Österreich

Mail! Russisch-Lehrer in Wien sollen Putin kritisieren

Glattauer gibt Noten. Heute: Ukraine-Krieg ist in der Schule angekommen. Russisch-Lehrer soll Putin kritisieren. Und: Eine Bitte um klärende Worte.

Niki Glattauer
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Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in <em>"Heute"</em> Noten.
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Es war nur eine Frage der Zeit. Jetzt ist der Ukraine-Krieg auch in unseren Schulen angekommen. Die Bildungsdirektionen bereiten sich auf Hunderte ukrainische Schulkinder vor. In Wien werden Direktionen per Behörden-Mail gebeten, Lehrerinnen zu nennen, die Russisch oder Ukrainisch können und bereit wären, zu übersetzen, zu dolmetschen, später auch zu unterrichten – die nächste Herkules-Aufgabe für unser Schulsystem. Auch Vorboten erster Konflikte gibt es.

Wie "Heute" berichtete, kam es vor einer Wiener AHS nach "Auffassungsunterschieden" zur Situation in der Ukraine zu einer Prügelei unter Gymnasiasten. Mancherorts liegen leider auch in den Lehrkörpern die Nerven blank. In einem Mail an mich beklagt ein Russisch-Lehrer, seine Direktion verlange von ihm, an einem eigens anberaumten Elternabend gegen die Invasion in der Ukraine Stellung zu beziehen. Sollte er sich weigern, müsse er mit Versetzung (!) rechnen. Lesen Sie bitte weiter.

Note: Nicht gut

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du hier.

Russisch-Lehrer soll Putin kritisieren, sonst...

Der betreffende Lehrer, selbst Russe, unterrichtet an einer österreichischen Privatschule (Adresse und Name bekannt). Er sei, schreibt er, in die Direktion "bestellt" worden, dort habe man ihm mitgeteilt, dass es auf Wunsch mehrerer besorgter Eltern einen Elternabend geben werde, an welchem die Russisch-Lehrer der Schule Gelegenheit bekommen sollen, sich zu deklarieren.

Aus dem Mail: "(…) erklärte mir heute meine Direktion, dass sie erwartet, dass ich 'den Angriffskrieg auf die Ukraine' (so ihre Worte) und Präsident Putin unmissverständlich kritisiere. Andernfalls bin ich für die Schule nicht tragbar. (…) Ich habe gesagt, dass ich jeden Krieg prinzipiell ablehne, aber ich habe Familie und Verwandtschaft in Russland und ich liebe mein Vaterland. (…) Kann es sein, dass ich meinen Arbeitsplatz verliere, nur weil ich mich zu diesem schrecklichen Thema nicht äußern will?"

Eine Frage, die ich weiterleite: Herr Bildungsminister, werte Bildungsdirektionen, kann es?

Note: Unbefriedigend

Bitte um klärende Worte, Herr Minister!

Abgesehen davon, dass es einige russische Schulen gibt, wird in Österreich "Russisch" an rund 200 öffentlichen und privaten Schulen angeboten, unter anderen an Waldorf-(Steiner-) Schulen, oft als Pflichtfach. Was in Sport und Kultur derzeit Schule macht, nämlich von "Promis" (wie etwa Anna Netrebko) zu verlangen, ihrem Heimatland und Wladimir Putin öffentlich abzuschwören, passiert nun auch in manchen Schulen.

Ich halte das (auch) dort für kontraproduktiv, anmaßend und kompetenzüberschreitend. So verständlich es ist, dass Eltern einer Indoktrinierung ihrer Kinder durch "putinverstehende" Russisch-Lehrerinnen vorbeugen wollen, so wenig darf man Lehrerinnen zu irgendwelcher politischen Parteinahme zwingen. Hier braucht es Abkühlung in den Direktionen und – dringend! – "klärende Worte" aus dem Bildungsministerium.

Note: Nachprüfung
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