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Klimawandel lässt in Wien jetzt Palmen sprießen

Palmen sind das Sinnbild tropischer Länder, doch bald könnten sie auch in Österreich heimisch sein. Erstmals wurden verwilderte Exemplare gefunden.

Heute Redaktion
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Asiatische Palmen als Wildpflanzen in Österreich? Das ist keine Utopie mehr, wie Franz Essl vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien feststellen musste.

Weil die letzten Jahre in Österreich um bis zu zwei Grad Celsius wärmer als der langjährige Schnitt waren und auch der Sommer 2019 wohl davon nicht abweichen wird, nimmt der Bestand vieler einheimische Pflanzen gerade in den heißeren und trockenen Lagen ab.

Doch die Flächen liegen nicht brach, sondern werden von neuen, anpassungsfähigeren Arten erobert. Dabei handelt es sich meist wärme liebende, exotische Arten, die vom Menschen eingeführt wurden – sogenannte Neobiota. Diese konnten sich in Österreich bislang nicht ausbreiten, starke Fröste und zu kühle Sommer haben dies verhindert. Doch durch den Klimawandel gilt dies nicht mehr.

In seiner Studie zeigt Essl, dass ostasiatische Hanfpalmen in den letzten Jahren nicht nur zunehmend den Winter im Freien gut überdauern, sondern dass sie sich mittlerweile auch ausbreiten können. "Insgesamt sechs Fundorte verwilderter junger Palmen sind mittlerweile für Österreich bekannt geworden", erläutert so der Studien-Autor in einer Aussendung der Universität. Die Fundorte lagen etwa in Wien-Alsergrund, im oberösterreichischen Luftenberg und auch in Niederösterreich.

Palmen dringen in Wälder ein

"Bislang handelt es sich nur um kleine Vorkommen besonders in Städten wie in Wien, und es wurden ausschließlich junge verwilderten Palmen aufgefunden", ergänzt Essl. "Aber, in einigen Jahrzehnten könnten Palmen in Österreich schon häufiger verwildert angetroffen werden."

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Dieser Vorgang findet in der Schweiz bereits statt. Dort kommt die Hanfpalme auf der Südseite der Alpen seit einigen Jahrzenten verwildert vor und dringt dort mittlerweile massiv in die Wälder ein. Palmen könnten daher in nicht allzu ferner Zukunft in österreichischen Wäldern möglicherweise kein ungewöhnlicher Anblick mehr sein, so die Prognose des Wissenschaftlers. Auch in Hinblick auf Dürre und Ernteausfälle betont Essl: "Daher ist es absolut notwendig, dass Österreich eine weitaus ambitioniertere Klimapolitik als bisher umsetzt".

So verändert der Klimawandel unsere Wälder

Auch die Bundesforste bereiten sich auf die Auswirkungen des Klimawandels vor. Schon jetzt hinterlässt dieser deutliche Spuren. "Wir können unsere Wälder nicht mehr so bewirtschaften wie bisher, es ist höchste Zeit, umzudenken", teilte Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) vor knapp zwei Wochen per Aussendung mit.

"In manchen Regionen Österreichs müssen wir uns vom heutigen Waldbild verabschieden", so seine Prognose. Durch die Erwärmung und Trockenheit werde die Fichte zurückgedrängt, da sie als Flachwurzler leichter unter Trockenstress gerät. Zwar wird sie Österreichs häufigste Baumart bleiben, Lärchen und Weißtannen würden ihr aber in vielen Regionen den Rang ablaufen.

Zukünftig eine größere Rolle spielen werden auch Zirbe, Eiche oder auch typische Mischbaumarten wie Ahorn oder Linde, da Artenvielfalt im Wald immer wichtiger werden wird. "Artenvielfalt ist die beste Risikovorsorge", unterstreicht Freidhager. In den nächsten sechs Jahren sollen rund 100 Millionen Euro in den Erhalt und die Anpassung der österreichischen Wälder investiert werden. Denn, so der ÖBf-Vorstand: "Wir müssen heute planen, was in 100 Jahren wachsen soll". (rcp)