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Kosovo-Fans feiern England aus Dankbarkeit

Im EM-Qualifikationsspiel zwischen Kosovo und England ist das Geschehen auf dem Platz nur nebensächlich. Die Fans feiern mit dem Gegner.

Heute Redaktion
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Bild: EPA

Beim EM-Qualifikationsspiel zwischen Kosovo und England kommt es zu rührenden Szenen. Die Heimfans feiern ihren Gegner, singen die englische Hymne mit – aus Dankbarkeit für die Rolle der Briten und der Nato im Kosovo-Krieg.

Die Qualifikation für die EM 2020 hatte die Mannschaft von Bernard Challandes bereits vor dem letzten Spieltag verpasst. So verkam das Duell gegen den Tabellenführer der Gruppe A aus England zur Nebensache. Am Ende gewannen die "Three Lions" deutlich mit 4:0-Sieg. Das Besondere am Match: der freundliche Empfang der Gäste von den heimischen Fans, der die besondere Beziehung der beiden Länder zelebrierte.

Tagelange hatten sich die Fans in Pristina auf die Gäste von der Insel gefreut. Schon eine Woche vor Anpfiff waren in der Hauptstadt des Kosovo zahlreiche Banner gesichtet worden, "Welcome & Respect"-Schriftzüge, verziert mit den Fahnen beider Länder sowie dem einer roten Mohnblüte, mit der die Briten ihre Unterstützung für die Armee und die Erinnerung an gefallene Soldaten ausdrücken, säumten die Straßen. In einem Geschäft im Zentrum prangte ein Poster des englischen Stürmer Raheem Sterling, "Welcome bro" war darauf zu lesen.

20 Jahre nach dem Kosovo-Krieg

"Wir tun dies aus Anerkennung für unsere Freunde, die uns bei der Gründung unseres eigenen Staates sehr geholfen haben", erklärte Agim Ademi, der Präsident des kosovarischen Fußballverbands KFF, die Aktion am Tag vor dem England-Spiel gegenüber der "Deutschen Welle". "England und sein damaliger Premierminister Tony Blair haben dabei eine Schlüsselrolle gespielt."

Vor zwanzig Jahren war Großbritannien ein Teil der Nato-Streitkräfte, die im Kosovo-Krieg gegen Serbien eingriffen und sich für eine Unabhängigkeit der 2-Millionen-Einwohner-Republik einsetzten. Berühmt ist jenes Bild, das einen britischen Soldaten zeigt, der seine Patrouille unterbricht, um mit kosovarischen Kindern Fußball zu spielen.

Ein Zeichen gegen Rassismus

Doch die Banner hätten noch einen weiteren, viel aktuelleren Grund gehabt. Bei früheren Spielen in Osteuropa war den Engländern ein offen zur Schau gestellter Rassismus entgegen geschlagen, als dunkelstes Kapitel blieb jüngst das Auswärtsspiel in Bulgarien in Erinnerung, als Zuschauer auf der Tribüne Affenlaute und Beleidigungen von sich gaben sowie den Hitlergruss zeigten. "Wir wissen, wie es sich anfühlt, diskriminiert zu werden. Wir haben es schließlich selbst lange genug am eigenen Leib erlebt. Aber viele unserer Landsleute waren im Ausland und haben andere Kulturen und Religionen kennengelernt", so Ademi. "Daher: Albaner sind keine Rassisten!"

Beim Anpfiff im Stadion, als der Speaker die Startelf der Gäste verkündet, hallt bei jedem Engländer sein Nachname durch den Nachthimmel von Pristina, jeder Heimfan hält eine englische Flagge hochgestreckt und versucht, die Hymne mitzusingen.