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Haben Forscher hier einen Alien-Schädel gefunden?

Heute Redaktion
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Dass irgendetwas mit den Schädeln, die Forscher in Kroatien entdeckt haben, nicht stimmt, liegt auf der Hand. Nicht aber, was es mit ihnen auf sich hat.

In Osijek im Osten Kroatiens haben Forscher bei Ausgrabungen drei rund 1.500 Jahre alte Skelette entdeckt. Zwei von ihnen sehen auf den ersten Blick allerdings nicht wirklich menschlich aus. Ihre Schädel haben seltsame Dimensionen. Handelt es sich dabei vielleicht um Aliens?

Zumindest auf die letzte Frage gibt es eine klare Antwort: Nein. Diese besonderen Exemplare sind ganz normale Menschen, deren Schädel künstlich deformiert wurden.

Völkerwanderung in Europa

Eine DNA-Analyse ergab, dass die drei gefundenen Jugendlichen in der Spätantike zwischen 415 und 560 n. Chr. gelebt haben. Zu dieser Zeit war diese Region Europas von unterschiedlichen Nomadenvölkern, wie etwa den Hunnen besiedelt. Diese sollen dem Brauch, Schädel künstlich zu deformieren, auch nach Europa gebracht haben.

Dabei wird bei Neugeborenen etwa mit Bandagen konstanter Druck auf die noch weichen Schädelknochen ausgeübt und sie so in die gewünschte Form gepresst. Auch in Wien, unter anderem am Mariahilfer Gürtel, wurden schon solche Schädel in Gräbern entdeckt. Die frühesten stammen aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, also einer ähnlichen Zeit, wie die Funde in Kroatien. Hierzulande dürfte der Brauch allerdings bald wieder aus der Mode gekommen sein.

Völlig unterschiedliche Abstammung

Die drei Skelette aus Osijek wurden nun in einer österreichisch-kroatischen Studie untersucht: "Der Jugendliche ohne künstliche Schädeldeformation weist eine überwiegend westeuropäische Abstammung, der Jugendliche mit der langgezogenen Schädelform eine ostasiatische Abstammung auf", erklärt Studienleiter Ron Pinhasi, Leiter des DNA-Labors an der Universität Wien. Der dritte Jugendliche sei nahöstlicher Abstammung.

Für die Wissenschaftler eine kleine Sensation: Es handelt sich bei dem Jugendlichen mit länglichem Schädel um das erste in Europa gefundene Individuum aus der Zeit der Völkerwanderung, dessen Abstammung größtenteils auf Ostasien zurückgeht.

Visuelle Abgrenzung

Warum die Schädel mancher Kinder deformiert wurden, ist nicht restlos geklärt. Die Forscher haben aber eine Theorie.

"Wir glauben, dass es verschiedene Arten der Schädeldeformation in ganz Europa gab", erklärt Mario Novak vom Anthropologischen Forschungsinstitut in Zagreb. "Diese visuellen Unterschiede wurden benutzt, um klar zu zeigen, zu welcher kulturellen Gruppe man gehörte". Zu einer solchen definitiv zuordnen kann man die gefundenen Skelette allerdings nicht.

Die Ergebnisse, die die Forscher in der Fachzeitschrift "PLOS ONE" veröffentlichten, zeigen zudem: Obwohl die drei Toten völlig unterschiedlicher Abstammung sind, litten sie alle an den selben Symptomen einer schweren Unterernährung. Die Forscher schließen daraus, dass diese Gruppen, so unterschiedlich sie auch waren, zur Zeit der Völkerwanderung in der Pannonischen Tiefebene miteinander in regem Kontakt gestanden haben.

(rcp)