Wirtschaft

"Der eine oder andere Standort muss schließen"

Heute Redaktion
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Immobilien-Tycoon Benko hat Kika/Leiner gekauft. 6.500 Jobs sind vorerst gesichert, aber Filialen werden geschlossen. Das sagt zumindest der der Steinhoff-Anwalt.

Aufatmen bei Kika/Leiner: Der Tiroler Immobilienentwickler René Benko hat die beiden österreichischen Möbelketten von ihrer südafrikanischen Mutter, der Steinhoff-Gruppe, gekauft. Jetzt besteht für die 6.500 Mitarbeiter in Österreich und Osteuropa neue Hoffnung.

„In einem Herzschlagfinale ist es der Steinhoff-Gruppe gelungen, mit rechtlicher Unterstützung durch Wolf Theiss das gewaltige Immobilienportfolio von Kika/Leiner in Österreich und einer Reihe von Ländern in Zentral- und Osteuropa an Rene Benkos Signa-Gruppe zu verkaufen", teilte Wolf Theiss, die Anwaltskanzlei von Signa, in der Nacht auf Freitag mit.

Von Signa gebe es ein fixes und starkes Bekenntnis, den Betrieb weiterzuführen. "Signa war der einzige ernst zu nehmende Interessent, der die Unternehmen weiterführen wollte", sagte Markus Fellner, Anwalt der Steinhoff-Gruppe in Europa, zur APA. Allerdings sei eine Restrukturierung nötig. "Der eine oder andere Standort muss sicher geschlossen werden", so Fellner.

Benkos Signa legte am Freitag nachmittag jedoch Wert auf die Feststellung, dass es keine Pläne für die Schließung einiger Filialen gebe.

Der Kaufpreis

Benko greift für den Deal tief in die Tasche, obwohl er das operative Geschäft der beiden Unternehmen für den symbolischen Betrag von einem Euro übernimmt. Anders ist das mit den Immobilien, in denen Kika/Leiner-Filialen eingemietet sind. Eigentümerin der Objekte ist die Steinhoff-Tochter Hemisphere. Es geht um 46 Immobilien in Österreich und 22 in Osteuropa. Die Objekte werden laut Aussendung von Steinhoff aktuell mit 490 Mio. Euro bewertet.

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Rechnet man einen Kaufpreis von 490 Mio. Euro für die Immobilien und einen Sanierungsbeitrag von mehr als 100 Mio. Euro zusammen, so lässt Signa für das Geschäft runde 600 Mio. Euro springen.

Bilanzprüfungen gehen weiter

Ganz in trockenen Tüchern ist der Handel allerdings noch nicht. Es finden weiterhin Bilanzprüfungen statt. Je nachdem wie diese ausfallen, könnte Signa das ganze Immobilienpaket oder auch nur Teile davon kaufen. Oder entscheiden, für Kika und Leiner lediglich Mietverträge in den Objekten fortzuführen, erläuterte Fellner. Frist für die Grundsatzentscheidung über den Kauf der Immobilien ist der 15. August, heißt es in einer Aussendung von Steinhoff.

Wettbewerbsbehörden müssen zustimmen

Der Vertrag sieht auch noch weitere Fristen vor. So müssen die Zustimmungen der Wettbewerbsbehörden in Österreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei bis zum 30. September 2018 vorliegen, sonst würde der Kauf der operativen Geschäfte platzen. Allerdings wird derzeit nicht mit Widerstand der Behörden gerechnet, da Signa bisher nicht im Möbelhandel dieser Länder tätig ist.

Der Abschluss

Der endgültige Abschluss des Immobiliendeals soll nicht vor dem 30. September erfolgen. Sollte es aber bis zum 2. Jänner 2019 zu keinem Abschluss kommen, können beide Seiten vom Verkauf der Immobilien zurücktreten.

Warum sich der Deal so zog

Ursprünglich hätte der Kaufvertrag durch die Signa-Gruppe schon bis Dienstag Mitternacht unterzeichnet werden sollen, die Due-Diligence-Prüfung zog sich jedoch. Der Auftrag sei „ein Wettlauf gegen die Zeit" gewesen, da in nur zwei Wochen „das internationale Geflecht von Gesellschaften und Standorten durchleuchtet, ein komplexes Vertragswerk entwickelt und Verhandlungen an vielen Fronten geführt werden" mussten, so die Signa-Anwälte.

Eine Insolvenz habe „als Bedrohungsszenario immer mitbedacht werden" müssen. Zuletzt ging es stundenlang nur mehr um die notarielle Beglaubigung, wofür der Text allen Anwesenden vorgelesen wurde, hieß es aus Verhandlungskreisen. Nur wegen des zeitraubenden Formalaktes hätte niemand den Deal platzen lassen wollen. Hedgefonds in London, die Gläubiger der Steinhoff-Gruppe sind, wollten bis zuletzt aus der Verwertung der Immobilien mehr Geld herausholen.

(GP)