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Karotten im Beton sollen Gebäude stabiler machen

Laut britischen Wissenschaftlern, sollen die Pflanzenfasern Beton widerstandsfähiger machen, Risse verhindern und ganz nebenbei die Umwelt schonen.

Heute Redaktion
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Sie sind knackig, saftig und gesund – doch bald könnten die Karotten auch abseits der Lebensmittelabteilung im Supermarkt Verwendung finden: Britische Wissenschaftler werkeln gerade daran, den altbewährten Beton durch Beigabe von Karotten-Fasern zu revolutionieren und ganz nebenbei noch die CO2-Emissionen der Bauindustrie zu verringern.

Für ihre Testreihe haben die Forscher der Universität Lancaster rund um Professor Mohamed Saafi mit einem einfachen Mixer aus der Haushaltsabteilung Karottenpartikel mit herkömmlichem Beton vermischt. Das Ziel: ein stärkeres und umweltverträglicheres Baumaterial.

Reduktion der CO2-Emissionen

Die Zugabe von Karotten soll Risse im ausgehärteten Beton verhindern, so die Forscher gegenüber der Nachrichtenagentur "Reuters" und das Material insgesamt widerstandsfähiger machen. Die neue Mixtur soll bis zu 80 Prozent stärker als konventioneller Beton sein, wie die "Daily Mail" erfahren haben will. Ein angenehmer Nebeneffekt: Dadurch wird insgesamt weniger Zement benötigt, wodurch auch der Kohlendioxid-Ausstoß sinken würde. Nach Schätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) ist die Zement-Produktion für sieben Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.

Beton / Zement – Was ist der Unterschied?
Umgangssprachlich werden beide Begriffe oft miteinander verwechselt, dabei sind es zwei unterschiedliche Materialien. Eine Erklärung:

Zement besteht hauptsächlich aus Kalkstein und Ton. Die Materialien werden gemahlen und danach gebrannt, bis sie miteinander verschmelzen. Danach werden die dabei entstandenen Klinker erneut zu einem Pulver vermahlen.

Beton besteht üblicherweise aus einem Zuschlagsstoff (Sand, Stein) für das Volumen, aus Zement als Bindemittel und Wasser. Erst durch die Zugabe von Wasser wird eine chemische Verbindung geschaffen, die dann in der gewünschten Form aushärtet.

Wasser, Fasern und Zement

Karotten bestehen zwar zu einem Großteil aus Wasser, doch behalten sie ihre starre und knackige Form wegen der ebenfalls enthaltenen Zellulose, ein faserartiges Material, das sich in allen Pflanzen findet, erklärt CelluComp-CEO Christian Kemp-Griffin, dessen Unternehmen die Forscher mit genau diesem pflanzlichen Material versorgt. Zellulose findet sich auch in Holz, ist aber aus Gemüse weit einfacher zu gewinnen und als Nebenprodukt der Landwirtschaft eine billige und umweltfreundliche Ressource.

"Man kann einfach ein paar dieser Fasern anderen Materialien beimischen und sie werden zu einem Zusatzstoff, der die Leistungsmerkmale beeinflusst", so Kemp-Griffin. Nur eine winzige Menge würde bereits ausreichen um die Eigenschaften von Beton zu verändern, da diese direkte Auswirkungen darauf haben, wie sich das Wasser während dem Aushärten verhält: "Nicht die physische Faser macht die Stärke aus. Sondern, wie sie das Wasser binden. Es gibt eine chemische Reaktion zwischen den Fasern und dem Zement."

Als nächstes: Zuckerrüben

Von ihren bisherigen Tests angespornt will das Team um Professor Saafi weitere Mixturen ausprobieren. Als nächstes stehen Zuckerrüben an der Reihe, da auch bei deren Verarbeitung große Mengen an ausgelaugten Hackschnitzeln übrig bleiben, die CelluComp billig beziehen könnte. (rcp)