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Kroaten-Star Modric: Vom Flüchtling zum WM-Helden

Im Jugoslawien-Krieg musste sich Luka Modric als Jugendlicher noch in einem Hotel verstecken. Heute will er seine Nation zum WM-Triumph führen.

Heute Redaktion
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Seine Schultern sind zwar schmächtig, dennoch ruhen auf ihnen heute im WM-Finale zwischen Kroatien und Frankreich (17 Uhr, "Heute" tickert live) die Hoffnungen einer ganzen Nation. Die Rede ist von Kroatiens Superstar Luka Modric, der seine "Feurigen" heute als Kapitän zum großen WM-Triumph führen soll.

Im Jahr 1991 war Modric aber noch weit entfernt vom möglichen WM-Triumph. In den Wirren des Jugoslawien-Krieges wurde seine Familie aus dem Heimatort nahe der Stadt Zadar vertrieben. Der Großvater, bei dem Modric aufwuchs, wurde eiskalt ermordet, das Elternhaus niedergebrannt. Der heutige Fußball-Millionär musste als Teenager im eigenen Land als Flüchtling leben – untergebracht im fünften Stocks des Hotels "Iz" in Zadar.

"Luka war schüchtern und hatte nur wenige Freunde", erinnert sich Wegbegleiter Bozo Sawic im Interview mit der Tageszeitung "Bild". "Seine Familie war arm, sehr arm. Aber sie waren immer gute Menschen und sind es bis heute", erzählt er. Die Freundschaft zu Modrics Vater, mit dem er damals gemeinsam gearbeitet hatte, hat bis heute gehalten.

"Er war schon damals unfassbar stark"

Auch Marko Mirceta erlebte diese tragischen Tage in Modrics Leben hautnah mit. Er sah, wie der schmächtige Jugendliche tagein, tagaus auf dem kleinem Beton-Fußballplatz ums Eck dem runden Leder nachjagte. "Wenn keiner mehr spielen wollte, kickte er den Ball alleine gegen die Wand", blickt er zurück. "Er war kleiner als ich, aber unfassbar stark. Du hast den Ball kurz gesehen, dann kam Luka und beide waren weg. Du konntest sie nicht fassen."

Bei Hajduk Split, dem größten Klub in unmittelbarer Nähe, wurde Modric aber dennoch wieder sofort weggeschickt. Zu klein, lautete das vernichtende Urteil. Also suchte er sein Glück beim Hauptstadt-Klub Dinamo Zagreb – und fand es auch. Über Dinamo und Tottenham landete er 2012 bei Real Madrid, wo er nun mit 32 Jahren bereits bei vier Triumphen in der Champions League hält.

Droht Modric wegen Falschaussage Gefängnis?



Doch über Modric hängt ein dunkler Schatten namens Zdravko Mamic. Der ehemalige Präsident von Dinamo Zagreb wurde wegen Steuerhinterziehung zu sechseinhalb Jahre Haft verurteilt. Auch Modrics 21 Millionen Euro schwerer Wechsel zu Tottenham spielte dabei eine Rolle – doch der Profifußballer sagte im Prozess zu Gunsten von Mamic aus.

Eine Falschaussage, die ihn selbst noch in rechtliche Schwierigkeiten bringen könnte und die im viele Landsleute übel ankreiden. "Das hat er nicht nötig", bringt ein ehemaliger Nachbar auf den Punkt, was sich viele Kroaten denken.

(Heute Sport)