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Lügner auf WhatsApp zu entlarven ist schwierig

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Woran kann man erkennen, ob das Chat-Gegenüber gerade lügt? Online finden sich Alarmwörter oder Indizien zuhauf. Dabei wird das Wichtigste oft vergessen.

"Hey! Am Wochenende schon was vor?" – "Warum?" – "Brauche am Samstag noch eine Umzugshilfe." – "Nein, kann da leider nicht, sorry."

Lüge oder Wahrheit? In vielen Fällen ist das nicht klar. In jedem Fall aber sei eine Lüge ein negatives Ereignis für den Lügner. Das weiß auch Mona Neysari vom Psychologischen Institut der Universität Zürich: "Von diesem negativen Ereignis wollen sich die Lügenden distanzieren. Das kann sich in ihrer Wortwahl zeigen." So sei die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein Lügner mehr negative Wörter verwende. Auch sind die Ausführungen von Lügnern tendenziell weniger detailreich und bestehen aus einfachen Sätzen.

Eine Veränderung allein macht noch keine Lüge

Lügner zu erkennen, ist aber schwierig. Wer nämlich nicht auf Forschungsdaten und statistische Messmethoden zurückgreifen kann, hat lediglich eine 50/50-Chance, Drittpersonen beim Flunkern zu entlarven. In jedem Fall müssen aber auch zwischenmenschliche Beziehungen berücksichtigt werden. Auch verschiedene persönliche Aspekte spielen dabei eine Rolle.

Das lässt ein Bericht auf Techbook.de völlig außer Acht. "Nicht jede Veränderung im Schreibverhalten ist automatisch auf die Tatsache zurückzuführen, dass man gerade angelogen wird. Sie kann zwar ein Indiz dafür sein, genauso gut kann die Veränderung aber auch daher kommen, dass die schreibende Person gerade an Kopfweh leidet oder einfach keine Lust auf Kommunikation hat", erklärt Neysari. Um zuverlässig sagen zu können, wann jetzt jemand lügt, müsste die Sprache der besagten Person über einen längeren Zeitraum in den verschiedensten Situationen genau beobachtet und analysiert werden.

Wenn die KI wie ein Mensch klingt

Zusammen mit Neurowissenschaftlern der Universität Zürich arbeitet Volker Dellwo an einem Projekt, das versucht, künstliche Stimmen herzustellen. Der Fokus liegt dabei auf der Identität sowie den Emotionen in der Stimme. Wie reagieren Menschen auf künstlich generierte Stimmen? Die Vorteile von menschenähnlichen KI-Stimmen lägen im emotionalisierten Verkauf von Produkten. Nachteile dagegen würde man wohl erst – ähnlich wie bei der Gentechnik oder Plastik – in der Zukunft erkennen.

Daten für die Forschung statt für Facebook

Die Verhaltensforschung ist aber noch eine junge Disziplin. Auch hat man erst jetzt richtig die Möglichkeit, mit Daten zu arbeiten. Doch hier stellt sich bereits das nächste Problem: In der Forschung ist Datensicherheit äußerst umstritten. Viele Probanden befürchten, dass ihre Daten so nicht mehr sicher sind. Das ist auch verständlich, schließlich handelt es sich bei WhatsApp-Kommunikationen um sehr persönliche Inhalte.

In Zeiten von Daten- und Abhörskandalen dürften Forschungsinstitute jedoch auf jeden Fall die vertrauenswürdigere Adresse als Facebook und dergleichen sein. Hier muss auch gesagt werden, dass sich die Forschung mit WhatsApp noch in der Anfangsphase steckt. Neysari ist sich aber sicher: "WhatsApp-Forschungen haben Zukunft. Ich selbst möchte noch viel mehr über diese Art von Kommunikation herausfinden."

Lügen per Sprachnachricht

Wie steht es aber um Sprachnachrichten, die per WhatsApp versendet werden? Volker Dellwo forscht am Phonetischen Laboratorium der Universität Zürich zur Kommunikation mit gesprochener Sprache. "In einem Sprachsignal verbirgt sich eine ganze Menge an Information. Man glaubt auch, Hinweise darin finden zu können, ob jemand lügt", erklärt Dellwo.

Verschiedenste Ansätze, auch wissenschaftliche, hätten alle nicht wirklich zum Erfolg geführt. "Es gibt aber stimmliche Merkmale wie etwa Nervosität, die beim Lügen immer wieder auftreten", sagt Dellwo. Der Haken: Da diese Merkmale von Person zu Person sehr unterschiedlich sind, ist eine Verallgemeinerung schwer. Je besser man aber jemanden kenne, desto schwerer falle das Lügen und desto einfacher erkenne man gesprochene Lügen. (vhu)