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Leeres Museum war für Albertina-Chef ein "Horrortrip"

Das Albertina Museum, sowie die Albertina modern öffnen heute ihre Pforten wieder. Wie sich die Museen darauf vorbereitet haben und was Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder in der Corona-Krise besonders hart getroffen hat, erzählt er im Interview mit "Heute".

Amra Duric
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Elf Wochen lang lag die Albertina modern im Dornröschenschlaf. Nach der durch Corona bedingten Zwangspause wird die neue Niederlassung am Karlsplatz in Wien für Besucher heute endlich eröffnet. Passend: Den Auftakt macht die Schau "The Beginning". Auch das Albertina Museum eröffnet heute seine laufenden Ausstellungen wieder. Für Direktor Klaus Albrecht Schröder steht dabei Sicherheit an erster Stelle.

Mitarbeiter sollen nicht zu Superspreadern werden

Museums-Angestellte müssen Masken und Visiere tragen, in den Häusern wurden Desinfektionsmittel-Spender angebracht. Auch Besucher dürfen nur mit Maske und 1-Meter-Abstand ins Museum. Apropos Besucher: Unter den neuen Maßnahmen dürfen sich 550 Kunstfans zeitgleich in der Albertina aufhalten, in der Albertina modern sind es 260 Leute. "Mir ist es wichtig, dass die Mitarbeiter geschützt sind und nicht zu einem Superspreader werden können, weil ein Besucher sie infiziert hat", erklärt der Albertina-Chef im Gespräch mit "Heute". Alle Sicherheitsmaßnahmen sollen für die nächsten zwei Jahre gelten.

Die strengen Schutzmaßnahmen heißt Schröder willkommen. Den vorgeschriebenen 1-Meter-Abstand einzuhalten ist für ihn besonders wichtig. "Ich habe Angst vor einem Superspreader-Effekt und davor, dass das Museum seine vitalen Funktionen nicht aufrecht erhalten kann. Ich denke wir müssen lernen die nächsten zwei, drei Jahre mit diesem Virus, wenn es denn überhaupt jemals einen Impfstoff geben wird, zu leben," erklärt der Museums-Leiter. Die Prognose des Kunst-Profis für das restliche Jahr: "Wir rechnen in den nächsten beiden Sommermonaten mit einem Rückgang von 90 Prozent. Bis Jahresende etwa mit 70 Prozent. Das reißt in unser Budget ein Loch von rund acht Millionen Euro. Im besten Fall, wenn wir alle drastischen Sparmaßnahmen ergreifen, 6,5 Millionen Euro. Wir sind abhängig davon, dass man uns die Einkommensverluste kompensiert. Das ist bis heute leider nicht erfolgt. Wir haben bis heute auch keine Vorauszahlung unserer Basissubvention erhalten und auch nicht die Sondermittel, die man uns zugesagt hat." Schröder appeliert daher an den Kulturminister und Vizekanzler Werner Kogler. "Es ist eine dramatische Situation und ich hoffe, dass der Kulturminister sich dessen bewusst ist und Maßnahmen ergreifen muss. Seinen Aufgabenkatalog kann ihm niemand anderer abnehmen."

"Mit meiner Frau essen zu gehen hat mir unendlich gefehlt"

Was den Albertina-Direktor in der Corona-Krise besonders schwer getroffen hat: "Was die Meisten als ihren absoluten Traum darstellen, alleine durch die Albertina gehen zu drüfen, war für mich ein Horrortrip. Wenn man sieht, dass prachtvolle Ausstellungen nicht gesehen werden dürfen. Das hat mich sehr deprimiert." Was Schröder persönlich sehr nahe ging: "Nicht in andere Museen zu gehen und nicht essen gehen zu können. Da ich sehr früh aufstehe (Anm. spätestens um fünf Uhr morgens) und sehr lange arbeite, habe ich es genossen, am Ende eines langen Tages mit meiner Frau essen zu gehen. Das hat mir unendlich gefehlt." Die Gastro-Eröffnung war für den Kunsthistoriker somit ein Segen. "Ich bin am ersten, zweiten, dritten, vierten Tag essen gegangen und habe meinen Lieblingsgastronomen die Treue gehalten."