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Klimaerwärmung könnte zu Frühgeburten führen

Eine neue Studie zeigt, dass die steigenden Temperaturen auch erhöhte Risiken bei Schwangerschaften mit sich bringen könnten.

Heute Redaktion
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Wenn ein Baby vor der 37. Woche auf die Welt kommt, spricht man von einer Frühgeburt. Das Geburtsgewicht der Frühchen liegt im Durchschnitt bei weniger als 2.500 Gramm – das Neugeborene ist also noch nicht vollständig entwickelt. Aber auch eine Geburt zwischen der 37. und 40. Woche kann Risiken mit sich bringen: Neben dem geringeren Geburtsgewicht können auch später noch kognitive Entwicklungsprobleme auftreten.

Gründe für eine vorzeitige Geburt gibt es einige: bakterielle Infektionen, Fehlbildungen der Gebärmutter oder Mehrlingsschwangerschaften zum Beispiel. Wie eine neue Studie, die im Fachmagazin "Nature Climate Change" erschienen ist, jetzt zeigt: Auch die Klimaerwärmung kann dazu führen, dass Frauen früher entbinden.

Temperaturverlauf und Geburtenrate

Alan Barreca, Professor am UCLA Institute of Environmental Sustainability, und Ökonomin Jessamyn Schaller vom Claremont McKenna College verglichen für diese Untersuchung Daten von 1969 bis 1988. Genauer gesagt sahen sie sich den täglichen Temperaturverlauf und die Geburtenrate in den USA genauer an. Zwar hätten die Forschenden lieber aktuellere Datensätze gehabt, die seien aus Datenschutzgründen aber nicht mehr zu ergattern gewesen, so die Wissenschaftler im Abstract.

Das Team um Barreca und Schaller staunte nicht schlecht, als es heraus fand, dass die Geburtenrate pro 100.000 Frauen an Tagen, an denen die Temperatur 32,2 Grad oder mehr betrug, um 0,97 stieg – verglichen mit Tagen, an denen es zwischen 16 und 21 Grad warm war. Einen kleineren, aber immer noch signifikanten Anstieg von 0,57 zusätzlichen Geburten pro 100.000 Frauen gab es an Tagen, die zwischen 26,7 und 32,2 Grad lagen.

Oxytocin und Schlafmangel

Erklärungen für den Anstieg gibt es laut den Forschenden einige: So sei es gut möglich, dass die "Hitze zu Veränderungen im Herz-Kreislaufsystem der Schwangeren führt, was wiederum vorzeitige Wehen auslösen kann", so Alan Barreca. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass hohe Temperaturen zu einer vermehrten Ausschüttung von Oxytocin führen. Dieses Hormon spielt bei der Geburt und in der Stillzeit eine Rolle.

"Es kann sogar eine dritte Ursache geben", so Barreca: "Schlafverlust". In sehr heißen Wochen sei die Temperatur schließlich auch nachts noch hoch genug, um den Schlaf zu stören. Zu wenig Schlaf führe zu mehr Stress – was wiederum ein sehr wichtiger Faktor bei einer Frühgeburt sei.

25.000 Frühgeburten wegen Temperaturanstieg

Der Einfluss der Hitze auf die Schwangerschaft war in Heißwetter-Regionen der USA übrigens weniger ausgeprägt. "Wahrscheinlich weil sich die werdenden Mütter, die in diesen Teilen des Landes leben, an die hohen Temperaturen gewöhnt haben", so die Forschenden im Abstract. Auch das Einkommen macht in diesem Zusammenhang offensichtlich einen Unterschied: Größerer Wohlstand bedeutet eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Klimaanlage im Haus und verringert den schwangerschaftsverkürzenden Effekt der Temperatur, wie die Studie zeigt.

"Während dem 20-jährigen Untersuchungszeitraum gab es 25.000 Frühgeburten, die jährlich durch hohe Temperaturen verursacht wurden", schreiben die Forschenden im "Nature Climate Change". "Die Datengrundlage deutet darauf hin, dass wir in den kommenden Jahrzehnten, in denen die Temperaturen aufgrund der Klimaerhitzung immer weiter ansteigen werden, immer häufiger Frühgeburten haben werden." Auch das noch.