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Hätten Julens Retter schneller arbeiten können?

Während der Bergungsarbeiten von Julen hatten die Verantwortlichen immer wieder mit Komplikationen zu kämpfen. Dafür stehen sie nun in der Kritik.

Heute Redaktion
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Knapp zwei Wochen wurde unter Aufbringung aller Kräfte versucht, den zweijährigen Julen aus dem Brunnenschacht in Totalán zu retten, in den er am Sonntag, 13. Jänner, gefallen ist. Doch in der Nacht auf Samstag dann die traurige Gewissheit: Julen ist tot.



Damit endet eine langwierige und von zahlreichen Komplikationen begleitete Bergungsaktion, die einige Experten als "total chaotisch" bezeichnen.

"Da sind Leute am Werk, die keine Ahnung haben, was sie tun", sagte etwa Architekt und Bergungsexperte Jesus Flores Vila gegenüber "ntv.de". Julen hätte in zwei bis drei Tagen gerettet werden können, wenn die spanischen Behörden und die Bürokratie den Prozess nicht gebremst hätten.

Kritik müssen die Verantwortlichen auch von spanischen Ingenieuren und Architekten vor Ort einstecken: Wie das Newsportal schreibt, behaupten diese, dass der leitende Ingenieur nicht geeignet sei, weil ihm die praktische Erfahrung fehlt. Die Verantwortlichen hätten zudem in mehreren Fällen nicht auf konkrete Hilfsangebote von Experten reagiert.

Fakt ist, die Chancen, Julen lebend zu bergen, schwanden mit jedem Tag rapide. Ein Überblick:

14. Jänner: Komplexe Rettung

"Wir sind für eine solche komplexe Rettung gar nicht vorbereitet", gibt María Gámez von der Regierung in Málaga einen Tag nach dem Vorfall zu.

15. Jänner: Instabiler Boden

Die Einsatzkräfte wollen einen horizontalen sowie einen vertikalen Tunnel bauen, um Julen zu befreien. Die Arbeiten kommen aber aufgrund des instabilen Bodens und der daraus resultierenden Erdrutsche nicht so gut voran wie erhofft.

17. Jänner: Ein Tunnel wird aufgegeben

Die Schwierigkeiten mit dem Bau des horizontalen Tunnels zwingt die Retter dazu, sich ausschließlich auf den Ausbau des vertikalen Schachts, der parallel zum Brunnen-Schacht von Julen liegen soll, zu konzentrieren. Das kostet wertvolle Zeit, da dafür zuerst bis zu 25 Meter des Berges abgetragen werden muss.

18. Jänner: Felsblock versperrt Weg

Der Sprecher der Rettungskräfte, Angel García Vidal, schätzt die Dauer der Tunnel-Grabungen auf etwa 15 Stunden – unter normalen Bedingungen. Weil man jedoch nicht genau wisse, ob man auf noch härtere Bodenschichten treffen werde müssten allenfalls Maschinen ausgewechselt werden.

Vidals Befürchtungen bewahrheiten sich noch am selben Tag: Sein Team stößt auf einen massiven Felsblock. Eine neuer Bohrsatz muss her. Dessen Lieferung kostet erneut wertvolle Zeit.

22. Jänner: Probleme mit Sicherung

Der senkrechte Parallel-Tunnel ist fertiggestellt. Nun baut man von dort aus einen horizontalen Tunnel, um zu Julen zu erreichen. Die letzten Meter werden die Helfer mit bloßen Händen graben müssen, um Julen mit den schweren Maschinen nicht zu verletzen.

Geplant war, dass die Helfer noch an diesem Tag zu Julen vorstoßen. Da die Sicherung des vertikalen Tunnels Probleme bereitet, können die Arbeiten am horizontalen Tunnel erst einen Tag später abgeschlossen werden. Ab jetzt soll es nur noch 20 bis 24 Stunden dauern, bis Julen erreicht wird.

24. Jänner: Der Countdown läuft

Julen ist noch immer nicht geborgen. Der Countdown beginnt: Die Grabung der letzten vier Meter von Hand hat begonnen. Diese Arbeit könnte erneut bis zu 24 Stunden dauern.

26. Jänner: Julen ist tot

In der Nacht auf Samstag, bewahrheiten sich die schlimmsten Befürchtungen der Familie und der Retter. Julen ist tot. In einer Tiefe von rund 70 Meter wurde der leblose Körper des Zweijährigen gefunden. Wie er ums Leben kam, müssen jetzt die Gerichtsmediziner klären. (rab)