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Landesweite Proteste und Tote in Ägypten

Heute Redaktion
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Nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi bleibt die Lage angespannt. Am Freitag gab es in Ägypten bei Protesten gegen das Militär Tote und Verletzte. In Kairo starben mindestens drei Mursi-Anhänger bei einem Protest, das Militär will aber nicht auf sie geschossen haben. Am Abend fielen am Rande des Tahrir-Platzes Mursi-Befürworter und -Gegner übereinander her.

Nach  bleibt die Lage angespannt.

Am Freitag gab es in Ägypten bei Protesten gegen das Militär Tote und Verletzte. In Kairo starben mindestens drei Mursi-Anhänger bei einem Protest, das Militär will aber nicht auf sie geschossen haben. Am Abend fielen am Rande des Tahrir-Platzes Mursi-Befürworter und -Gegner übereinander her.

Am Freitagabend stießen am Tahrir-Platz Gegner und Befürworter des von der Armee abgesetzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi zusammen, obwohl das Militär dort Stellung bezogen hatte, um die beiden Seiten voneinander zu trennen. Ein Journalist berichtete der Nachrichtenagentur AFP, dass Schüsse zu hören gewesen seien. Die gegnerischen Demonstranten bewarfen sich mit Steinen. Rettungsfahrzeuge waren im Einsatz, um Verletzte abzutransportieren.

In der Kairoer Innenstadt starben am Abend zwei Menschen. Bei der 6. Oktober-Brücke bewarfen einander beide Seiten mit Pflastersteinen, berichtete eine Reporterin des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera. Fernsehbilder zeigten, dass auch Feuerwerkskörper eingesetzt wurden. 

Zuvor waren Hunderte Anhänger Mursis vor die Sendezentrale des Staatsfernsehens am Nilufer in Kairo gezogen. Augenzeugen zufolge überquerte die Menge zunächst eine Brücke in der Nähe des Tahrir-Platzes. Anschließend schwenkte sie ab und zog zum Fernsehzentrum weiter.

Muslimbrüder: Proteste bis Mursis Wiedereinsetzung

Der Anführer der Muslimbrüder in Ägypten, Mohammed Badie, rief unterdessen seine Anhänger zu weiteren Massenprotesten bis zur Wiedereinsetzung des gestürzten Präsidenten Mursi auf. "Der Staatsstreich des Militärs ist nicht gültig", rief Badie am Freitag vor tausenden Menschen in Kairo. "Wir bleiben zu Millionen in den Straßen, bis wir unseren gewählten Präsident auf unseren Schultern tragen." Die Streikräfte hatten am Vortag die Festnahme Badies gemeldet. Doch am Freitag zeigte er sich vor den Anhängern der Muslimbrüder, die zu einem "Tag des Widerstandes" aufgerufen hatten.

Rätsel um drei tote Mursi-Anhänger

Mehrere hundert Demonstranten hatten in Kairo versucht, zum Hauptquartier der Republikanischen Garde vorzudringen, in dem Mursi gefangen gehalten wird, berichtete ein Augenzeuge. Dabei kam es zu Schüssen. Mindestens drei Mursi-Anhänger starben, zahlreiche Demonstranten wurden verletzt.

Wer die tödlichen Schüsse abgegeben hat, ist noch unklar. Die ägyptische Armee dementierte umgehend, auf die Demonstranten geschossen zu haben. Man habe lediglich Platzpatronen und Tränengas eingesetzt, sagte ein Militärsprecher.

Landesweite Proteste

In Ismailiya trieben Soldaten mit Warnschüssen eine Menschenmenge auseinander, die den Palast des Gouverneurs stürmen wollte. Beim Schusswaffeneinsatz in Ismailiya gab es dagegen keine Toten und Verletzten. Die Islamisten seien durch die Warnschüsse vertrieben worden, hieß es in Sicherheitskreisen.

In Damanhur im Nildelta kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern Mursis. Dabei erlitten Sicherheits- und Krankenhauskreisen zufolge 21 Menschen Verletzungen. Drei seien mit Schusswunden ins Krankenhaus gebracht worden.

Die Behörden meldeten einen Toten aus dem Kairoer Vorort Nasr City, wo sich zehntausende Islamisten versammelt hatten. In Al-Arish auf dem Sinai griffen Mursi-Anhänger ein Regierungsgebäude an, wurden aber von den Sicherheitskräften vertrieben. Später erschossen Unbekannte von einem Motorrad aus zwei vor dem Gebäude postierte Polizisten.

In der zweitgrößten Stadt Alexandria setzte die Bereitschaftspolizei Tränengas und Wasserwerfer ein, um Mursi-Gegner und -Anhänger zu trennen. In der Provinz Beheira wurden sechs Menschen bei Zusammenstößen beider Lager verletzt.

Versöhnungsaufruf des Militärs unwirksam

Zuvor hatte das Militär des Landes zur nationalen Versöhnung aufgerufen. Die Ägypter sollten auf Racheakte verzichten, hieß es in einer in der Nacht zum Freitag veröffentlichten Erklärung.

Jegliche "außergewöhnlichen und willkürlichen Maßnahmen" gegen politische Bewegungen sollten vermieden werden. "Friedliche Versammlungen" und Redefreiheit seien garantierte Rechte, betonte das Militär. Anhänger des gestürzten Präsidenten haben für Freitag zu landesweiten Protesten aufgerufen.

Nach tagelangen Massenprotesten mit dutzenden Todesopfern hatte die Armeeführung Mursi am Mittwoch entmachtet und festgenommen. Die Sicherheitskräfte gingen zudem gegen Mursis politische Heimat der Muslimbrüder vor und verhafteten mehrere Anführer.

Die islamistisch geprägte Verfassung wurde außer Kraft gesetzt und soll überarbeitet werden. . Das neue Oberhaupt hat per Dekret das Oberhaus des Parlaments aufgelöst. Der Shura-Rat, die zweite Kammer der Volksvertretung, hat beratenden Charakter.

Wie das Staatsfernsehen berichtete, ernannte Mansur Mohammed Ahmed Farid zum neuen Geheimdienstchef. Dessen Vorgänger Mohammed Raafat Shehata wurde zum Sicherheitsberater berufen.