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Junge Gläubige: So werden sie in Ö radikal

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Seine Studie zu "Islam-Kindergärten"war umstrittenen. Islam-Wissenschafter Ednan Aslan hat eine neue Untersuchung präsentiert, in der es um die Rolle der Religion in islamistischen Radikalisierungsprozessen geht. Die Jugendlichen wurden dafür in Gefängnissen und Jugendeinrichtungen interviewt.

Hintergrund der Studie: die "Untersuchung der Rolle der Religion in islamistischen Radikalisierungsprozessen". 15 der interviewten Gefangenen befanden sich aufgrund terroristischer Straftaten in Haft.

Fazit der rund 300-seitigen Studie im Auftrag des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF): Die Befragten würden über keine geringe Kenntnis der Religion verfügen. Der Großteil von ihnen stammte zudem aus einem gläubigen Elternhaus und hatte schon vor der Radikalisierung Kenntnisse über den Islam.

Im Gegenteil: Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass sich die Befragten in ihrem Radikalisierungsprozess aktiv mit Inhalten, Normen und Wertvorstellungen der islamischen Lehre auseinandersetzten. Ein Verständnis von islamischer Theologie, das als "Salafismus" bezeichnet wird, werde als "ganzheitliches, religiöses und gesellschaftspolitisches Konzept verstanden, das alle Bereiche des Lebens, von persönlichen Beziehungen über die staatliche Regierungsform, regelt".

Lesen Sie hier die gesamte Studie (ab S. 72: Das salafistische Milieu in Österreich)!

Moscheen spielen zentrale Rolle

Den salafistischen Ansichten liegen laut Studie "allgemein anerkannte klassische Werke der islamischen Lehre zugrunde". Die Betroffenen würden sich meist nicht isoliert radikalisieren, sondern in einem bereits extremistisch geprägten Umfeld. "Innerhalb des radikalen Milieus spielen bestimmte Moscheen, die eine Lehre verbreiten, die unausweichlich zum Salafismus führt, sowie religiöse Autoritäten eine zentrale Rolle."

Gefühl der Entfremdung

Obwohl sich das radikale Milieu auch auf das Internet erstreckt, stellen sich laut Studie persönliche Beziehungen als wichtigerer Faktor heraus. Die Missionierungsarbeit sei zentraler Bestandteil des Umfelds, der niederschwellige Zugang in Verbindung mit der Anforderung der Missionierung mache die Mitglieder sowohl zu Trägern als auch Vermittlern dieser Theologie. Personen, die über ein höheres theologisches Wissen verfügen, fungieren laut Studie als "Autoritäten" mit zentraler Rolle.

Ein weiterer Faktor der Radikalisierung ist laut Studie das Gefühl der Entfremdung. "Die radikalen Gruppen und Individuen sehen sich als die einzig wahren Muslime", heißt es in der Studie. Die Zugehörigkeit im Milieu ergebe sich stark über die Abgrenzung zur Mehrheitsgesellschaft und anderen Muslimen sowie deren Abwertung. "Die soziale Umwelt wird als verkommen wahrgenommen. Hinzu kommen die Ablehnung der Demokratie und die Hervorhebung der Scharia als Gesellschaftsgrundlage."

Dieses Selbstbild der einzig wahren und rechtschaffenen Gläubigen führe schließlich zur Entfremdung von der restlichen Gesellschaft. Das damit einhergehende Gefühl des Fremdseins werde ideologisch instrumentalisiert. "Die Konstruktion des Westens als Feind der muslimischen Welt spielt eine zentrale Rolle für das Selbstverständnis der radikalisierten Personen", heißt es weiter.

Aslan war zuletzt wegen einer polarisierenden Studie zu "Islam-Kindergärten" in die Schlagzeilen geraten, die von Beamten des Außenministeriums nachträglich bearbeitet worden sein soll.

(red)