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Journalisten mobbten Frauen auf Facebook

Heute Redaktion
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Melania Wanga und Lucile Bellan im Interview.
Melania Wanga und Lucile Bellan im Interview.
Bild: Screenshot Facebook

Was für eine Sauerei: Medienschaffende haben jahrelang in einer sexistischen Facebookgruppe und auf Twitter Frauen gemobbt. Jetzt wurden erste Chefredakteure beurlaubt.

Per Facebookgruppe haben Journalisten über mehrere Jahre hinweg digitale Attacken gegen Frauen koordiniert. Sie beschimpften die Frauen, machten sie online fertig. Jetzt flog die Truppe auf. Unter den Herren, die im frauenhassenden Boy-Club "Ligue du LOL" (LOL-Liga) Frauen mobbten, gehören einflussreiche Journalisten, Chefredakteure, Grafikdesigner und Informatiker, berichtet die französische Zeitung " Liberation". Nachdem die Herrschaften aufflogen, melden sich immer mehr Opfer zu Wort, sprechen über die das Erlebte.

Opfer packen in sozialen Netzwerken aus

"Ich fühlte mich, als würde ich vor einem Scharfschützen davonlaufen, glücklich, den virtuellen Kugeln einer verrückten Armee zu entkommen", beschreibt eine Feministin, wie sie die Troll-Attacken auf Twitter erlebt hat. "Mit jedem Tweet, mit jedem geteilten Foto fürchtete ich, zu Boden gebracht zu werden." Ihr sei bewusst gewesen, dass sie für jede Meinungsäußerung bezahlen müsse. Eine der Belästigten, Florence Porcel gab "Brut" ein Interview, sie sagt: "Ich habe drei Tage geweint, hatte Angst das Haus zu verlassen". Auch die Journalistinnen Melanie Wanga und Lucile Bellan sprechen offen über die Belästigungen: "Wir sind zu Schlagbällen der "LOL-Liga" geworden", so die beiden im Interview.

Eines der Opfer: Florence Porcel.

Gründer sagt: "War nicht Ziel, Frauen zu belästigen"

Heftig: Der Gründer dieser Facebookgruppe, Vincent Gladarbeitet selbst für "Liberation, er sagt: " "Es war nicht das Ziel der Gruppe, Frauen zu belästigen, sondern einfach Spaß zu haben", schreibt er in einer öffentlichen Stellungnahme auf Twitter. "Aber schnell ist unsere Art, Spaß zu haben, sehr problematisch geworden." Die sozialen Netzwerke seien für die Trolle eine Art "Spielplatz" gewesen – das Ausmaß sei ihm erst jetzt bewusst geworden.

Drohungen und Porno-GIF's

Was sich abspielte, beschreibt auch Beauty-Bloggrin Capucine Pilot: "Ich habe Twitter verlassen verlassen, weil ich die Hassbotschaften nicht mehr ertrug". Irgendwann war ich überzeugt davon, wertlos zu sein. Ich kam an einen Punkt, an dem ich mich selbst hasste, ich hatte dunkle Ideen".

Auf Twitter tauchte nach bekanntwerden des Skandals einer Liste der 35-Mitglieder der "LOL-Liga" auf, samt Twitter-Nutzernamen und den Arbeitgebern der Herren.

Chefredakteure wurden suspendiert

Der Gründer der Gruppe, Vincent Glad, wurde am Montag als Mitarbeiter von "Liberation" suspendiert, ebenso der Online-Chef der Zeitung, Alexandre Hervaud. Das „Brain Magazine" kündigte ebenfalls die Zusammenarbeit mit Glad auf. Der Chefredakteur des Musik- und Kulturmagazins „Les Inrockuptibles", David Doucet, wurde ebenfalls beurlaubt. (isa)