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Stilvolles Fahren mit viel Kraft und Sonne

Wer hohe Ansprüche an ein sportliches Automobil hatte und nicht unbedingt auffallen wollte, für den war der Jensen Interceptor wie gemacht.

Heute Redaktion
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Beim Jensen Interceptor trafen britische Handarbeit auf italienisches Design und amerikanische Großserientechnik – allerdings mit einem Preisschild, das die Käuferschaft weitgehend auf Industrielle, Ärzte und Adlige reduzierte.

Als Jensen einen Nachfolger für den C-V8 benötigte, wandte man sich für das Design an die Carrozzeria Touring. Gebaut wurden die ersten Exemplare aber bei Vignale, bevor Jensen die Fertigung selber übernahm.

Schlichte Eleganz

Der Interceptor überzeugte als Coupé mit schlichter und eleganter Linienführung, Doppelscheinwerfern und einer imposanten Gestalt, die sich aus 4,78 m Länge und 1,75 m Breite bei 1,35 m Höhe ergab. Das Leergewicht wurde mit 1.590 kg angegeben. Im Interieur wurde an nichts gespart, um den erwarteten Luxus zu bieten. Viel Leder und eine reichhaltige Instrumentensammlung verströmten sportliches Flair.

Unter der Stahlblech-Karosserie nach Superleggera-Bauweise (der Vorgänger C-V8 trug einen Kunststoff-Aufbau) fand sich weitgehend wieder die Technik des C-V8, was ein Rohrrahmenchassis mit vorn einzeln an Trapezdreieckslenkern aufgehängten Rädern und eine hintere Starrachse bedeutete. Gebremst wurde rundum mit Scheiben.

US-Kraft unter der Haube

Der Motor stammte von Chrysler und hatte einen Hubraum von 6.276 cm³ verteilt auf acht Zylinder. Mit einem Fallstrom-Vierfachvergaser und einer Verdichtung von 10:1 ergaben sich 335 SAE-PS bei 4.600 Umdrehungen.

Übertragen wurde die Kraft durch eine Torqueflite-Automatik mit 3-Gang-Planetengetriebe und hydraulischem Wandler. Auf Wunsch war auch ein Viergang-Schaltgetriebe verfügbar, das aber wohl nur selten verlangt wurde.

(Fast) zum Schluss das Cabriolet

Nach zwei Modellpflegen in den Jahren 1969 und 1971, die unter anderem modifizierte Interieurs und einen größeren Motor mitbrachten, erschien zur New York Auto Show 1974 eine Cabriolet-Version des Interceptor III. Ähnlich wie beim VW Käfer und beim Rolls-Royce Corniche überragte das Verdeck des Convertible den Kofferraum deutlich und wurde durch eine umfangreiche Persenning abgedeckt.

Der nun 7.212 cm³ große V8 leistete 284 PS bei 4.800 U/min, die via Dreigangautomatik auf die weiterhin starre Hinterachse übertragen wurden. 1.850 kg schwer war der Convertible, das rund 40 Prozent mehr als das mit damals fast 60.000 Euro reichlich teure Coupé kostete. Auch einen Ferrari konnte man für weniger Geld kaufen.

Rasante Luftbefächelung

Für das viele Geld erhielt der Käufer durchaus sportliche Fahrleistungen, die auch heute noch spürbar sind. Man überlässt der Automatik das Schalten, auch Lenk- und Bremskräfte bleiben dank Servo gering. Die Sicht nach vorne ist hervorragend, nach hinten stört das aufgeklappte Verdeck. Während man vorne angenehm belüftet wird, kann der Fahrtwind auf den Rücksitzen bei hohen Geschwindigkeiten zum Orkan werden.

Die Leute schauen neugierig, wenn man sich im Jensen nähert, aber der Neidfaktor ist wegen des schlicht-eleganten Kleides vergleichsweise gering. Und an der Tankstelle wird man dann eher bemitleidet, wenn der 90-Liter-Tank nach gut 400 Kilometern Fahrt wieder komplett gefüllt werden muss.

Den Besitzer eines gut erhaltenen Interceptors Convertible, von dem bis 1976 nur etwa 500 Exemplare entstanden sind, wird es kaum kümmern. Denn Restaurierungsrechnungen haben wegen des relativ komplexen Karosserieaufbaus noch ganz andere Dimensionen.

Weitere Informationen, Bilder und Verkaufsunterlagen gibt es auf www.zwischengas.com.

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