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Koller warnt: "Wir sind noch nicht durch"

Heute Redaktion
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So wie seine Spieler hat auch Österreichs Fußball-Teamchef Marcel Koller nach dem 1:0 am Samstag über Russland vor allzu großem Optimismus gewarnt. Das Ticket für die EURO 2016 sei trotz des Erfolgs über die "Sbornaja" noch in weiter Ferne, betonte der Schweizer am Tag nach dem dritten Sieg im vierten Spiel der laufenden EM-Qualifikation.

So wie seine Spieler hat auch Österreichs Fußball-Teamchef Marcel Koller nach dem 1:0 am Samstag über Russland vor allzu großem Optimismus gewarnt. Das Ticket für die EURO 2016 sei trotz des Erfolgs über die "Sbornaja" noch in weiter Ferne, betonte der Schweizer am Tag nach dem dritten Sieg im vierten Spiel der laufenden EM-Qualifikation.

"Wir freuen uns kurzfristig, aber wir wissen, was noch zu tun ist und dass wir noch nicht durch sind", erklärte Koller und bezeichnete das Duell mit der russischen Elf als das "erwartet schwere Spiel. Sie haben nicht so bekannte Spieler, aber sie haben gezeigt, dass sie Qualität haben". Dass es gegen einen starken Gegner trotz der Ausfälle von David Alaba und Julian Baumgartlinger zu einem Sieg reichte, machte den 54-Jährige stolz. "Wir haben die zwei Ausfälle von wichtigen Spielern sehr gut aufgefangen."

Der Coach hatte diesbezüglich aber auch keine großen Bedenken gehabt. "Leitgeb ist ein alter Hase, und Ilsanker hat erst kurz vor dem Match gewusst, dass er spielt. Da konnte er sich gar keine Gedanken mehr darüber machen", meinte Koller und gab zu, dass der Faktor Glück eine gewisse Rolle spielte. "Glück braucht man immer ein bisschen, doch wir haben es uns erarbeitet."

Koller fordert Konstanz

Mitverantwortlich für den Sieg war auch eine Extra-Portion Konzentration unmittelbar nach dem Gold-Tor durch Rubin Okotie. "Die größte Gefahr sind immer die fünf Minuten nach einem Treffer. Da lässt die Spannung nach und der Gegner ist sauer", erklärte Koller. Dieses Szenario habe man bereits vor dem Match besprochen, schon beim Bejubeln des 1:0 wies Koller seine Kicker noch einmal eindringlich darauf hin.

Die ÖFB-Kicker überstanden diese heikle Phase und führen nun die Tabelle der Gruppe G vier Punkte vor Schweden und fünf Zähler vor Russland an. Schon seit neun Partien sind Christian Fuchs und Co. ungeschlagen. "Aber deswegen sind wir nicht unter den Top-10 Europas", sagte Koller. "Entscheidender ist jetzt, dass wir auf diesem Level Konstanz reinbringen."

Das Blatt könne sich schnell wieder wenden, warnte der Nationaltrainer. "Es kann passieren, dass man besser ist, aber ein Tor bekommt. Beim 1:1 gegen Schweden zum Beispiel waren wir besser, aber haben nicht gewonnen." Es werde auch wieder eine Phase kommen, in denen es für die ÖFB-Auswahl nicht so läuft wie zuletzt. "Doch wir versuchen, das so lange wie möglich hinauszuzögern."

Sieg gegen Brasilien hat keine Priorität

Der Erfolgslauf könnte schon am Dienstag sein Ende finden, wenn es wieder im Happel-Stadion gegen Rekordweltmeister Brasilien geht. "Es wäre schön, wenn wir unsere Serie fortsetzen könnten, aber das ist nicht die erste Priorität. Wichtig ist, sich gegen einen Top-Gegner weiterzuentwickeln."

Einen Sparring-Partner werde man auf keinen Fall abgeben, versprach Koller. "Wir möchten in dieser Partie etwas zeigen. Das Stadion ist voll und wir wollen uns nicht wie die Puppen hinstellen und die Brasilianer um uns herumkurven lassen."

Respekt vor Neymar

Der ÖFB-Betreuer hat sich die fünf Partien der "Selecao" unter Neo-Teamchef Carlos Dunga, die allesamt ohne Gegentor gewonnen wurden, bereits zu Gemüte geführt. "Die Brasilianer spielen nicht ganz so wie bei der WM, schalten blitzschnell um, und das in hohem Tempo und mit sehr guter Technik."

Den brasilianischen Superstar Neymar lobte Koller in höchsten Tönen. "Er wird regelmäßig weggeputzt vom Feinsten und steht immer wieder auf und versucht es wieder. Jedes Mal wenn man denkt, man kann ihn packen, ist er schon wieder weg. Das ist schön anzuschauen, wir werden das genießen, auch wenn wir hoffen, dass er uns nicht ganz so wehtut", sagte Koller.

Dunga saß beim 1:0 gegen Russland im Stadion. Dennoch werde sein Respekt vor den Österreichern nicht allzu groß sein, vermutete der ÖFB-Trainer. "Ich glaube nicht, dass die Brasilianer groß auf den Gegner schauen, sondern auf ihr eigenes Spiel", meinte Koller.

Okotie wohl in Startelf gegen Brasilien

Welche Startformation der Schweizer am Dienstag auf den Platz schickte, wusste er am Sonntag selbst noch nicht genau. Fix scheint nur, dass Julian Baumgartlinger wegen einer Sehnenreizung im Knie auch diesmal fehlen wird und Okotie für den bereits nach Australien zurückgereisten Marc Janko beginnt. Die Einwechslung des Gold-Torschützen gegen Russland ergab sich laut Koller aus dem Spiel heraus. "Marc hat viel versucht, aber das Spiel ist nicht so für ihn gelaufen."

Okotie hingegen erfüllte Kollers Erwartungen. "Bei seinem Eintausch gegen Schweden war er noch hektisch. Jetzt habe ich ihm gesagt, er soll Ruhe reinbringen und nicht glauben, er muss alles niederreißen. Das hat er sehr gut umgesetzt", erzählte der Teamchef, der seinen Schützlingen bis Sonntagnachmittag frei gab.

APA