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Liverpool vs. Besitzer: Verkauf wird Rechtsstreit

Heute Redaktion
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Der altehrwürdige Liverpool FC befindet sich finanziell - und deshalb auch sportlich - auf dem absteigenden Ast. Der Vorstand hat daher nun den Verkauf an einen neuen Eigentümer abgesegnet, doch die alten Besitzer sind dagegen und haben einen Rechtsstreit mit ihrem eigenen Verein angezettelt.

Die Situation könnte kaum verzwickter und skurriler sein. Vor drei Jahren kauften die US-Amerikaner George Gillet und Tom Hicks Englands erfolgreichsten Klub um rund 250 Millionen Euro. Die Übernahme finanzierten sie mit einem Kredit, dessen Pfand der Verein selbst ist. Dadurch stiegen wegen Zinszahlungen Liverpools Schulden binnen kürzester Zeit auf fast 400 Millionen Euro. Bei Manchester United herrscht übrigens die selbe Situation, nur mit noch höheren Zahlen.

Wie auch beim Rivalen aus Manchester hassen die Anhänger der Reds ihre Eigentümer, da die Schulden notwendige Spielerverstärkungen und den Bau eines neuen Stadions verhindern - die sportliche Talfahrt wurde damit eingeleitet. Der Traditionsverein befindet sich derzeit sogar auf einem Abstiegsplatz und legte den schlechtesten Saisonstart seit 57 Jahren hin.

Vorstand sah sich zum Handeln gezwungen

Nach ständigen Anfeindungen der eigenen Fans wollen Gillet und Hicks ihr "Spielzeug" seit April verkaufen. Doch niemand war bereit, die geforderten 700 Millionen Euro zu zahlen, während am 15. Oktober eine Kreditrückzahlung über 320 Millionen fällig ist. Der Gläubiger, die Royal Bank of Scotland, lehnte einen Aufschub bzw. einen neuen Kredit ab, da die Liverpool-Fans massive Drohungen gegen jeden aussprachen, der den verhassten Amerikanern mehr Geld geben würde.

Deshalb entschloss sich der Vorstand nun, einem Kaufangebot des US-Unternehmens New England Sport Ventures (NESV) um rund 350 Millionen Euro zuzustimmen, womit fast alle Schulden getilgt wären. NESV besitzt bereits das Baseball-Team Boston Red Sox, das seit der Übernahme 2002 zum ersten Mal seit 1918 zwei Titel holte und derzeit auf soliden Beinen steht.

Gerichte werden nun bemüht

Doch den aktuellen Liverpool-Besitzern Gillet und Hicks ist das Angebot zu niedrig, weshalb sie zwei Vorstände entließen um eigene Leute zu installieren - darunter Hicks Sohn. Dazu sind sie laut Vorstandvorsitzendem Martin Broughton, der den Verkauf bereits als abgeschlossen vermeldete, aber gar nicht berechtigt. Außerdem sei er selbst von den Eigentümern mit der Abwicklung eines möglichen Verkaufs betraut worden. Nun müssen die Gerichte über die internen Streitigkeiten entscheiden, während die Liverpool-Fans weiter um die Zukunft ihres geliebten Vereins bangen.

Jörg Michner