Niederösterreich

Keine Therapie! HIV-Patienten aus NÖ müssen nach Wien

Der Verein "St. Pride" kritisiert das fehlende Angebot flächendeckender HIV-Therapie in Niederösterreich. Spitäler schicken Patienten nach Wien.

Isabella Nittner
Keine Therapie! HIV-Patienten aus NÖ müssen nach Wien
Der Verein schrieb einen Brief an die Landeshauptfrau.
iStock, Screenshot

Laut neuesten Modellrechnungen tragen in Österreich (inklusive Dunkelziffer) zwischen 8.000 und 9.000 Menschen den HI-Virus im Körper. Der Virus, der – beispielsweise aufgrund einer fehlenden Diagnose – unbehandelt zum Ausbruch der Krankheit Aids führen kann, ist mittlerweile medikamentös gut behandelbar.

Offener Brief an Politik

Voraussetzung ist hier natürlich der Zugang zu einer medizinischen Behandlung. Und genau diese sieht der Verein "St. Pride" aus St. Pölten in Niederösterreich nur unzureichend gegeben. In einem offenen Brief an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner fordert man ein flächendeckendes Angebot zur HIV-Therapie sowie auch der PEP bzw. der PrEP.

PEP, die Abkürzung für Postexpositions-Prophylaxe, ist die Möglichkeit, eine Ansteckung trotz sexuellen Kontakts mit einer HIV-positiven Person durch die rasche Einnahme bestimmter Medikamente doch noch zu verhindern. PrEP wiederum bezeichnet die Einnahme eines Medikaments VOR dem sexuellen Kontakt mit einer HIV-positiven Person, um die Vermehrung des HI-Virus im Körper zu verhindern und einer Ansteckung so vorzubeugen.

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    PrEP, also eine HIV-Prophylaxe, wird in NÖ nur bei einem Allgemeinmediziner angeboten.
    PrEP, also eine HIV-Prophylaxe, wird in NÖ nur bei einem Allgemeinmediziner angeboten.
    Getty Images/iStockphoto

    Forderungen

    "In Niederösterreich ist die Versorgung HIV-positiver Menschen nicht gegeben, auch eine Prophylaxe mittels PrEP gestaltet sich in unserem Bundesland sehr schwierig, auch wenn erste Schritte gesetzt wurden, um eine Diagnose mit HIV zu erleichtern ist es damit noch nicht getan, daher fordern wir, dass in jedem Landesklinikum in Niederösterreich eine HIV-Therapie angeboten wird", schreibt St. Pride-Obmensch Oskar Beneder in dem Brief. Zudem will man eine "Optimierung der HIV-Prävention durch eine kostenfreie Präexpositionsprophylaxe (PrEP)" sowie "den Zugang zu PEP in allen Niederösterreichischen Krankenhäusern".

    Tatsächlich kann man die Möglichkeiten auf Behandlung als HIV-positiver Mensch bzw. Risikokontakt in NÖ an einer Hand abzählen. Laut der Österreichischen Aids-Gesellschaft sind in NÖ genau 2 (!) Ärzte gelistet, die als Anlaufstelle bei HIV-Infektionen gelten. Darunter ein Allgemeinmediziner aus Wiener Neustadt, der zwar keine HIV-Therapie, aber dafür PEP und PrEP anbietet sowie ein Lungenfacharzt aus Neulengbach (St. Pölten-Land), der auf erworbene Immunschwächen spezialisiert ist. Beim Letzteren handelt es sich allerdings um einen Wahlarzt.

    PEP & PrEP in St. Pölten 

    Die Landesgesundheitsagentur, die die niederösterreichischen Spitäler verwaltet, begründet das Fehlen eines Angebots in den NÖ Kliniken mit den geringen Fallzahlen. "Da das Patientenaufkommen und die damit verbundenen Fallzahlen in den NÖ Landeskliniken relativ gering sind, verweisen wir Patientinnen und Patienten nach Wien an das AKH, da dort die benötigte hohe Expertise besteht", so eine Sprecherin der LGA gegenüber "Heute".

    Da das Patientenaufkommen und die damit verbundenen Fallzahlen in den NÖ Landeskliniken relativ gering sind, verweisen wir Patientinnen und Patienten nach Wien an das AKH, da dort die benötigte hohe Expertise besteht.
    Landesgesundheitsagentur
    zur fehlenden HIV-Therapie in NÖ

    Für die PEP bzw. eine PrEP kann jedoch das Universitätsklinikum in St. Pölten aufgesucht werden. "In der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten im Universitätsklinikum St. Pölten wird eine routinemäßig PEP (Postexpositionelle Prophylaxe)-Beratung und PEP für Risikokontakte angeboten. Patientinnen und Patienten, die in anderen Kliniken der NÖ LGA vorstellig werden, werden dorthin zugewiesen", heißt es seitens der Landesgesundheitsagentur.

    Für den Verein St. Pride eine klare Verfehlung des seitens der UNO für das Jahr 2025 gesetzten Ziels "95-95-95", also dass 95 Prozent der Infizierten von ihrer Erkrankung wissen, 95 Prozent eine Therapie erhalten und 95 Prozent keine Viruslast mehr aufweisen, wie Oskar Beneder in einer Aussendung schreibt.

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