Oberösterreich

Zu wenig Fläche – nun werden unsere Erdäpfel knapp

Die Bauern stöhnen: Das extreme Wetter setzt der Ernte, den Erträgen und damit der Landwirtschaft zu. Jetzt wird ein Engpass befürchtet.

Tobias Prietzel
Die Landwirtschaftskammer befürchtet einen Engpass bei österreichischen Erdäpfeln.
Die Landwirtschaftskammer befürchtet einen Engpass bei österreichischen Erdäpfeln.
Getty Images/iStockphoto

Der Dauerregen hat Erdäpfel-Vermarktern heuer einen Strich durch die Rechnung gemacht: Der Start der neuen Saison verzögerte sich um etwa eine Woche, die Pflanzung um rund 14 Tage. Der kühle April und Mai verschärften die Situation zusätzlich. Die warmen vergangenen Wochen sorgten für leichte Entspannung.

Was den Landwirten aufstößt: Das unbeständige Wetter lässt die Erntemenge deutlich sinken. Sie liegt um rund 20 bis 30 Prozent unter dem üblichen Durchschnitt.

Auch in der ersten Juni-Woche gab es noch Pflanzungen – so spät wie überhaupt noch nie. Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, weist auf eine Gefahr hin: Pro Erdapfel entstehen in der Regel zirka zehn bis 15 junge Knollen. "Wird zu spät gepflanzt, entwickeln sich deutlich weniger." Es sei zu befürchten, dass es heuer durch die späte Pflanzung zu geringeren Erträgen kommen wird, so Waldenberger.

Weniger Anbauflächen

Die Anbauflächen von Kartoffeln sanken in Österreich in den vergangenen zwei Jahren deutlich. Österreichs Felder sind nur mehr knapp 18.700 Hektar groß, 18 Prozent davon sind Bio. Die Ursachen: der Klimawandel und die deutliche Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. "Diese Gründe führen zu enormen Ertragsschwankungen", erklärt der Präsident.

Liegt der Ertrag unter 40.000 Kilo pro Hektar, ist der Anbau laut Landwirtschaftskammer bei durchschnittlichen Erzeugerpreisen nicht mehr wirtschaftlich. Im wichtigen Anbaugebiet Waldviertel etwa wurden die Flächen wegen des Klimawandels deutlich reduziert. Schädlinge wie der Drahtwurm sorgen zusätzlich für Sorgenfalten.

In Oberösterreich sei die Situation noch nicht so dramatisch, so Waldenberger. "Die Gründe dafür sind die höheren natürlichen Niederschlagsmengen und der höhere Anteil an Direktvermarktung durch regional starke Erzeugergemeinschaften."

Landwirte alarmiert

Die Konsequenz, mit der die Flächen schrumpfen, sei aber alarmierend. Waldenberger: "Es ist zu befürchten, dass es künftig keine ganzjährige Versorgung mit heimischen Erdäpfeln geben wird." Er verweist auf eine Zahl: Der Eigenversorgungsgrad bei Erdäpfeln lag im Vorjahr bei 86 Prozent. 2021 waren es noch 90 Prozent.

"Es ist zu befürchten, dass es künftig keine ganzjährige Versorgung mit heimischen Erdäpfeln geben wird." Landwirtschaftskammer-OÖ-Präsident Franz Waldenberger

"Innere Werte"

Lebensmittel und besonders Kartoffeln sollten mehr wegen ihrer "inneren Werte" wertgeschätzt werden, nicht wegen des Aussehens bzw. der Größe, betont der oberösterreichische Erdäpfel-Sprecher Martin Paminger. "Diese Art der Ressourcenverschwendung sollten wir uns nicht leisten."

Schon heute sei Ackerland ein knappes Gut, die darauf erzeugten Lebensmittel sollten auf dem Teller landen, so Paminger. "Es gilt, einen Bewusstseinswandel herbeizuführen, damit sowohl die Anbauflächen als auch die auf diesen Flächen geernteten Produkte effizienter genutzt werden. Dazu zählt auch ein Überdenken der zweifellos überzogenen Qualitätsanforderungen und Normen des Handels."

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