettern ins Wasser gehüpft sind und mühelos zurück an den Beckenrand kamen, führt die Schwimmkurs-Kooridantorin weiter aus.

Nicht weiter verwunderlich also, dass der Nichtschwimmer-Anteil seit 1999 kontinuierlich ansteigt. Während sich bei der Datenerhebung vor 2000 nur 25 Prozent schwer taten, sich über Wasser zu halten, waren es 2006 schon 44 Prozent. Ein weitaus größeres Problem ist die Angst vor dem Wasser, sagt Kellner. Die "acht bis zehn Einheiten zu je 35 Minuten" bei den Pflichtkurs wären auch nicht genug, um den Kindern diese Angst zu nehmen.

(bai)