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Lauda-Lunge: Gibt es eine Zwei-Klassen-Medizin?

Niki Lauda ist nach seiner Lungen-Transplantation am Weg der Besserung. Viele Menschen fragen sich: Hatte er einen Promi-Bonus? Hier die Fakten.

Heute Redaktion
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    Im Alter von 70 Jahren verstarb Österreichs Motorsport-Ikone Niki Lauda im Mai 2019. 

Seine Karriere in Bildern: Bevor er seine große F1-Laufbahn begann, startete er in der Formel 3 und der Formel 2, zusätzlich fuhr er Langstrecken-Rennen, um Geld für die Formel 1 zu verdienen.
    Im Alter von 70 Jahren verstarb Österreichs Motorsport-Ikone Niki Lauda im Mai 2019. Seine Karriere in Bildern: Bevor er seine große F1-Laufbahn begann, startete er in der Formel 3 und der Formel 2, zusätzlich fuhr er Langstrecken-Rennen, um Geld für die Formel 1 zu verdienen.
    (Bild: picturedesk.com)

    Niki Lauda erkrankt im Urlaub, fliegt selbst im Privatjet nach Wien und bekommt eine neue Lunge. Mittlerweile ist der 69-Jährige auf dem Weg der Besserung. Einige Leute fragen sich: Wie kommt es, dass die Formel-1-Legende so schnell zu einem neuen Organ kam? Gibt es in Österreich einen Promi-Bonus? Eine Zwei-Klassen-Medizin? Hier die Fragen und Antworten zu Transplantationen und Co.

    Frage: Wer bekommt wann ein Spender-Organ?

    Antwort: Personen, die eine Transplantation benötigen, werden bei der zentralen Organisation "Eurotransplant" gemeldet. Jeder bekommt nach strengen Kriterien anonym einen Score zugewiesen, der über die Dringlichkeit entscheidet. "Niki Lauda war in der höchsten Dringlichkeitsstufe", erklärt Chirurg Walter Klepetko im "Kurier".

    Frage: Gibt es eine Altersgrenze, ab der man kein Spenderorgan mehr bekommt?

    Antwort: Entscheidend ist das biologische Alter, nicht das nominelle Alter. Das bedeutet: Ist der körperliche Zustand besser, ist die Transplantation sinnvoller. Klepetko: "Es gibt 50-Jährige, deren Gesundheitszustand so schlecht ist, dass eine Organtransplantation nicht sinnvoll ist. Umgekehrt kann ein älterer, vitaler Patient eine gute Funktion mit dem neuen Organ erreichen."

    Frage: Gab es für Niki Lauda einen Promi-Bonus, der die schnelle Transplantation erklärt?

    Antwort: Nein. "Der Patient Lauda ist ein Patient wie jeder andere auch", erklären die Ärzte im AKH. Wie erwähnt bestand bei Lauda die höchste Dringlichkeitsstufe. Da beträgt die Wartezeit im Schnitt fünf Tage. Droht keine Lebensgefahr, müssen Patienten aber mitunter bis zu sechs Monate auf ein neues Organ warten.

    Frage: Welche Organe werden am häufigsten transplantiert?

    Antwort: Am häufigsten Nieren. In Wien 160 pro Jahr, 2017 waren es in ganz Österreich 368 bei einer Warteliste von 528 Patienten. Lungen wurden in der Alpenrepublik vergangenes Jahr 228 Mal transplantiert (Warteliste: 105). 158 Mal wurde eine Leber transplantiert (Warteliste: 31), 64 Mal ein Herz (Warteliste: 69).

    Frage: Gibt es abseits von Transplantationen eine Zwei-Klassen-Medizin?

    Antwort: Dazu gibt es verschiedene Meinungen. Ein VKI-Test zeigte 2014 auf, dass sich die Wartezeiten von Privat-Patienten vor einer Operation durch Honorar-Zahlungen in fünf von zwölf Fällen verkürzten. Der Wiener Krankenanstalten-Verbund (KAV) meint: "Sonderklasse-Patienten werden wie alle anderen Patienten nach Dringlichkeit gereiht." Dieter Holzweber, Presesprecher des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, erhebt schwere Vorwürfe: "Spitalsärzte haben ihre Ordinationen, damit sie Patienten einen früheren OP-Termin geben können." Fakt ist: Die Zahl der Wahlärzte wächst. In Österreich gibt es 8.000 Ärzte mit Kassenverträgen und bereits 10.000 Wahlärzte. (heute.at)