Wien

Kardinal ruft auf: "Unseren Hass bekommt ihr nicht"

Kardinal Christoph Schönborn zeigt sich tief betroffen vom blutigen Terroranschlag in Wien. Panik und Angst wären die falsche Antwort auf die Gewalt.

Rene Findenig
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Panik und Angst wären die falsche Antwort auf die Gewalt, sagt Kardinal Christoph Schönborn.
Panik und Angst wären die falsche Antwort auf die Gewalt, sagt Kardinal Christoph Schönborn.
(Bild: picturedesk.com)

Mit dem Appell, auf Gewalt und Hass nicht mit Panik oder gar neuem Hass zu antworten, hat sich Kardinal Christoph Schönborn an die Bevölkerung gewendet. "Auf diesen blinden Hass darf Hass keine Antwort sein", sagte er am Dienstagmorgen in einem ORF-Interview auf dem Wiener Stephansplatz. "Hass schürt nur neuen Hass" - und dies sei ebenso der falsche Weg, auf die schrecklichen Ereignisse der Nacht zu reagieren, wie in Panik zu verfallen, "denn wer in Panik gerät, ist immer in Gefahr, diese Panik weiter zu tragen".

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    Vier Tote und viele teils schwer Verletzte – das ist die traurige Bilanz eines Terroranschlags in der Wiener Innenstadt.
    Vier Tote und viele teils schwer Verletzte – das ist die traurige Bilanz eines Terroranschlags in der Wiener Innenstadt.
    Reuters
    "Gehen weiter den Weg der Solidarität, der Gemeinschaft und Rücksichtnahme"

    "Unseren Hass bekommt ihr nicht", so der Kardinal, der damit direkt auf die Terroranschläge in Paris Bezug nahm, denn dies hatte einer der Betroffenen der Anschläge erklärt. Wichtig sei, sich jetzt auf die Werte zu berufen, die Österreich groß gemacht hätten: "Gehen weiter den Weg der Solidarität, der Gemeinschaft und Rücksichtnahme. Das sind Werte, die Österreich geprägt haben." Österreich dürfe nicht zu einer Gesellschaft werden, "die sich in der Angst abschließt".

    "Auch wenn wir jetzt durch die Pandemie auf Abstand sein müssen - mit dem Herzen müssen wir nicht auf Abstand sein"

    Die Gesellschaft solle auch weiterhin offen füreinander sein, so Schönborn: "Auch wenn wir jetzt durch die Pandemie auf Abstand sein müssen - mit dem Herzen müssen wir nicht auf Abstand sein. Solange die Wärme in unserer Gesellschaft stärker ist als die Kälte des Hasses, brauchen wir nicht mutlos zu sein". Die Kirchen blieben auch in diesen Stunden daher eine offene Anlaufstelle und ein Ort, "an dem man durchatmen und ein stilles Gebet sprechen kann".

    "Diese Solidarität des Guten, des Miteinanders - das brauchen wir jetzt"

    Der Kardinal selbst hatte die Nacht in der Kapelle im Erzbischöflichen Palais verbracht und dort "versucht, ein wenig inneren Frieden zu finden" und an die Menschen zu denken, die zu Opfern wurden, auch an die Polizei und die Sicherheitskräfte, denen sein Gebet und Dank galt. Berührt hätten ihn dabei die zahlreiche Mitleidsbekundungen aus aller Welt: "Diese Solidarität des Guten, des Miteinanders - das brauchen wir jetzt." Derzeit plane man im Stephansdom für Dienstag einen Trauergottesdienst mit Live-Übertragung.