Wien

Kardinal Schönborn: "Hochfahren"

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn, der sich mit dem "Hochfahren" unserer Gesellschaft beschäftigt und an einen historischen Tag vor 65 Jahren erinnert.

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Kardinal Schönborn schreibt heute über das "Hochfahren".
Kardinal Schönborn schreibt heute über das "Hochfahren".
(Bild: Helmut Graf)

Heute, am 15. Mai, wird das öffentliche Leben ein Stück weiter "hochgefahren". Die Gastronomie öffnet ihre Lokale, die Schulen beginnen mit dem Unterricht im Klassenzimmer, die öffentlichen Ämter bieten Parteienverkehr und die Gottesdienste können wieder gefeiert werden. Freilich gelten überall die Schutzmaßnahmen, die wir einzuhalten haben, damit Corona nicht noch einmal ausbricht.

"Hochfahren" – das Wort kannte ich bislang nur aus anderem Zusammenhang: Hochöfen werden hochgefahren oder Computer. Können wir das kirchliche Leben, die Wirtschaft, die Schulen hochfahren wie einen Computer? Eines ist sicher: Auf Knopfdruck lässt sich unser Leben nicht wieder entfalten. Gefragt sind weiterhin unsere Eigenverantwortung und unsere Rücksicht auf andere Menschen.

Heute vor 65 Jahren wurde der Staatsvertrag unterzeichnet. Mit dem Läuten der Pummerin um 18 Uhr denken wir an den Tag, an dem Leopold Figl ausrufen konnte: "Österreich ist frei!" Nach der leidvollen Kriegszeit, dem geduldigen Wiederaufbau begannen Jahre des Wohlstands. Möge es gelingen, heute unser Land aus Corona wieder hochzufahren, ohne dass es auf Kosten der Schwächeren geht.

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