Politik

Karas über Sager aus Italien: "Unfassbar"

Zuerst ein EU-Sozialdemokrat, dann der Bürgermeister von Lampedusa. Die Attacken auf Sebastian Kurz müssen aufhören, sagt Othmar Karas.

Heute Redaktion
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Außenminister Sebastian Kurz mit Europa-Delegationsleiter Othmar Karas (beide ÖVP)
Außenminister Sebastian Kurz mit Europa-Delegationsleiter Othmar Karas (beide ÖVP)
Bild: Lisi Niesner

Im Streit über die Flüchtlingspolitik wird der Ton zwischen Italien und Österreich immer schärfer. Der sozialdemokratische Fraktionsvorsitzende im EU-Parlament, Gianni Pittella, warf Außenminister Sebastian Kurz am Mittwoch vor, er wolle "Lampedusa in ein Konzentrationslager für Migranten umwandeln".

ÖVP-Delegationschef Othmar Karas nannte das jetzt eine "unfassbare Entgleisung". "Kurz die Errichtung eines KZs vorzuwerfen ist historisch bedingt völlig jenseitig und vollkommen fehl am Platz", sagte Karas. "Pittella muss sich umgehend entschuldigen. Denn selbst wenn man unterschiedlicher Meinung ist, muss ein Restanstand gewahrt bleiben."

Strache: Italien muss sich entschuldigen

FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache wies die Beschimpfungen gegen Österreich und Außenminister Kurz am Freitag ebenso entschieden zurück. Die Wortwahl der italienischen Politiker sei völlig inakzeptabel, eine Grenze überschritten worden. Italien müsse sich für diese Äußerungen umgehend bei Kurz offiziell entschuldigen.

"Man könne Minister Kurz sicher viele Versäumnisse in seinem Amt vorwerfen, aber mit seiner Forderung an Italien, keine sogenannten Flüchtlinge mehr aufs Festland zu lassen, habe er völlig Recht", stellte Strache per Aussendung des FPÖ-Parlamentsklubs klar.

"Ideen für den österreichischen Wahlkampf"

Am Donnerstag hatte Kurz bei seinem italienischen Amtskollegen Angelino Alfano darauf gepocht, illegal in Italien via Mittelmeer eingetroffene Migranten nicht mehr von Inseln auf das Festland zu lassen.

Er habe Alfano gesagt, dass "wir uns erwarten, dass der Fährverkehr für illegale Migranten zwischen den italienischen Inseln wie Lampedusa und dem italienischen Festland eingestellt wird", sagte Kurz nach dem Gespräch. Alfano bezeichnete diese Forderung allerdings als "Ideen für den österreichischen Wahlkampf".

Der Bürgermeister der Insel Lampedusa, Salvatore Martello, kommentierte die Kurz-Botschaft deshalb deftig: "Eine derartige Aussage hätte ich mir von einem Neonazi, nicht von einem Vertreter eines EU-Landes erwartet. Offenkundig weiß Kurz nicht, wie groß Lampedusa ist. Er vergisst, dass hier 6.000 Einwohner leben, die sich als Europäer fühlen." (Red)