Politik

Lernschwache Jugendliche sollen länger zur Schule

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Eher abwartend äußert man sich im Unterrichtsministerium zur Einführung einer Bildungspflicht bis 18 Jahre. Laut einem Vorschlag im Integrationsbericht sollen davon Jugendliche erfasst werden, die am Ende ihrer verpflichtenden Schulkarriere Lesen, Schreiben und Rechnen nicht ausreichend beherrschen und so lange weiter unterrichtet werden, bis sie Mindeststandards erreicht haben.

Zunächst sollten einmal die gerade startenden Schulversuche für eine Reform der Polytechnischen Schule (PTS) abgewartet werden, die sich diesem Thema widmen, hieß es aus dem Ressort. Die ÖVP will dagegen das Thema schon im nächsten Regierungsprogramm verankern, die Opposition ist strikt dagegen.

Derzeit gibt es eine neunjährige Schulpflicht: Diese endet durch Zeitablauf und ist nicht an bestimmte Bildungserfolge geknüpft. Erst im April hatten sich alle Parlamentsparteien auf eine PTS-Reform geeinigt. So ist etwa vorgesehen, dass die PTS nicht nur ein, sondern auch zwei Jahre dauern kann, um auch lernschwächeren Schülern die Chance zu einem Abschluss zu geben. In Verbindung damit soll auch der Unterricht stärker modularisiert werden. Dazu wurden auch Schulversuche vereinbart, die im Herbst starten sollen. Im Unterrichtsministerium ist man der Ansicht, dass man nun deren Ergebnisse abwarten und dann evaluieren solle, ob weitere Maßnahmen nötig seien. Eventuell schaffe man es ohnehin mit diesen Schritten, dass alle Jugendlichen Mindeststandards bzw. einen Abschluss erreichen.

ÖVP schon in den Startlöchern

Die ÖVP will dagegen offenbar nicht so lange warten: ÖVP-Chef Michael Spindelegger betonte, er hätte nichts dagegen, eine derartige Maßnahme bereits im nächsten Regierungsprogramm zu verhandeln. Auch Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) sprach sich einmal mehr für eine Ausbildungspflicht aus.

Differenziert sieht Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl das Thema. Grundlegendes Ziel müsse es sein, die Verbindlichkeit von Bildungszielen außer Streit zu stellen. "Es ist nicht entscheidend, wie viele Jahre jemand im Schulsystem verbringt, sondern welches Bildungsniveau erreicht wird", so Leitl in einer Aussendung. Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen müssten aber "frühest möglich" erlernt werden können. Auch die Grundlagen für Migranten zum Erlernen eines für den Schulbesuch nötigen Niveaus der deutschen Sprache sei so früh wie möglich zu legen. Eine Bildungspflicht nur für Lernschwache auszulegen, sei aus Sicht der Wirtschaft zu wenig, so Leitl.

Opposition lehnt Vorschlag geschlossen ab

Wenig über hat die Opposition für eine Bildungspflicht bis 18: Für die Grünen ist der Vorschlag "weltfremd und unausgegoren": "Was Hänschen in diesem Schulsystem bis 15 nicht lernt, wird Hans mit 18 Jahren auch nicht können", so Bildungssprecher Harald Walser. Die FPÖ hält die Idee für einen "Sommergag" und fragt sich: "Warum nicht gleich die Schulpflicht bis 28, 48 oder 68 ausdehnen?" Das Team Stronach sprach von einem "pädagogischen Schildbürgerstreich", BZÖ und NEOS wollen die Einführung einer mittleren Reife als Bildungsabschluss.